Zedler:Kropf, was solcher sey

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Kropf, Lat. Ingluvier

Band: 15 (1737), Spalte: 1968–1969. (Scan)

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Kropf, was solcher sey, ist unter Bronchocele Tom. IV. p. 1466. seqq. abgehandelt worden, dem setzen wir hier noch hinzu, daß Kröpffe heilen durch blosses Anrühren eine besondere Eigenschafft sey, weiche dem König von Frackreich zugeschrieben wird, wiewohl man auch dieselbe dem König in Engelland zueignet. Sonsten werden in Franckreich dabey folgende Ceremonien in acht genommen: Nachdem der König des Tages zuvor communiciret so werden die mit Kröpffen beschwehrte Personen von denen Medicis und Chirurgis herzu geführet. So bald der König herannahet, fallen dieselben auf die Knie. Vor dem Könige gehet die Leib-Guarde, welcher der König mit entblösten Haupte und in andächtiger Positur folget. Da denn im Vorbeygehen gemeldete Patienten von denen Medicis und Chirurgis, welche jene beym Haupt Haare gefasset haben, dem Könige entgegen gebeugt und von demselben mit der rechten Hand an der Stirne berühret werden, dabey er die Worte spricht: Le Roi touche, Dieu te guerit. Das ist: Der König rühret dich an, GOtt heilet dich. Die Könige in England aber verfahren mit dieser Cur, wie folget: Die Patienten werden vorher von denen Medicus genau besichtiget, daß kein Betrug dabey vorgehen könne, hernach wird eine Predigt gehalten, hierauf berühret der König, als welcher die Hände Creutz-weise übereinander hält, mit der rechten Hand den lincken, und mit der lincken Hand den rechten Backen des Patientens. Bey jeder Anrührung wiederholet der Priester die Worte aus Matt. 16, 18. Auf die Krancken werden sie die Hände legen, so wirds besser mit ihnen werden. Der König hängt darnach einem jeden eine goldene Medaille um den Hals, wobey aus Joh. 1, 9 gelesen wird: Das ist das wahre Licht, welches alle Menschen [1969] erleuchtet, welche in diese Welt kommen. Die Würckung der Cur ist diese, daß nicht eben alle, jedoch aber die meisten Patienten bald hernach zur Gesundheit gelangen, und will man solches fast insgemein der starcken Einbildung des Patienten zuschreiben. Wiewohl die Sache damit noch nicht gehoben ist, und also ungewiß bleibet. Tentzel Monathl. Unterred. 1692. May. p. 382. seqq.