Zedler:Coburg

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Coburg, ein Fürstenthum

Band: 6 (1733), Spalte: 527–530. (Scan)

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Coburg, Lat. Coburgum, die Haupt-Stadt des Fürstenthums dieses Namens an der Itz in Francken, ist von mittelmäßiger Grösse, aber fein gebauet, und liegt 4 Meilen von Schleusingen, drey von Hildburghausen, zwey von Heldburg, sechs von Bamberg, drey von Cronach.

Ihren Namen soll sie, weil sich gute Vieh-Weide um selbige Gegend befindet, von den Kühen herführen, welches aber gar nicht wahrscheinlich. Vielmehr entweder von der Koppe, das ist, Gipfel des Berges, darauf das Schloß liegt, (denn eigentlich heisst das Berg-Schloß nahe bey der Stadt Coburg.) oder von den Koben, oder von Koffen, weil der Berg nach erlangten Kauf zur Burg angeleget worden. Einige halten dafür, daß sie des Ptolemei II. Melouacum oder Melocabum sey, weil um den Mayn herum kein anderer Ort ist, auf welchen sich gedachter Name besser schicke, Clunerius Germ. Antiq cum commentar. Bunen. Daß sie vor mehr als 700. Jahren eine Stadt gewesen, kan ihre Benennung, damit sie zur selbigen Zeit benennet worden, Trufalistatt, darthun.

Das Thal und der Hügel, auf welchen sie liegt, ist auf der einen Seite von dem Festungs-Berg gegen Morgen, und auf der andern von der Ebene am Juden Berg, so gegen Abend liegt, und von den Flüssen Han und Lauter, welche bey ihrem Zusammenfluß die Itz heissen, eingeschlossen, und von A. 1315 ist sie mit einer von Qvader-Stücken aufgeführten Mauer und darzwischen stehenden Thürmen, wie auch aufgeworffenen, und theils ausgemauerten Wasser-Gräben befestiget worden.

Unter denen geistlichen Gebäuden ist absonderlich die S. Moritz Kirche zu mercken, welche dem heiligen Mauritio, als der Stadt vormahligen Patron, zu Ehren auferbauet worden, und schon A. 1225. ihre eigene Pröbste gehabt, so unter dem Abt zu Salfeld gestanden. Abt Gregorius gab A. 1507 die Besorgung eines Vicarii von dieser Probstey dem Rathe zu Coburg als ein Lehn. Endlich wurde diesem die gantze Probstey A. 1555. von Chur-Fürst Johann Friederichen überlassen, doch mit dem Bedinge, daß sie zur Besoldung derer Kirchen und Schul-Diener solte angewendet werden. Doch haben die Aebte zu Salfeld nicht nur ein Recht zu der alten Coburgischen Closter-Kirche S. Petri und Paulli, sondern auch das Jus Patronatus zu Ernennung derer Praepositorum und Vicariorum bey der itzigen Haupt-Kirche S. Mauritii bis zur Zeit der Reformation exerciret, doch daß die Pröbste ihre Confirmation bey dem Bischoffe von Würtzburg hohlen müssen. Man weiß aber folgende Pröbste: [528]

1. Conradus 1225.
2. Henricus 1289.
3. Conradus 1330.
4. Bertoldus 1342.
5. Ludvvig von Meldingen 1361.
6. Jo. Ensemer 1373.
7. Nic. Engerde 1396.
8. Rüdiger von Hain. 1448.
9. Joh. Brandenstein.
10. Joh. Marschall 1455.
11. Christoph Schezel 1480.
12. Eucharius Schlick.
13. Heinrich von Kirchheim.
14. Martin Algmar. 1491.

Hoenns Coburg. Chron. Schamel Beschr. der Abtey Salfeld. p. 158. seq.

Es hält aber die Mauritz Kirche in der Länge 164 und nach der Höhe 64. Werck-Schuhe. Die mittlere Decke ruhet auf 8. grossen runden in 2. Reihen gesetzten Säulen, welche von dem zu Nürnberg A. 1529. verkaufften silbernen Brust-Stücke des erwehnten S. Mauritii aufgeführet worden. Innerhalb der Stadt ist auch noch die Gottes-Acker-Kirche zu S. Saluator, ausserhalb aber die heil. Creutz-Kirche zum Gottes-Dienst gewiedmet, in der Niclas-Kirche aber wird selten geprediget. Die Schloß Kirche aber ist im Bezirck der Ehrenburg mit begriffen.

Nicht weniger ist darunter das Gymnasium illustre betrachtens würdig, welches von seinem Urheber Hertzog Joanne Casimiro den Namen hat, und von ihm mit 26000 Fl. Bau-Kosten A. 1604 aufgeführt worden. Es ist dieses Fürstliche Collegium mit 3 grossen Auditoriis, einem Convictorio für die Communitaeter, und andern ansehnlichen Wohnungen, zumal vor den Directorem, Inspectorem und Oeconomum, davon jener in dem vordern Gebäude des Gymnasii, die beyde letztern aber in dem hintern Gebäude wohnen, ingleichen mit tiefen Kellern und einem zwischen beyden erstgedachten Gebäuden stehenden Brunnen, auch mit 2 Bibliothequen, mit Naturalien- und Müntz-Schräncken, ja etwas abwärts mit einem Theatro Anatomico versehen. Es haben die die Fürstlichen Gebrüder Gothaischer Linie schon A. 1677. von dem Kayser Leopoldo die Privilegia erhalten, aus demselbigen eine Universitaet aufzurichten. Die Rathschule von 7 Classen oberhalb der Moritz-Kirche ist auch ein schönes Gebäude und zugleich zu einer bequemen Wohnung des Rectoris scholae eingerichtet.

