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Wie die Babuschen nach Groitzsch gekommen sind

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Wie die Babuschen nach Groitzsch gekommen sind
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 400-401
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[400]
461) Wie die Babuschen nach Groitzsch gekommen sind.
Poetisch beh. v. Ziehnert. Bd. I. S. 117 sq.

Bei Leipzig liegt das kleine Städtchen Groitzsch, dessen Hauptnahrungszweig in dem Anfertigen von sogenannten Babuschen[1] und Pantoffeln von Corduanleder besteht. Die Kunst diese ursprünglich türkische Fußbekleidung zu verarbeiten soll von einem Schuhmachergesellen aus Groitzsch, Namens Meyer, um das Jahr 1617 in seine Vaterstadt gebracht worden sein, und erzählt man, derselbe sei auf seiner Wanderung in der Fremde in die Hände eines Algierschen Corsaren gerathen [401] und von diesem nach Constantinopel verkauft worden, dort sei er als Gärtnerknecht in die Gärten des großherrlichen Serails gekommen und habe daselbst mit einer Türkin Bekannschaft gemacht, dieselbe entführt und mit in sein Vaterland genommen. Da er nun aber keine Schätze mitgebracht hatte, so kam er auf den Gedanken, solche Pantoffeln zu verfertigen, wie er in der Türkei sowohl von Männern als Frauen hatte tragen sehen, und da er überdem im Auslande auch die Bereitung des Corduanleders gelernt hatte, so gelang ihm diese Speculation so gut, daß er nicht blos selbst dadurch reich ward, sondern daß auch seine Vaterstadt von da an fast ganz Europa mit dergleichen Schuhwerk versah.[2]


  1. Das Wort Bâbûsch stammt ursprünglich aus dem Persischen und ist dann in’s Arabische, Türkische, Französische, Deutsche und Neugriechische übergegangen. Ursprünglich waren diese Pantoffeln nur von Maroquinleder, ihre Form ist aber im Orient selbst verschieden. (s. Dozy. Dict. des noms des vêtemens chez les Arabes. Amst. 1845. p. 59 sq.).
  2. Nach einer andern Version der Sage wäre jene Begebenheit unter Wiprecht von Groitzsch gefallen, es hätte die Türkin Babuse geheißen, es wären die Liebenden durch die Wachen gestört worden, und hätte sich Meyer einen Schuh seiner Schönen mitgenommen, sei dann aber wieder ergriffen worden, als Sclave zu einem Gerber gekommen und nachdem er hier die Behandlung des Corduans gelernt, von diesem nach 4 Jahren freigelassen worden: in sein Vaterland zurückgekehrt, habe er angefangen, dergleichen türkische Schuhe zu machen und diese zu Ehren seiner verlorenen Geliebten Babuschen genannt.