Zedler:Pestaquavit
Pestaquavit. Dazu nimmt man
- Angelicwurtzel,
- Tormentill,
- Baldrianwurtz,
- Bibenell,
- Weisse Diptamwurtz,
- Sanickel,
- Ehrenpreiß,
- Bethonien,
- St. Peterskraut,
- Cardobenedicten,
- Scabiosenkraut,
- Scabiosenblumen, jedes eine Hand voll,
[794] besagte Wurtzeln, Kräuter und Blumen soll man alle klein zerhacken und zerstossen, hernach in einen Glaskolben thun, drey Qvartiere Branntwein und halb so viel guten starcken destillirten Weineßig darüber güssen, und wohl verstopfen. Nachdem man es also vierzehn Tage an einem warmen Orte stehen und digeriren lassen, es auch währender Zeit täglich drey bis vier mahl wohl umgerüttelt hat: destilliret man es nach der Kunst allmählich herüber. Und so erhält man einen herrlichen, guten und köstlichen Aqvavit, welchen man wohl verwahret. Kömmt nun einem alten Menschen die Pest an: so giebt man ihm ein Drittheil eines Kräenauges, und Venedischen Theriac einer Erbsen groß, in einem Loth von bemeldtem Aquavit vermischt ein, decket ihn in einem Bette wohl zu, so daß nur der Mund Lufft habe, und lässet ihn wohl schwitzen. Kan man ader von Kräenaugen nichts bekommen, so kan man an deren statt nur geröstetes Brod nehmen. Einem jungen Menschen giebt man von diesem Aqvavit nur drey Qventgen mit besagtem Theriac und Kräenaugen, in einem Truncke weissen Weine, und lässet ihn gleichfalls wohl darauf schwitzen. Die Würckung, die dieser Aqvavit thut, ist so kräfftig, daß man sich darüber verwundern muß. Zur Bewahrung nimmt man täglich sechs oder acht Tropffen in einer gebührlichen Vermischung ein.
- Oder man nimmt
- Weisse Diptamwurtz,
- Meisterwurtz,
- Tormentill,
- Pimpinellwurtz,
- Entzian, jedes ℥j.
zerschneidet diese Wurtzeln alle fein durch einander, thut sie in ein Glas, und güsset guten Branntwein darüber, und verfähret ferner damit, wie bey dem vorhergehenden geschehen ist. Das Glas muß mit einem Stöpsel und gedoppelter Schweinsblase wohl zugemachet werden. Wer von der Pest angestecket worden ist, nimmt drey Löffel voll, und schwitzet wohl darauf.