Unter denen weltlichen Gebäuden verdienet die Fürstl. Residenz, welcher von dem Kayser Carolo V. bey seiner Durchreise der Name Ehrenburg beygeleget worden, das Vorrecht. Es ist solches vorhero ein Barfüsser-Closter und Kirche gewesen, nach Einführung der Evangelischen Religion aber von seinen Besitzern verlassen, und deswegen von dem Hertzoge Johann Ernst zu Sachsen durch ansehnliche Erweiterung in eine Fürstliche Residenz verwandelt worden. Nach der Zeit ist es durch den von dem Hertzog Johann Casimir hierzu bestellten Baumeister Bonallino mit grossen Kosten zu grösserer Vollkommenheit gebracht, und das es A. 16. durch eine unvermuthete Feuers-Brunst an 3 Theilen in die Asche geleget war, von Hertzog Albrechten, jedoch in einer etwa veränderten Gestalt, wieder aufgerichtet worden. Der Marstall, das Reithauß, die Renn-Bahne, das [529] Ball wie auch Zeug- und Opern-Hauß, desgleichen der Fürstliche Lust-Garten verdienen nicht weniger gesehen zu werden. Gedachter Hertzog Johann Casimir hat auch die Cantzley ao. 1597. sehr ansehnlich auf dem Marckte nach Italiänischer Art mit verschiedenen Statuen, zumal in der Höhe erbauet. Das Rathhaus der Stadt am Marckt läßt sich auch wohl ansehen, ingleichen das Waysen und Zucht-Haus auf dem Bürglaß.

Es sind dieser Stadt zu verschiedenen Zeiten, theils von denen Kaysern, theils von ihren Eigenthums-Herren, grosse Freyheiten ertheilet worden. Absonderlich hat ihr Kayser Ludwig ao. 1331. vergünstiget, daß sie aller der Stadt Schweinfurt ertheilten und künfftig noch zu ertheilenden Privilegien mit geniessen, und derer darinnen begriffenen Freyheiten und Gerechtigkeiten sich zu ewigen Zeiten bedienen möge, welches er auch das folgende Jahr, in einem neuen Begnadigungs-Briefe wiederholte.

Sonst ist die Luft in der Stadt gesund, das Bier in gutem Ruffe, die Lauter und der Han durch Kunst zu vielen Mühlen glücklich geleitet, und sehr viele Häuser haben ihre eigenen Quellen.

Auf dem oben erwehnten Festungs-Berge liegt ein wohl verwahrtes Castell gleiches Namens mit der Stadt. Es soll dieses seinen Ursprung von einer adelichen Matrone haben, welche einige vor die Richezam halten, so Misico, der andere König in Polen, zur Ehe genommen, aber nachgehends wiederum verstossen. Wegen frühzeitigen Hintritt ihres Bruders, Hertzog Ottonis in Schwaben, hat sie sich als Nonne einkleiden lassen, und darauf ao. 1056 die Stadt Saalfeld nebst Coburg dem Ertz-Bischoff zu Cöln übergeben; daß es also diese und folgende Zeiten mehr einem Closter als einer Festung gleich gesehen, bis es endlich an die Grafen von Henneberg gelanget, welche es zu einem Schlosse gemacht. Zu der Fortification aber mag der von denen Hußiten ao. 1430. in das Franckenland geschehene Einfall Gelegenheit gegeben haben, zu deren Perfectionirung nachmals nicht wenig Apel von Vitzthum, und noch mehr Hertzog Johann Casimir beygetragen, so daß sie nachgehends ao. 1632 die Kayserliche Haupt-Armée, unter dem Hertzoge von Friedland vergeblich belagert. Es hätte auch wol der Kayserliche General Lamboy ao. 1633. seine langwierige Belagerung und Blocquade dafür anheben müssen, wenn nicht der Commendant aus Übereilung sich ergeben. Vor allen aber bleibet Hertzog Fridrich Wilhelmen zu Altenburg der Ruhm, daß er der Natur mit verschiedenen durch die Kunst neuangelegten Wercken zu statten gekommen.

Gleichwie aber die Festung viel von dem Feind erlitten, also ist leicht zu erachten, daß die Stadt nicht weniger ausstehen müssen. In der ao. 1632. vorgegangenen Belagerung, in welcher sich bemeldter massen das Schloß so wohl hielt, wurden nicht allein viele Häuser abgebrannt, und die Fürstliche Residentz Ehrenburg geplündert, sondern auch die vornehmsten Räthe und Bürgermeister, nebst andern wohlhabenden Personen, gefangen weggeführet, und zu ihrer Ranzion eine grosse Summe Geldes, die nicht aufzubringen war, begehret. In der andern Belagerung, welche gegen das Ende des 1624. Jahres vorgenommen worden, berechnete [530] das Amt Coburg wegen erlittenen Schadens über 80000. Thaler, oder wie andere berichte,, über 200000. Gulden.

Dresser de Praecip. Germ. Urb. Merians Topogr. Franc. p. 19. seq. Hoenns Coburg. Chron. Zeiller Itiner. Germ. Sagittarius Dissert. de locis Sepulchral. Seren. Fam. Witikind. ab Excessu Otton. Divit. ap. Mencken., Tom. II. Rer. Germ. Scriptor. p. 800, Monachus Pirnensis ap. Mencken l. c. Tom. III. p. 1537. Kammermeister.. Annal. Erfurt. German. ap. Mencken. l. c. Tom. III. p. 1207. Schneiders Beschr. des alt. Sachsenl. p. 3. seqq.