Zedler:Piccolomini
Piccolomini, ein altes ansehnliches Geschlecht, so seinen Ursprung aus Rom gehabt, von dar es sich zu Siena niedergelassen, und sich daselbst grosses Ansehen zuwege gebracht, wie man denn findet, daß es 1325 vor seine Kosten ein Regiment Reuterey vor die Florentiner ausgerüstet, und hernach in der Republic Siena die vornehmsten Ehrenstellen besessen. Es sind in dieses Geschlecht zu verschiedenen Zeiten die Loli, die Todeschini, die Pierii, Herrn von Sricctano, die Ammanati, die Spannochi, die Cäsarii, die Miroballi, die Silverii und Lucentini und die del Testa aufgenommen worden, die zum Theil ausgeangen, zum Theil noch blühen. Von den letzten hat zu Anfang des 18 Jahrhunderts, Germanus Ocravius del Testa Piccolomini die Reichs-Gräfliche Würde erhalten. Bacco Piccolomo zeugte Wilhelmen, Claramontium, Ultramontium, Magalottum, deren Nachkommenschafft erloschen, ferner Rustichinum, von dessen Nachkommen hernach, und Hugonem. Hugonis ältester Sohn, Bartholomäus, zeugte Wilhelmen, mit dem Zunamen Cenci. Von Hugonis jüngern Sohn Alamand stammte Octavius Piccolomini her, der 1670 Gonfaloniere zu Siena war. Wilhelm Piccolomini, Cenci genannt, zeugte Wilhelmen, Bartholomäum, von dem die Herren von Mandanella abstammen, und Salomonen, den Stamm-Vater der Herren von Triana. Wilhelm zeugte Wilhelminum, einen Vater Conrads oder Conraducci, dessen Sohn Aeneas nebst andern Adelichen Familien aus Siena verjagt ward. Sein Sohn Aeneas Silvius starb jung, und verließ seine Gemahlin Montanimam Scali schwanger. Diese gebahr Silvium, der sein Vermögen durch der Vormünder Boßheit grösten Theils verlohr, sich im Kriege hervor that, darauf nach Hause kam, und sich mit Victorien Forteguerra vermählte, die ihm 18 Kinder gebahr, davon aber 2 Töchter Laudomia, eine Gemahlin Nanni Todeschini, Catharine, eine Gemahlin Bartholomäi Guglielini, und ein Sohn Aeneas Silvius zu Jahren gekommen. Dieser Aeneas Silvius ward 1458 unter dem Namen Pius II, unter welchem ein Artickel von ihm handelt, zur Päbstlichen Würde erhoben, und adoptirte nicht allein Gregorium Loli, welcher von seines Vaters [36] Schwester Bartholomäa Piccolomini mit Nicolao Loli gezeuget, sondern auch seinen eignen beyden Schwestern der Laudamien und Catharinen Kinder in die Piccolimineische Familie. Catharine Piccolomini zeugte mit Bartholomäo Guglielmi, Antonien, eine Gemahlin Bartholomäi Pieri, Herrn von Sticciano, dessen Nachkommen ihren Namen fahren und sich Piccolomini nennen liessen. Sein Sohn Aeneas, welcher 1489 gelebt, zeugte Silvium, einen Vater Aeneä, welcher der Republick Siena gegen die Spanier und Frantzosen gute Dienste gethan. Seine Söhne waren Ascanius, welcher 1588 Ertz-Bischoff zu Siena worden, und 1597 gestorben, Aeneas und Silvius, welche sich beyde im Kriege hervorgethan. Sonderlich stand Silvius bey dem Groß-Hertzog Ferdinanden in Gnaden, und war desselben Ober-Cammerherr. Sein mittlerer Sohn, Ascanius, starb 1629 als Ertz-Bischoff von Siena. Von dem jüngern Sohn, Octavio, Hertzog von Amalfi, der keine Kinder gelassen, handelt ein besonderer Artickel. Der älteste, Silvius Piccolomini von Arragonia, Graf von Sticciano, Ritter des Ordens St. Stephani, und General in Kayser Ferdinands II Diensten, zeugte Silvium, der 1634 bey Nördlingen, und Evandern, der bey St. Omer blieb, ingleichen