Zedler:Magdeburg, der Dom zu

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

Magdeburg, das Ertz-Stifft und Hertzogthum

Nächster>>>

Magdeburgenses Centuriatores

Band: 19 (1739), Spalte: 251–253. (Scan)

Magdeburg in Wikisource
Magdeburger Dom in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|19|Magdeburg, der Dom zu|251|253}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Magdeburg, der Dom zu|Magdeburg, der Dom zu|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1739)}}


Magdeburg, (der Dom zu) ist ein prächtiges Gebäude, so dem heiligen Mauritio gewidmet [252] worden ist, und zwar deswegen, weil die Kayserlichen Soldaten in dem Italiänischen Kriege eine Kirche entweiheten, die dem heiligen Mauritio gewidmet war: Das bedauerte Käyser Otto der Grosse gar sehr und that eine Gelübde, daß er diesem theuren Märtyrer eine bessere Kirche davor zu Magdeburg wolte bauen lassen, welches er auch erfüllet. Er wieß deshalben die Benedictiner-Münche aus dem Magdeburgischen Kloster, und ließ ihnen auf einem Berge bey Magdeburg ein neues aufbauen, welches noch ietzo das Kloster Bergen genennet wird.

Dieser erste Dom hat nicht an dem Orte, wo sich die heutige befindet, gestanden, jedoch nicht weit davon, auf den so genannten Platze am neuen Marckte, wo ietzo das Magdeburgische Land-Hauß stehet. Selbige Dom-Kirche ist nachgehends im Jahr 1210 auf den Grund abgebrannt, und da ist ietzige schöne Dom-Kirche, und zwar eben auf die Stelle, wo das gedachte Benedictiner Kloster gestanden hat, von Grund aus neu aufgeführet worden. (Siehe hiervon[1] Uhsens Geogr. Historisch Universal Lexicon, unter der Stadt Magdeburg.) Diese unvergleichliche Dom-Kirche ist der grossen Verwüstung der Stadt nur allein nebst sehr wenigen andern Häusern gerettet worden.

Es ist ein sehr prächtiges Gebäude von den schönsten Quadersteinen, darinnen 24 Altäre stehen. Es hat 4 Thürme haben sollen, sind aber nur solche 2 davon fertig geworden, ohngeachtet dieser Kirchen-Bau 307 Jahr gewähret hat. Das allerrareste darinnen ist sonder Zweiffel das prächtige Grabmahl Käysers Otto des Grossen und seiner Gemahlin Editha von dem schönsten Marmor, in dem hohen Altar. Dergleichen prächtiges Monument, aber von Meßing, ist auch unter dem Thurme, allwo Ertz-Bischoff Ernst, aus dem Hause Sachsen begraben liegt. Der Haupt-Altar ist ein gantzer Jaspis, welcher 2 Tonnen Goldes hoch geschätzet wird. Eben ein solcher Tauffstein stehet auch mitten in der Kirche. Oben in der Höhe ist eine rare Orgel, mit höltzernen Statuen, die sich bewegen, und ein musicalisch Instrument tractiren, nicht anders, als wenn sie lebendig wären.

Im Jahr 950 ist ein Bischoff da gewesen, der mit einer jungen Aebtißin der Liebe gepflogen hat, derselbige hörte in der Nacht eine Stimme: Cessa de ludo, Iusisti nam satis Vdo: Das heißt: Udo laß ab von deinen Spiel, du hasts getrieben allzuviel. Er kehrte sich aber nicht daran. Wie sich nun einstens ein Dom-Herr Betenshalber in die Kirche hatte verschliessen lassen, so erschiene ihm ein Mann mit einem Hencker-Schwerdt, und rieff überlaut: Ihr Heiligen stehet auf und helfft Gerichte halten! Worauf sie in grosser Menge aus den Gräbern hervor kamen. Drauf setzte sich der Herr Christus, die liebe Maria, und die heiligen Apostel, auf Stühle, und der heilige Mauritius vertrat das Amt eines Fiscals. Hierauf muste Udo vorstehen, und bekam sein Urtheil, daß er solte geköpffet werden, welches auch alsobald vollzogen ward. Damit verschwand die gantze Erscheinung. Auf dem Steine aber darauf die Execution geschehen war, konnte der Dom-Herr, der unterdessen in einen Winckel gesteckt hatte, bey [253] anbrechenden Tage gantz deutlich einige Bluts-Tropffen sehen. Dieser Stein wird noch heutiges Tages vor dem hohen Altare gezeiget, und dabey diese Historie erzehlet.

Ausser diesem wird daselbst gewiesen die Leiter, darauf der Hahn gesessen, der bey Petri Verläugnung gekrähet hat; die Laterne damit sich der Verräther Judas hat leuchten lassen; eine Ribbe von dem Wallfisch, welcher den Jonas verschlungen hat; 4 Palmen-Zweige vom Einzuge Christi; und Joh. Tetzels Ablaß-Kasten.

Auswärts an dem einen[2] Thurme ist ein Schäffer mit einem Knechte und 3. Hunden in Stein gehauen, von den wird folgendes erzehlet. Er hätte im freyen Felde auf einen grossen Steine gefrühstücket, so wäre unter demselben eine Maus hervor gekommen, und von seinem Brodte gefressen, hinter selben wären die Hunde hergewesen und hätten ein Loch in die Erde gescharret. Wie der Schäffer hätte nachwühlen wollen, hätte er einen Schatz von Gelde gefunden, der so groß gewesen, daß er diesen Thurm auf seine Kosten hätte können aufführen lassen.


Anmerkungen von Wikisource-Bearbeitern[Bearbeiten]

  1. Vorlage: biervon
  2. Vorlage: eiuen



Download der Sprachversion dieses Artikels Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei, gesprochen von Liondancer. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz