William Shakspeare's sämmtliche Gedichte/Sonett LIV
Erscheinungsbild
[29]
O, wie vielmehr erscheint die Schönheit schön,
Wenn süßen Schmuck die Treue ihr gegeben!
Die Ros’ ist schön, doch ihren Rang erhöh’n
Die süßen Düfte, welche in ihr leben.
5
Die Hageros’ hat gleichen FarbenglanzUnd gleicher Röthe Gluth wie duft’ge Rosen,
Denselben Dorn, spielt in der Winde Tanz
Ganz so bei lauer Sommerlüfte Kosen;
Doch ihre Tugend in dem Schein nur liegt.
10
Sie blühet und sie welket ungesehen,Und stirbt nur sich; die duft’gen Rosen nicht,
Ihr süßer Tod macht süße Düft’ entstehen.
So, wenn der Schönheit Zeit den Tod gegeben,
Wird deine Treu’ in meinen Versen leben.