Zedler:Braunschweigische Mumme

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Braunschweig, (Hieron.)

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Braunsdorf, oder Brunstorf

Band: 4 (1733), Spalte: 1166. (Scan)

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Braunschweigische Mumme, ein gar starckes Hopffen-Bier, so aus gebranntem Maltze gebrauen wird.

Man lässet selbiges mit dem Maltz und Hopffen gar lange kochen, und währendem Kochen wird es beständig gerühret; daher es denn sehr saturirt und starck wird.

Es ist dieses Bier zuerst in einem nahe an dem alten Peters-Thore[1] in selbiger Stadt gelegenem Hause gebrauet worden, und zum Andencken dessen, ist an selbigem Hause eine ausgehauene Statue eines Mannes, der ein Glas in der Hand hält, zu sehen.

Weil nun dieses neue Bier gut befunden worden, hat es der Erfinder gewaget, und davon einen Theil über See gesendet, und endlich würcklich einen Handel damit nach England und Holland angeleget; Daher er denn nicht allein eine Vertebram von einem Wallfisch zum Wahrzeichen dieser seiner Reisen, an sein Haus hencken lassen, sondern es wird auch noch heutiges Tages die beste Mumme Schiff-Mumme genennet, weil sie in Schiffen über die See geführet worden, und noch wird.

Der gröste Handel damit ist ohne Zweiffel geschehen zu denen Zeiten, da der Hanseatische-Bund und die Hansee-Städte, von welchen Braunschweig bekannter massen auch eine gewesen, in ihrem Flor waren; nachgehends ist aber selbige immer mehr und mehr gefallen, so daß heutiges Tages nichts mehr, als der Schatten von dem vorigen Handel vorhanden ist.

Man findet von der Mumme eine Nachricht in dem dritten Theil der Schatz-Kammer rarer und neuer Curiositaeten: Allein die Manier, selbige zu bräuen, die darinnen beschrieben wird, ist sehr falsch, indem ordentlicher Weise gar kein Bohnen-Mehl und Kräuter mit dazu genommen werden; doch pflegen einige wohl ein und anders Faß Kräuter-Mumme mit bittern und wieder den Scharbock dienlichen Speciebus zu machen; solches geschiehet aber selten.

Ebenmäßig beschreibet dieselbe Knaust ein Juriste, in seinen kurtzgefasten 5 Büchern von Bier-Brauen edit. Erfurt. 1575 in 8.[2] ingleichen Brückmann[3] in seinem Tractat de Variis Potus generibus; und den Vsum diaeteticum davon hat mit wenigem Behrens[4] in seinen Selectis Diaeteticis Sect. III. c. 4. p. 331. berühret.

Auch hat Brückmann die Mumme in einem Teutschen Carmine,[5] unter dem Titel: Die Mumme scheut sich nicht, sie will sich nicht verstecken etc. an. 1723 in 2 Bogen in 4to gerühmet, worinnen er unter andern meldet, daß sie den Namen von dem Erfinder, der Mumme geheissen, und dessen Geschlecht annoch daselbst, bekommen habe: Er vertheidiget sie wieder die Nach-Rede, als würde sie mit Canel, Alant, Nelcken, Cardamomen, und andern Specereyen anjetzo verfälscht, und mit Kirsch-Safft gefärbet; im übrigen ist er befliessen, das Lob dieses Bieres, nach poetischer Art, obzwar in etwas harten Versen zuerheben.

Marperger in seinem Kauffmanns-Magazin p. 160,[6] meldet von diesem Bier, daß jährlich etliche Last nach Ost-Indien versannt werden. Dabey denn dieses das merckwürdigste, daß dergleichen nach Ost-Indien geführte Biere unter Weges etliche mahl saur werden, sonderlich wenn sie die Aequinoctial-Linie passiren, in Ost-Indien aber ankommende, ihre völlige Süßigkeit und guten Geschmack wieder bekommen, eben, als wenn sie erst frisch gefasset worden; ja sie erlangen durch solche lange Reise und offtmahliger Veränderung, eine weit stärckere Hitze und bessern Geschmack, als sie zuvor niemahls gehabt.

Siehe auch Bier. T. III. p. 1791.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Petes-Thore
  2. Dr. Heinrich Knaust: Fünff Bücher von der Göttlichen vnd Edlen Gabe, der Philosophischen, Hochthewren vnd wunderbaren Kunst, Bier zu brawen. ...; siehe SLUB Dresden.
  3. Franz Ernst Brückmann (1697-1753), Mediziner und Naturforscher; siehe den Artikel bei Zedler, Suppl. 4, p. 763-774.
  4. Konrad Barthold Behrens (1660–1736), deutscher Arzt und Historiker, siehe den Artikel bei Zedler, Suppl. 3, p. 489-492.
  5. lat. carmen; Lied, Gesang.
  6. Das in Natur- und Kunst-Sachen Neu-eröffnete Kauffmanns-Magazin, Hamburg 1708. siehe Google