Zedler:Lichtenstein, ein gräfliches Geschlechte
Lichtenstein, ein gräfliches Geschlechte, welches aus Graubünden in Tyrol gekommen seyn, und in dem Land-Gerichte Botzen das nunmehre ruinirte Schloß Lichtenstein erbauet haben soll. Wurmbrand Collect. Geneal. Hist. p. 151. Lucae Schles. Denckw. III. 4. p. 37. Imhof Notit. Proc. Imp. V. 10. §. 1. Sinapius Schles. Curios. II. p. 137. Sie führen auch daselbst den Freyherrlichen Titel von Castelcorno, und besitzen heute zu Tage zugleich unterschiedene Güter in Böhmen. Trommsdorff accur. neu und alte Geogr. von Teutschl. I. p. 44. c. II. p. 735. Imhof und Sinapius ll. cc.
Cirolus, ein Ritter, florirte im Jahre 1277. dessen Nachkommen die Schlösser Schönen und Carneit an sich gebracht. Sinapius l. c.
Um das Jahr 1300. war Henrich, dessen Gemahlin Dorothea von Tschengls gewesen seyn soll, bekannt. Hübner Geneal. Tab. 749.
Conrad von Lichtenstein war vom 1330. biß zum 1335. Jahre Bischoff zu Chiemsee. Mezger Hist. Salisburg VI. p. 1147.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts lebten zwey aus diesem Geschlechte, Hanns und Wilhelm, welche von Hübnern l. c. zu Kindern des vorhergehenden Henrichs gemacht werden. Jener, der im 1378. Jahre bekannt gewesen, zeugete mit Gertrud von Seben Henrichen, dessen Gemahlin Anna, [901] ebenfalls aus dem Geschlechte Seben war, und Wilhelmen, der sich Anfangs mit Barbara von Thun, und nachgehends mit Magdalena von Stetten vermählet gehabt. Wilhelm aber, so im 1398. Jahre gelebet, hat mit Martha von Wolckenstein das Geschlecht weiter fortgesetzet. Hübner l. c. Seine Kinder waren: 1.) Catharina, erstlich Sigismundi von Guffidaum, hernach Ioannis Chaels; 2.) N. Burckards von Weisprach; 3.) Ursel, George Botschens von Awer oder Zwingenberg Gemahlinnen; 4.) George, so im Jahre 1435. gelebet, und von Annen von Welsperg Ioannis, der im Jahre 1474. vorkommet, und dreyer Töchter Vater worden, von welchen letztern Dorothea, erst Johann von Villanders, hernach Balthasarn von Montani, Barbara Balthasarn von Welsperg, Catharina Balthasarn Trautson von Matray geheurathet; 5.) Bartholomaeus, der die ritterliche Würde erlanget, und sich zweymahl vermählet gehabt, nehmlich mit N. Gereiterin und Barbara Vöglerin, auch mit denenselben verschiedene Kinder erzeuget. Hübner l. c. Es waren solche Dorothea, Ioannis von Villanders, Gertrud, Parcifalis von Annenberg, Christina, Petri von Spaur, Martha, Ioannis von Griessing, Anna zuerst Ioannis von Crommetz, und hernach Ulrichs von Schlanderberg Gemahlinnen, Agnes, Beatrix, Sigismundus, Ritter und Rosinae Fuchsin Gemahl, Matthaeus Amtmann zu Cältern, und Balthasar, wiewohl einige den letztern nicht vor Bartholomaei, sondern Wilhelmi Sohn und Ioannis Enckel halten. Hübner l. c.
Es mögen nun gemeldeter Matthaeus und Balthasar Brüder oder Vettern seyn, so ist von ihnen zu mercken, daß sie 2. besondere Linien errichtet. Matthaei seine ist zwar bald wieder erloschen, denn von seinen zwey Kindern wurde Martha an Melchiorn von Masmünster vermählet, und Thomas, der zur ritterlichen Dignität erhoben wurde, zeugete mit Barbara Khurnin von Belasii Wolffgangen, von dem als was besonders angemercket wird, daß er 109. Jahr alt worden, und 2. Weiber, Catharinen Fuchsin und Margarethen von Montani gehabt, Erasmum, mit Barbara von Königsberg vermählt, einen Vater Andreae, Apolloniam, Martins von Baumgarten Gemahlin, und Wilhelmen, der um das Jahr 1492. gelebet, und von Magdalena von Stetten Bartholomaeum, Urseln, im 1542. Jahre Georgens Freyherrns von Fuager Gemahlin, die im 1579. Jahre gestorben, deren Crusius Schwäb. Chron. Th. III. B. X. c. p. 189. B. XI. c. 17. p. 255. gedencket. Annen, Jacob Rummels von Lichtenau, N. Ioannis von Siegenstein, Agathem, Christophs von Thun Gemahlinnen, ingleichen Balthasar Wolffgangen und Georgen, davon sich jener Catharinen von Spaur, dieser aber eine von Gläß beygeleget, erhalten. Daher sich also Hübner l. c. irret, wenn er diese gesammte Linie von Matthaei Bruder Balthasarn ableitet.