Franciscum, der den Titel eines Hertzogs von Amalfi annahm, und 1656 starb, und von Aemilien, einer Tochter Graf Lorentz Strozzi, Aeneam, des H. Röm. Reichs Fürsten, der von obgedachtem Octavio zum Erben eingesetzt ward, und 1673 an der im Duell mit dem Grafen Guerrieri empfangenen Wunde starb, wie auch Lorentz, des H. Röm. Reichs Fürst Piccolomini von Aragona, Hertzog zu Amalfi, verließ. Dieser residirte zu Nachod, in Böhmen, allwo er im Jahr 1714 verstorben. Er war anfangs ein Maltheser-Ritter, und Prior zu Pisa, ward auch nach seines Bruders Aeneä Tode Reichs-Fürste, auch Hertzog von Amalfi. Seine Gemahlin Anne Victorie Ludomille, des Grafen Leopold Ulrichs Liebsteinsky von Rolowrat, Tochter, die ihm im Jahr 1689 beygeleget worden, und erst im Jahr 1738 den 21 December zu Prag in dem 72 Jahre ihres Alters das Zeitliche gesegnet, unterschiedliche Kinder beyderley Geschlechts gebohren. Von den Söhnen sind folgende drey zu mercken: 1) Johann Wentzel Carl Joseph, des Heil. Römischen Reichs Fürst Piccolomini von Aragona, Hertzog zu Amalfi, Herr der Herrschafften Nachod, Risenburg, Sticciano, und Borona etc. des Ritterlichen Ordens des Heil. Stephani Erb-Prior zu Pisa, der im Jahr 1693 den 2 Julii gebohren, und im Jahr 1733 im Febr. gestorben. 2) Octavianus Aeneas Joseph Piccolomini, des Heiligen Römischen Reichs Graf von Aragona, Herr auf Sticciano, und Borona, heutiger Fürst von Piccolomini, welcher im Jahr 1698 den 17 Febr. gebohren, im Mertz 1733 zur Regierung gekommen, und im Jahr 1738 als Kayserlicher Obrist-Lieutenant bey dem Deutschmeisterischen Regiment gestanden. 3) Johann Norbert Wentzel Piccolomini, des Heiligen Römischen Reichs Graf von Aragona, der im Jahr 1700 den 28 April gebohren, und im [37] Jahr 1738 Kayserl. Appellations-Rath bey dem Königl. Prager Schlosse gewesen.
Laudomie Piccolomini, Pabsts Pii II andere Schwester, zeugte mit Nanne Codeschino, einem Ritter von Siena, dessen Nachkommen gedachter massen in die Piccolomineische Familie adoptirt worden, Antonen, den ersten Hertzog von Amalfi, von dessen Nachkommen hernach, Franciscum, so 1503 unter dem Namen Pii III Pabst worden, Jacoben und Andream. Jacob Todeschini Piccolomini, Herr von Monte-Marciano und Camporsecoli, zeugte Aeneam, einen Vater Anton Mariens, dessen Sohn Jacob, Alphonsum, Herrn von Monte-Marciano, verließ, von dem ein Artickel folgt. Seine Tochter Victorie, ward an Camillum Conti, Hertzog von Carpineto, vermählt. Andreas Todeschini Piccolomini bekam von Ferdinanden, König von Neapel, die Herrschafft Castiglione della Pescaria, und zeugte 1) Johannem, einen Cardinal, von dem ein Artickel folget, 2) Peter Franciscum, der 1515 gelebt, und Alexandern verlassen, von dessen natürlichem Sohne Aenea die Piccolomini zu Venedig abstammen. 3) Alexandern, Hertzog von Alma, von dessen Nachkommen zu mercken a) Jacob, der 1669 gelebt, und Alexandern verlassen, b) Horatius, Decanus der Stiffts-Kirche zu Siena, 1668, c) Zoroaster, ein Dominicaner Münch. 4) Bernhardinum, Bischoff von Sessa. 5) Montaninam, eine Gemahlin Sallustii Bandini, Herrn von Castiglioncello, der in die Piccolomineische Familie adoptirt worden, und Franciscum, Ertzbischoff von Siena, der 1588 gestorben, ingleichen Marium Bandini Piccolomini verlassen, der Sallustium und Germanicum, Ertz-Bischoff von Corinth, gezeugt.
