Zedler:Towrson, (Gabriel)
Towrson, (Gabriel) ein Englischer Kaufmann und Ober-Commissarius, lebte in der ersten Helffte des vorigen Jahrhunderts in Indien, und ward von den Holländern vor den Urheber der 1622. entstandenen Verrätherey zu Amboyna gehalten. Es war nach den Bekänntnissen der Japonier klar, daß dieselben auf anhalten desselben und der andern Officirer u. Commissarien versprechen müssen, diese Festung überrumpeln zu helffen. Alle Umstände der Zeit, der Rathschläge, und der Orte, wo sie gehalten worden, waren ausführlich beschrieben, und die Japonier gestunden, daß noch besondere Unterredungen zwischen dem Towrson, Abel Prior, einem Englischen Balbier, und einigen andern wären gehalten worden, wiewohl diese solches läugneten. Ob nun wohl der Gouverneur und Rath von Amboyna sahen, daß die That unläugbar sey, und sie mit überflüßigen Beweisthümern versehen waren, die ihnen Macht gegeben hätten, des Towrsons und der andern Commissarien sich zu bemächtigen, so wolte man sich hierinne doch nicht übereilen. Price gestund darauf selbst, daß er auf Ordre des Towrson und eines Japoniers, die übrigen Japonier überredet, und bewogen, in die Verrätherey zu willigen, die sie schon bekennet hatten. Hieraus erhellete also, daß Towrson der oberste und vornehmste Anstiffter dieser Boßheit gewesen, und die andern Commissarien, die außer Amboyna sich aufhielten, mit ihm unter einer Decke gelegen. Inzwischen ward Towrson vor den Rath gefodert, und ihm befohlen, alle seine Leute in die Festung ruffen zu lassen. Diese wurden insgesammt nach ihrer Ankunfft in Arrest genommen, bis auf den Towrson, welcher inständig um seine Freyheit bath, und vorstellete, daß da er Ober-Commissarius der Englischen Compagnie, sich ihrer Sachen niemand annehmen könnte, weil die übrigen von seinen [1778] Angehörigen in Verhafft genommen worden wären. Also ward ihm sein Hauß zu einem Gefängnisse angewiesen, und eine Wache hinein gelegt, die ihn hüten muste. Darauf wurden auch diejenigen abgehört, welche dem Towrson selbst angehörten. Dieser Zeugniß stimmete mit dem obigen ebenfalls überein, und setzten noch hinzu, daß derselbe alle Englischen Commissarien ausserhalb Amboyna zu sich geladen, welchen denn der Towrson vermeldet, daß er ihnen eine Sache von der grösten Wichtigkeit zu entdecken hätte. Nachdem dieses geschehen, habe er das Evangelien Buch auf den Tisch gelegt, und darauf ein jeder von den Anwesenden seine Hand; auf diese Art hätten sie schwören müssen. Diese Umstände und das Ansehen des Towrson als ihres Oberhaupts hätten die Commissarien bewegt, daß sie alle den Eyd abgeleget. Er habe ihnen darauf die gantze Anstalt entdecket, die man bey Ausführung des Aufstandes in Acht zu nehmen haben würde. Dieses sagten obige Personen vor der Obrigkeit aus. Es wurden daher einige Raths-Bediente von Amboyna abgeordnet, den Towrson darüber zu befragen was ihm darzu angetrieben; sie bekamen aber von ihm zur Antwort: Die Begierde, Ehre und Reichthum zu erlangen; und auf die übrigen Fragen antwortete er ebenfalls mit grosser Frechheit. So klar aber diese Sache war, so fiengen dennoch die Engelländer an, sich über den Mangel der Formalitäten zu beschweren, und zu klagen, daß alles ohne Maßgebung der Gerechtigkeit, folglich den vermeynten Aufrührern zu viel geschehen sey. Indessen wurden, wie die Englischen Geschicht-Schreiber melden, die gefangenen Engelländer, meistentheils hart gepeiniget, und mithin gezwungen Dinge zu bekennen, daran sie niemahls gedacht. Endlich verurtheilte man zehen Engelländer und etliche Portugiesen zum Tode, welches auch an ihnen vollzogen und Towrson enthauptet wurde. Allgemeine Chronicke X. Band, p. 117. Historie der Moluckischen Inseln II. Th. p. 1351. u. f.