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Zedler:Persische Mahlzeiten

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Persische Manufacturen und Werckstätte

Band: 27 (1741), Spalte: 633–635. (Scan)

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Persische Mahlzeiten, von solchen schreibt Olear in dem fünften Buche seiner Persianischer Reisebeschreibung c. 16 folgender Gestalt: Die Perser insgemein haben nicht kostbare Haushaltungen, und ihr Hauswesen, Küche und Keller zu erhalten, erfordert, wenn sie nicht viel Weiber nehmen wollen, nicht grosse Unkosten. Sie haben wenig Hausgeräthe, weder Kästen, noch Schräncke. Wenn ihre Kammern, auf dem Pflaster, mit Tapeten beleget, die Speisekammer mit Reisse versehen ist, und er nur Fleisch zu kauffen hat: so ists vor den Persianer schon genung. Das Fleisch ist allenthalben gar wohlfeil; ausgenommen zu Ispahan, weil daselbst eine sehr grosse Menge Volcks und der Proviant von andern Orten dahin muß geschaffet werden. Sie essen viel Früchte; und die giebt ihm sein Garten am Hause, wie ihm seinen Tranck ein flüssender Bach oder ein Qvell giebt. Auf den Tapeten, mit welchen ihre Kammern belegt sind, gehen sie in Strümpfen und sitzen auch darauf. Es muß nichts Unsauberes in ihren Kammern seyn, und deswegen darf auch kein Hund darein kommen. Sie haben in den Gemächern allezeit eigene Töpffe, Tüfthan genannt, neben sich stehen, darein werffen sie im Essen der Früchte und Speisen die Schalen und was untüchtig ist, ingleichen auch ihren Speichel. Bey Gastereyen wird allezeit zwischen zwey Personen ein solcher Tüfthan gesetzet. Zum Kochen gebrauchen sie Töpffe von Ertz, auch von Kupffer, so verzinnet, ingleichen von Erde gebrannt sind, welche letztern bey etlichen ordentlich auf einen Herd eingemauert sind, wie unsere Destilliröfen. Ihr Feuer darunter wird nach Beschaffenheit des Ortes und Landes, mit Holtz, Sträuchern, [634] Küh- oder Cameelmiste unterhalten. Ihre Schüsseln sind auch von Kupffer, gar sauber und subtil gedrehet, und allenthalben glatt verzinnet, daß man sie für Silber ansehen solte. Sie gebrauchen auch viel porcelanene Schüsseln und andere Geschirre. Auf den Dörffern findet man meist irdene aus Thon gebrannte Gefässe. Sie halten, was ihre Speisen betrifft, insgemein nicht viel von überflüßigen Gerichten, und lasset sich mit wenigem begnügen. Daher beschuldigt sie Bizar mit Unrecht, daß sie so gefräßig wären, daß daher bey ihnen auch das Fleisch so theuer, denn die Alten wolten des Tages vier mahl gesättiget seyn, was solten denn nicht die Jungen thun. Dem Bizar aber kan man den Justinus entgegen setzen. Dieser spricht: Persae sunt parci in cibum. Athenäus sagt: Paucis cibis utuntur Persae & bellariis multis. Und aus dem Alexander von Alexander erzählet Stuck in Antiquit. Convival. daß sie des Tages kaum ein mahl, und zwar zu Mittage essen, welchen dreyen letztern Schrifftstellern man hierinne sicher beypflichten kan. Viel Perser halten des Tages kaum eine rechte vollständige Mahlzeit; ausser dem essen sie ein wenig Butter, Käse, und Gartenfrüchte. Doch giebt es Leute unter ihnen, die des Tages zwey mahl gekochte Speisen essen. Ihr vornehmstes Gerichte, so sie sich allezeit zuerst vortragen lassen, ist schlechter aufgewallter Reiß, welches sie Plau nennen, worauf insgemein