Anton Todeschini Piccolomini, der älteste Sohn Nannis Todeschini, und Laudamiens Piccolomini, erster Hertzog von Amalfi, Marggraf von Capistrano, und Graf von Celano, von dem ein Artickel folgt, zeugte mit seiner ersten Gemahlin Marien von Arragonien, einer natürlichen Tochter Ferdinands I, Königs von Neapel, Marien, eine Gemahlin erst Andreä Matthäi von Aquaviva, Hertzogs von Atri, hernach Alvari Pizarro; mit der andern aber, Marien Marzana, einer Tochter Marini, Hertzogs von Sessa, Alphonsum, Johann Baptistam, Marquis von Iliceto, und Franciscum, der 1498 Bischoff von Bisignano worden, und 1530 gestorben. Alphonsus, Hertzog von Amalfi, Ober Justitien-Rath des Königreichs Neapolis, zeugte Alphonsum, der ihm gefolgt, 1539 gelebt, und Pompejum, der erst Bischoff zu Lanciano gewesen, und 1662 als Bischoff von Torpeia gestorben: ferner Johannem, Baron von Scaffata, und Inicum, Hertzog von Amalfi, verlassen. Dessen Tochter, Constiantie, Hertzogin von Amalfi, ward an ihren Vetter Alexander Piccolomini, Marquis von Iliceto, vermählt. Johannis Sohn, Alphonsus, Baron von Scaffata, ward Graf von Celano, und zeugte Johannem, einen Vater [38] Pii, der ein Theatiner worden, Ambrosii, welcher Abt des Olivetaner Ordens gewesen, und als Ertz-Bischoff von Otranto gestorben, und Alphonsi. Dieser ward Fürst von Balle Reale, und zeugte mit Leonoren Loffreda, einer Schwester und Erbin Marci Antonii, Fürsten von Maida, und Hertzogs von Laconia, 1) Johannem, Hertzog von Laconia, welcher das Recht der Erstgeburt seinem folgenden Bruder abtrat, und unvermählt starb. 2) Franciscum, der dem Bruder folgte, aber 1686 bey der Belagerung von Ofen blieb. 3) Josephen. 4) Ambrosium, Abt des Olivetaner Ordens. 5) Dominicum, einen Theatiner. Joseph, Fürst von Valle Reale, Hertzog von Laconia, Graf von Celano, zeugte Alphonsum Piccolomini, der 1695 gebohren worden. Johann Baptista, Marquis von Iliceto, zeugte Antonen, einen Vater Alphonsi, dessen Sohn, Alexander, durch seine Vermählung mit Constantien, Hertzogin von Amalfi, dieses Hertzogthum erhielt, welches iedoch, nachdem er ohne Erben gestorben, der Königlichen Cammer heimfiel, und folgends der obgedachten Linie des Hause Piccolomini, so von den Herrn von Sticciano abstammt, zu Theil ward.
Des zu Anfang erwehnten Wilhelms Piccolomini Cencii anderer Sohn, Bartholomäus, Herr von Modanella, zeugte Comitem, unter dessen Nachkommen folgende zu mercken, 1) Anton, welcher erst Abt eines Klosters vom Camaldulenser-Orden, hernach 1458 Bischoff und das Jahr darauf der erste Ertz-Bischoff von Siena worden. 2) Fausta, die wegen ihres männlichen Muths und Hertzhafftigkeit bekannt gewesen. 3) Johann Baptista, welcher mit Virginien, einer Tochter Augusts Chigi, Franciscum, einen Vater Lälii, Murii, Sigismunds und Virginii, ingleichen Augusten, einen Malteser-Ritter, gezeugt. 4) Franciscus, welcher 1597 gelebet, und Ludewigen, Grafen Piccolomini, Ertz-Hertzogs Sigismunds von Oesterreich Ober-Cämmerer und Probsten zu Trident, Julium, Professorn zu Siena, und Franciscum, Grafen Piccolomini, verlassen. 5) Aeneas Silvius, Graf Piccolomini, Kayserlicher Feld-Marschall-Lieutenant, des letztgedachten Francisci Sohn, siehe von ihm einen besondern Artickel. Seine Geschwister waren, Anton, Probst zu Trident, Julie, eine Gemahlin Sigismunds Traps, Feldherrn von Biseyn, Nicolas und Claudius, Grafen Piccolomini.