Die andere oberwehnte Linie stifftete Balthasar mit Dorothea Fuchsin. Er hatte 3. Söhne, davon aber Wolffgang auf dem Wege nach Jerusalem verstarb, Ulrich im 1493. Jahre Bischoff zu Trident worden, und daselbst im Jahre 1505. verstorben, der 3te Sohn Paullus sein Geschlecht fortgesetzet.
Dieser ist nebst einem andern aus diesem Geschlechte, Namens Bartholomaeus, der Kaysers Maximiliani I. Ober-Hof-Marschall, oder, wie Sinapius l. c. will, im [902] 1478. Jahre Oberst-Hof-Meister gewesen, mit dem Orden des goldenen Vließes beehret worden. Desgleichen ist dieser Paullus im Jahre 1492. Hof-Marschall gewesen. Datt de Pace Imp. publ. II. 5. §. 14. p. 268. Er erhielt im Jahre 1500. zuerst den gräflichen Character, und wurde von seinem Bruder dem besagten Bischoffe zu Trident mit dem Schlosse Castelcorno beliehen. Sinapius l. c. Im Jahre 1510. war er Hauptmann zu Rattenberg. Datt l. c. III. 4. §. 40. p. 525. Vermuthlich ist er auch der bey Crusio Schwäb. Chron. Th. III. B. c. 2. p. 176. im 1512. Jahre gedachte Hauptmann des Schwäbischen Bundes. Er starb im Jahre 1513. von Barbara von Schrossenstein hinterlassend: Paullum, der im 1529. Jahre lebte, und Christoph Philippen oder Christian ingleichen Christoph Wilhelmen, Grafen von Lichtenstein. Hübner l. c. Tab. 750.
Dieser hatte zur Gemahlin Margarethen, Freyin von Rapoltstein, und starb im Jahre 1547. Hübner und Sinapius ll. cc. Von seinen hinterlassenen Kindern war Barbara an Paridem, Grafen von Landron, und Dorothea, an Nicolaum oder Johannen Freyherrn von Pollweil, vermählet, Paullus hat ausser Ehe gelebet, Philipp hat sich zwar mit Ioanna Gräfin von Oettingen vermählet, aber keine Kinder hinterlassen; hergegen haben Wilhelm Philipp und George Philipp 2. Neben-Linien errichtet. Hübner l. c.
Der letztere, so den Titel Graf von Lichtenstein, Freyherr von Calstelcorno und Schönen führte, hat mit Margaretha, Gräfin von Helffenstein, den eintzigen Sohn Constantinum hinterlassen. Hübner l. c. Tab. 750. Er war erstlich mit Virginia, Gräfin von Arch, vermählet, und erzeugete mit ihr 4. Kinder, so alle jung verstorben; die andere Gemahlin Leonora Cypriani von Thun Tochter, gebar ihm Helenam, eines Grafen von Copella aus Verona Gemahlin, Margaretham, Annam, Andream, Ioannem, 2. Söhne des Namens Johann Christoph, so mehrentheils unverehlichet und jung gestorben; aber George und Vespasianus haben sich vermählet gehabt, und zwar letzterer mit Barbara, Gräfin von Ladron. Von Georgens Kindern dessen Gemahlin bey Hübnern l. c. Maria Gräfin von Thun genannt wird, ist niemand als Paris bekannt, den jedoch Hübner zu Vespasiani Sohne machet.
Der Stiffter der andern Neben-Linie, obgemeldeter Wilhelm Philipp, ist vielleicht derjenige, so im Jahre 1540. Landes-Hauptmann in Tyrol gewesen, und von einigen nur Wilhelm genennet wird. Er soll zweymahl und zwar erstlich mit Kunegunda von Plieningen, hernach mit Cunegunde von Eck vermählt gewesen seyn. Hübner l. c. Die erste hat ihm Ioannem Iacobum geboren. Balbinus Sinapius ll. cc. Derselbe vermählte sich zum erstenmahle mit Lucretia Fuchsin von Fuchsberg, und zum andern mit Barbara Leonora, Melchior Hannibals von Wolckenstein Tochter. Die Kinder erster Ehe waren Anna Christina, Christina, Philipp Wilhelm, Adam Christoph, Ioannes Vitus, so alle jung wieder verstorben. Aus der andern verstarben Christina, Maria, Christina, Maria Catharina und Christina Margaretha auch unverehlichet, Anna Leonora, begab sich in den geistlichen Stand zu Meran, Constantinus war vom 1612. biß zum 1625. Jahre Dom-Herr zu Saltzburg, Johann Christoph, im 1616. Jahre Dom-Herr zu Saltzburg und [903] Passau, ward im Jahre 1624. Bischoff zu Chiemsee, wo er biß ums Jahr 1643. gelebet; Eva Barbara wurde an Johann Georgen, Freyherrn von Firmian, und Felicitas an Casparn, Freyherrn von Wolckenstein, vermählet; Christoph Paullus vermählte sich anfangs mit Maria Esther, Freyin von Seidlitz, und nach deren Absterben mit Maximiliana, Gräfin von Salm, und Philipp Rudolph im 1624. Jahre Landes-Hauptmann zu Glatz mit Clara Vintlerin von Platsch. Hübner und Sinapius ll. cc. Mezger Hist. Salisb. V. 33. p. 817. VI. p. 1146. 1158. 1163. Mit selbiger hat dieser nachfolgende Kinder erzeuget: Mariam Christinam Graf Henrich Raymund Fuggers, Mariam, eines Grafens von Trasenbeck Gemahlinnen, Carolum, erstlich im 1637. Jahre Dom-Herrn, im 1654. Jahre Dom-Dechant zu Saltzburg, und nachgehends vom 1665. Jahre Bischoff zu Olmütz, wo er im Jahre 1695. verstorben, Annam Barbaram, Ferdinandum, Mariam Isabellam, Mariam Catharinam, Rudolphum, Mariam Caeciliam, Mariam Kunegundam, so allerseits jung verstorben, und Maximilianum. Balbinus, Sinapius, Hübner ll. cc. Mezger l. c. VI. p. 1158. 1164.
Dieser schrieb sich Grafen von Lichtenstein, Freyherrn von Castelcorno und Herrn auf Schönen, war ein gelehrter Herr, und hatte zur Gemahlin Caeciliam Radegundam, Freyin von Bemmelberg, mit der er erzeuget Maximilianum und Paullum, so jung verstorben, Maximilianum Adamum, der eben derjenige, so nach Mezgern l. c. p. 1166. im 1680. Jahre Dom-Herr zu Saltzburg worden, und, wie Sinapius l. c. p. 138. berichtet, im 1687. Jahre auch Probst zu Brünn gewesen. Christianam und Christophorum Philippum, der mit Maria Barbara, Graf Johann Ulrichs Slavata zu Chlum Tochter, welche aber schon wieder gestorben, vermählt gewesen, und verschiedene Kinder mit ihr gezeuget hat. Bucellinus Stemmatogr. Germ. P. I. Sinapius l. c. 137. seq. Hübn. Geneal. Tab. 750. Lex. Portat. 1730. p. 327. Ausser diesem ist einer Namens Constantin vom 1626. biß zum 1662. Jahre Dom-Herr zu Saltzburg gewesen. Mezger l. c. VI. p. 1164.
Frantz Carl war im 1705. Jahre Kaysers Leopoldi geheimer Rath und Cämmerer. Mencke. Leben Leopold p. 153.
Im Jahre 1730. lebten von diesem Geschlechte Franciscus Antonius, Kayserlicher Cämmerer, welcher sich im Jahre 1716. mit Maria Anna, einer Schwester Iosephi Caroli, Grafen von Hallweil vermählt; noch im 1736. Jahre zum würcklichen geheimen Rathe ernannt worden. Jacob Ernst, Dom-Herr zu Saltzburg; und seit dem 1727. Jahre Bischoff zu Seccau; Franciscus seit dem 1691. Jahre Dom-Herr zu Saltzburg; und Iosephus Emanuel, ein Maltheser-Ritter. Brandis Tyrol. Ehren-Cräntzl. Wurmbrand Collect. p. 161. Mezger l. c. p. 1166. Hübner Lex. Portat. 1730. p. 327. Ranfft Genealog. Archiuar. XXIII. p. 164.
Vor einigen Jahren hat dieses Geschlechte, wie Sinapius l. c. p. 138. berichtet, noch im Schlesischen Fürstenthume Neiße, Hertigswalde, Weiß-Wasser, Rosencrantz, Ober-Pomsdorff, und im Münsterbergischen einen Theil an Alt-Altmannsdorff besessen.
Das Wapen ist gevierdtet, und hat auch einen Mittelschild. Im ersten und andern Qvartiere ist ein silberner, im andern und dritten silbernen aber ein hinter schwartzem [904] Grunde hervor steigender rother Löwe. Der blaue Mittelschild ist durch eine umgekehrte silberne Spitze getheilet. Auf dem mittlern gekrönten Helme ist ein umgekehrter blauer oben mit silbernen Rande eingefaßter Hut voll blau und silberne Strauß-Federn; auf dem gecrönten zur rechten der silberne Löwe wachsend, und auf dem gecrönten zur lincken ein Pfauen-Spiegel, vol welchem der aus schwartzem Grunde hervorsteigende rothe Löwe zu sehen. Die Helm-Decke ist roth und silbern. Wapen-B. l. c. p. 18. Spener Op. Herald. Part. Gen. l. c. 6. §. 56. p. 329.