Zum Inhalt springen

Zedler:Persischer Wein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
unkorrigiert
<<<Vorheriger

Persische Waaren

Nächster>>>

Persische Werckstätte

Band: 27 (1741), Spalte: 664–665. (Scan)

[[| in Wikisource]]
in der Wikipedia
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|27|Persischer Wein|664|665}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Persischer Wein|Persischer Wein|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1741)}}


Persischer Wein, Vinum Persicum, ist schwärtzlich, ein wenig roth, und wird das Geblüt, wenn man dessen zu viel gebraucht, davon sehr erhitzt, aber mäßig getruncken, erwärmet er den kalten Magen, und führet den Schleim aus. Er wird mehr von Armeniern und andern Christen als von denen Persianern getruncken; gröstentheils aber nach andern Ländern geführet, sonderlich der treffliche Schiraffer. Das Batavische Frauenzimmer weiß mit diesem Persianischen Wein, welchen sie mit feinem Canari-Zucker [665] anmachen, ihre Bekümmernissen redlich zu vertreiben, Hessens Ost-Indische Reise-Beschreib. p. 260. Er wird in verschiedenen Landschafften von Persien gezeuget. Auch findet man die Trauben hier von verschiedenen Arten, deren etliche so grosse Beeren haben, daß eine eintzige einen guten Mund voll ausmachet, zu Ispahan machen sie den Wein von einer klaren runden Traube, in der fast kein Stein befindlich. Die besten Weine aber werden zu Schiras gepresset, wenn man anders ihre Art zu keltern so nennen darf; denn man tritt sie nur wie bey uns in einer Kuffe mit Füssen, und lässet den Most mit Tristern und allem, was mit durch das Zapffenloch gehet, in einen Trog lauffen, und füllets also mit Hülsen und allem, damit es desto eher zur Gährung komme, in besondere meist irdene Gefässe. Innerhalb zwey Tagen pflegts zu gähren, welches wohl achtzehn und mehr Tage dauret, binnen dieser Zeit wird es täglich umgerührt, und endlich durch ein Sieb in reine Gefässe gefüllet, nach dreyßig oder viertzig Tagen wird es auf Flaschen gezogen, worinnen man es verschicket. Die Mahometaner, und also auch die Perser, weil sie keinen Wein trincken sollen, essen desto mehr die Trauben grün und trocken, wissen die Trauben auch eine lange Zeit grün zu behalten, sie lassen dieselben nemlich am Stocke hangen, und stecken sie in leinene Beutelgens, daß die Fliegen und Wespen sie nicht aussaugen können. Auf solche Weise bleiben sie lange frisch, denn die Lufft ist so trocken, daß in derselben nichts leicht zur Fäulung angesteckt wird: sondern alle Art Früchte sehr lange grün behalten werden können. Daher kommts auch, daß in freyer Lufft und Sonne die grösten Trauben, die lauter Safft sind, ehe trocknen, und so eindörren, daß sie in die Körbe gepackt und als Kaufmanns-Gut in die kalten Nordländer können verführet werden, ehe sie faulen. Die Engel- und Holländischen Compagnien, haben in Schiras selbst eine Wein-Kelter, und ihre eigene Wintzer und Küper dabey. Aus dem Preß-Weine, wenn man ja die Hülsen presset, macht man einen so starcken Branntewein, welchen man fast nicht ohngedämpfft oder vermischt trincken kan.