Salomon Piccolomini, Herr von Bagnano, war Wilhelm Cencii dritter Sohn, und der Stamm-Vater der Herren von Triana. Unter seinen Nachkommen sind merckwürdig: 1) Nannius, der sich im Kriege hervor gethan. 2) Julius, Ertz-Bischoff von Rossano. 3) Lepidus, ein Jesuit. 4) Franciscus, gleichfalls ein Jesuit, welcher verschiedene Ehren-Aemter bey dieser Gesellschafft verwaltet, und 1649 derselben General worden, und 1651 gestorben. 4) Fabius, Bischoff von Massa und Popolo so 1629 gestorben. 5) Nicolas, ein Abt und Secretarius [39] der Memoriale bey Alexandern VII, Clemente IX und Clemente X. 6) Horatius, Herr von Triana, ein Vater verschiedener Kinder.
Rustichinus, des anfangs gedachten Piccolomini jüngerer Sohn, lebte 1170, und hatte eine zahlreiche Nachkommenschafft, von der insonderheit zu mercken, 1) Blasius, Herr von Mandolo, der eine besondere Linie gestifftet. 2) Carl, von dessen Enckel Petern, gleichfalls eine eigene Linie abstammet. 3) Almericus, Probst zu Breßlau, um das Jahr 1556. 4) Alexander, Ertzbischoff von Patrasso, von dem ein Artickel folget. 5) Piccolhomo, der 1660 gelebt, und Hugonem und Johann Baptistam verlassen.
Peter Piccolomini, Bartholomäi Sohn, und ein Enckel Carls, welcher von Rustichino abgestammt, lebte 1459. Von ihm kommen her 1) Hieronymus, der sich im Kriege hervor gethan. 2) Carl, der ein grosser Dialecticus gewesen. 3) Pomponius, welcher seinem Vaterlande im Kriege gute Dienste gethan, und in demselben 1554 sein Leben geendiget. 4) Franciscus, ein grosser Weltweise, von dem ein Artickel handelt. 5) Cölius, ein Cardinal, von dem ein Artickel folget. 6) Aemilius, Cölii Bruders Sohn, welcher Johann Carln und Bernhardinum gezeugt.
Blasius Piccolomini, ein Sohn Carls, welcher gleichfalls von Rustichino hergestammt, zeugte Franciscum Mandolo, welcher 1363 gelebt. Von seinen Nachkommen waren 1) Nicolas, der 1464 Ertzbischoff zu Benevent worden, und 1467 gestorben. 2) Hieronymus, Bischoff zu Pienza und Monte Ilcino, der 1535 gestorben. 3) Alexander, der diese beyde Bischöffliche Würden gleichfalls besessen, und 1563 gestorben. 4) Franciscus Maria, Bischoff zu Monte-Ilcino, der 1599 verschieden. Ghilini theatr. d' huom. leter. Imperialis musaeum. Imhof geneal. Ital. Class. 2. Hübners Genealogische Tabell. I Th. Das Wappen derer heutigen Fürsten von Piccolomini ist vierfeldig; das 1 und 4 Quartier ist drey mal gespalten, und also wieder vierfeldig. Da denn 1) das Königlich-Arragonische Wappen, 2) das Ungarische, 3) das Neapolitanische, und 4) das Jerusalemische, nemlich ein güldenes Krücken-Creutz von 4 kleinen güldenen Creutzlein begleitet, im silbern Felde, zu sehen ist, wegen der Vermählung Antons Piccolomini mit Marien, einer Tochter Ferdinands I von Arragonien, Königs von Neapel, die er 1463 geheyrathet hat. Im 2 und 3 Quartier präsentiret sich ein blaues mit güldenen halben Monden besetztes Creutz, im silbernen Felde, deren Spitzen oberwärts gekehret sind, als das Geschlechts-Wappen derer Piccolomini. Der Schild ist mit einem Fürsten-Hute bedeckt. Sonst sind dieselben Römisch-Catholischer Religion, und haben ihre ordentliche Residentz zu Nachod in Böhmen.