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Wohl dem, der beßre Schätze liebt

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Wider den Geiz.
Untertitel: Wohl dem, der beßre Schätze liebt
aus: Geistliche Oden und Lieder. S. 137–139
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1757
Verlag: Weidmannische Handlung
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google = commons
Kurzbeschreibung:
zu der Melodie von Wohl dem, der sich auf seinen Gott
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[137]
Wider den Geiz.

Wohl dem, der beßre Schätze liebt,
Als Schätze dieser Erden!
Wohl dem, der sich mit Eifer übt,
An Tugend reich zu werden;

5
Und in dem Glauben, deß er lebt,

Sich über diese Welt erhebt!

     Wahr ist es, Gott verwehrt uns nicht,
Hier Güter zu besitzen.
Er gab sie uns, und auch die Pflicht,

10
Mit Weisheit sie zu nützen.

Sie dürfen unser Herz erfreun,
Und unsers Fleißes Antrieb seyn.

     Doch nach den Gütern dieser Zeit
Mit ganzer Seele schmachten,

15
Nicht erst nach der Gerechtigkeit

Und Gottes Reiche trachten;
Ist dieses eines Menschen Ruf,
Den Gott zur Ewigkeit erschuf?

[138]

     Der Geiz erniedrigt unser Herz,

20
Erstickt die edlern Triebe.

Die Liebe für ein schimmernd Erz
Verdrängt der Tugend Liebe,
Und machet, der Vernunft zum Spott,
Ein elend Gold zu deinem Gott.

25
     Der Geiz, so viel er an sich reißt,

Läßt dich kein Gut genießen;
Er quält durch Habsucht deinen Geist,
Und tödtet dein Gewissen,
Und reißt durch schmeichelnden Gewinn

30
Dich blind zu jedem Frevel hin.


     Um wenig Vortheil wird er schon
Aus dir mit Meyneid sprechen;
Dich zwingen, der Arbeiter Lohn
Unmenschlich abzubrechen;

35
Er wird in dir der Wittwen Flehn,

Der Waysen Thränen widerstehn.

     Wie könnt ein Herz, vom Geize hart,
Der Wohlthat Freuden schmecken,
Und in des Unglücks Gegenwart

40
Den Ruf zur Hülf entdecken?

Und wo ist eines Standes Pflicht,
Die nicht der Geiz entehrt und bricht?

[138]

     Du bist ein Vater; und aus Geiz
Entziehst du dich den Kindern,

45
Und lässest dich des Goldes Reiz,

Ihr Herz zu bilden, hindern;
Und glaubst, du habst sie wohl bedacht,
Wenn du sie reich, wie dich, gemacht.

     Du hast ein richterliches Amt;

50
Und du wirst dich erfrechen,

Die Sache, die das Recht verdammt,
Aus Habsucht recht zu sprechen;
Und selbst der Tugend größter Feind
Erkauft an dir sich einen Freund.

55
     Gewinnsucht raubt dir Muth und Geist,

Die Wahrheit frey zu lehren;
Du schweigst, wenn sie dich reden heißt,
Ehrst, wo du nicht sollst ehren,
Und wirst um ein verächtlich Geld

60
Ein Schmeichler, und die Pest der Welt.


     Erhalte mich, o Gott, dabey,
Daß ich mir gnügen lasse,
Geiz ewig als Abgötterey
Von mir entfern, und hasse.

65
Ein weises Herz und guter Muth

Sey meines Lebens größtes Gut!