gekochtes Schaffleisch liegt. Sie richten auch den Reiß auf unterschiedene Art zu; sie vermischen ihn mit Corinthen, Mandeln, färben ihn mit Saffte von Granaten oder Kirschen, ingleichen mit Safran. Also siehet man auf der Tafel des Königes bisweilen Reiß von vielerley Farben in einer Schüssel ordentlich liegen. Sie belegen auch den Reiß mit gebratenen Hünern und Fischen; ingleichen mit Spinat, Sauerampffer, und weissem Kohl. Vom braunen Kohle halten sie nichts. Sie haben, eben wie wir, allerhand Arten Federvieh, so sie verspeisen, ohne kalkutische Hüner. Man berichtet, daß ein Georgianischer Kaufmann einsmahls bey Schach Abas Zeiten etliche solche Hüner von Venetia nach Ispahan gebracht, und das Stück für ein Tumein oder sechzehn Reichsthaler verkaufft habe. Rebhüner aber und Fasanen haben sie gnug, welche auch an etlichen Orten, da sie fallen, gar wohlfeil sind. Sie essen zwar den Reiß an statt des Brods: doch haben sie gleichwohl auch unterschiedliche Arten von Brod, so von Weitzen gebacken wird. Komatsch sind Kuchen, drey Finger dicke, über eine halbe Elle lang. Lawasche sind rund, einen halben Zoll dicke. Peasekesche sind Ellen lang, werden im Hausofen oder Tenur angeklebet, und mit fünf Fingern, wovon sie auch den Nahmen bekommen, in Furchen gestrichen. Sengek, wird auf runde Feldsteine, mit welchen etliche Oefen ausgesetzet, geschlagen, und ist daher puckligt. Jucha, sind dünne Kuchen, fast wie Pergament, bey einer Ellen lang, und auch fast so breit. Diese gebrauchen sie erst an statt den Servietten oder Vortücher, indem sie die fetten Finger daran wischen, weil sie den Reiß zwischen den vier vördern Fingern aus der Schüssel nehmen und damit zum Munde fahren, auch mit [635] den Fingern das Fleisch von einander reissen. Denn bey den Persern siehet man gar selten Messer bey dem Essen gebrauchen. Wenn ihnen nun die Jucha auf solche Art gedienet: werden sie in Stücken zerrissen, etliche Stückgen Fleisch oder Reiß darein gewickelt, auch etliche nur bloß aufgegessen. Zu den Suppen gebrauchen sie nicht wie wir silberne, sondern alle, auch so gar an des Königs Tafel, höltzerne Löffel, welche oval und mit einem dünnen halb Ellen langen Stiele seyn. Ihr Geträncke ist bey den meisten, sonderlich bey dem gemeinen Manne, nur Wasser, bisweilen mit Duschab und ein wenig Eßig vermischet. Der Wein ist nicht theuer; denn in Erack und Schirwan wird in Lüllein, welches so gross als unser Maaß oder Kanne ist, um zwey oder drey Groschen verkaufft. Dennoch aber sind ihrer sehr viel, welche sich des Weins gantz und gar enthalten, weil er ihnen in ihrem Gesetze verboten ist. Also dürfen absonderlich die Hatzi, oder die zu Mecka und Medina bey Mahomeds Grabe wallfahrten gewesen, Zeit ihres Lebens keinen Wein trincken. Gleichwohl aber sind auch viele Perser, sonderlich die, so sich an den Höfen aufhalten, grosse Liebhaber des Weins, indem sie vermeynen, daß ihnen die Sünde solchen zu trincken, durch das Mittel, wodurch sie Vergebung ihrer andern Sünden erhielten, könne vergeben werden. Daher lassen sie frisch einschencken, und absonderlich muß der Wein bey ihren Gastereyen nicht gespahret werden. Nach gehaltener Mahlzeit wird allezeit, am meisten in ihren Gastgeboten, warm Wasser in einer Schenckkanne herum getragen, womit sie die fetten Hände wieder abwaschen.