Zum Inhalt springen

Wie die Pilze entstanden

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Lorentz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Wie die Pilze entstanden
Untertitel:
aus: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei, S. 35–37
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1930
Verlag: Fuchs & Cie.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Danzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Pomorska Digitale Bibliothek, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[35]
Wie die Pilze entstanden.

Als noch unser Herr Jesus auf der Erde wandelte, kam er einmal zu einem Paar alter Leute, und der heilige Petrus war bei ihm. Es war schon spät am Abend und so baten sie die alten Leute, sie möchten sie über Nacht behalten. Die Leute taten das auch gern, denn sie waren gutherzig und freundlich. Die Frau war gerade beim Brotbacken, und als sie damit fertig war, gab sie den beiden zu essen. Am andern Morgen, als sie Abschied nahmen, gab die Frau dem heiligen Petrus [36] einen Wecken auf den Weg. Der heilige Petrus versteckte ihn schnell im Busen, denn er dachte, daß der Herr Jesus nichts gesehen hätte, und sprach zu sich: „Ich werde etwas unterwegs zu essen haben, aber dir, lieber Herr Jesus, werde ich nichts geben.“

Aber der Herr Jesus wußte von allem, sowohl von dem Wecken, wie von dem, was der heilige Petrus dachte. Aber er ließ es sich nicht merken, sondern dankte den Leuten für die Gastfreundschaft, und sie gingen weiter in die Welt. Als sie eine Weile gegangen waren, blieb der heilige Petrus ein wenig zurück, zog seinen Wecken hervor und biß ab. Aber der Herr Jesus wollte ihn ein wenig für seine Leckerhaftigkeit bestrafen und so schmeckte das so bitter, daß er es sofort ausspucken mußte. Nach einer Weile zog der heilige Petrus wieder seinen Wecken hervor, aber als er abbiß, mußte er wieder gleich ausspucken, denn das war noch bitterer als das erste Mal. Und als er zum dritten Male abbiß, mußte er nicht nur den Bissen sofort wieder von sich geben, sondern noch lange Zeit nachher fortwährend spucken. Er dachte zwar, daß nicht der ganze Wecken so bitter sein würde, aber was er abbiß, war bitter und er mußte es ausspucken, so daß er zuletzt zornig wurde und zu fluchen anfing. Der Herr Jesus sah sich um und fragte:

„Weshalb spuckst du so, Petrus? Ist daran der Wecken schuld, den dir die Frau gab, als wir uns auf den Weg machten?“

Als der heilige Petrus sah, daß der Herr Jesus alles wußte, gestand er es zu und antwortete: „So ist es, Herr!“

Als der heilige Petrus seine Schuld bekannte, strafte ihn der Herr Jesus nicht mehr, sondern sagte: „Es würde eine Sünde sein, wenn das Brot, das du ausgespuckt hast, ohne Nutzen auf dem Wege verkommen sollte. Möge es zu Pilze werden!“

Und wie er sagte, so geschah es.

[37] Aus den ersten Bissen entstanden die echten Steinpilze, die Reizker und die Pfifferlinge. Aus denen aber, bei denen der heilige Petrus in Zorn geriet und fluchte, entstanden die Satanspilze, Boviste, Weißschwämme und Fliegenpilze, die Menschen und Tiere vergiften. Und sie wuchsen und vermehrten sich und verbreiteten sich über die ganze Erde.