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Zedler:Wein, (seigerer) wieder zu rechte zu bringen

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Wein, (Seigerer-)

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Wein, (Semet-) köstlich und gut zu bereiten

Band: 54 (1747), Spalte: 610–613. (Scan)

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Wein, (seigerer) wieder zu rechte zu bringen, zeiget der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, im I Theile seines Kunstbuchs, p. 336. u. f. folgendermasen: 1) Lasset desselben Weines 12 Maas aus dem Fasse, und schlaget den Wein im Fasse gar wohl mir einem Scheide, nehmet denn ein Pfund Weinstein, zwey Loth Ingwer, ein Loth Zimmetrinden, und eine Hand voll Saltz, stosset alles unter einander zu Pulver, thuts in den Wein, und rühret ihn wohl unter einander, füllet ihn zu, und lasst ihn drey Tage und drey Nächte liegen, so wird er wiederum frisch und gut. Es ist bewährt. 2) Einem Weine zu helffen, der seiger und zähe werden will. Nehmet zwey Hände voll Kalck, mischet ihn mit Weine, und machet vier Kieslinge heiß, temperirt es unter einander, und thut es in das Faß, so wird dem Weine wieder geholffen. Oder nehmet Isopen, ein grosses Büschlein sammt den Blumen, hänget ihn in den Wein, so wird er wieder frisch und gut, als er zuvor gewesen ist. Oder giesset den Wein in ein schönes Faß, und schlaget ihn nicht, nehmet denn ein Pfund Weinstein, und ein Viertelpfund Ingwer, lassets dürre werden, und stosset es in einem Mörser gar klein, thuts in ein Kännlein und lasset den Wein daran, rühret es untereinander, lasset des Weins ein wenig aus dem Fasse, und thut die Materie darein, schlagt es untereinander füllet ihn zu, und wenn die Brühe in den Wein geflossen ist, lasset ihn drey Tage und Nachte liegen, so wird er gut. 3) Wenn sich einer besorget, der Wein wolle seiger werden. Rühret ihn mit einem Scheide von Grund auf, wenn die allerkälteste Zeit ist, so verlieret er die Röthe und die Seiger, und wird in vierzehn Tagen lauter und beständig. Ist bewährt. 4) Einem seigern Weine zu helffen. Nehmet zu einem halben Fuder, ein Viering weisse Erbsen, siedets in einem saubern Kessel, mit acht Maas Wasser bis sie aufbrechen, seigets hernach durch ein Tuch, und schüttet es also heiß in das Faß, nehmet denn drey Pfund Weinstein, brennet ihn in einem Hafen zu Pulver, stosset ihn klein, dorrets samt einer Hand voll Saltzes in einer Pfannen, schüttet es wohl heiß in das Faß, rühret es auf eine Stunde, alsdenn nehmet eine Hand voll Sinngrün, oder Siggrün und Beinholtz, oder Rheinweyden, zwey Ellen lang, und drey Espenrinden, einer Spannen lang, und thuts ins Faß, so wird der Wein gerecht und gut. 5) Auf eine andere Art, seigern Weine zu helffen. Nehmet zu einem Karrenfaß voll einen Kübel voll Kieselsteine, gieset ein heiß siedend Wasser daran, deckts zu, thut es in ein Geschirr, das wohl vermacht sey, setzet es auf eine Glut, daß es glüend und heiß werde, nehmet denn drey Maas Wein aus dem Fasse, setzet den Hafen in einen Kübel, stürtzet ihn um, und thut die heissen Steine in das Faß, lasset ihn fünff Tage auf dem Gemach liegen, richtet denn ein sauber Faß zu auf halben Spahn, thut den Wein darein, so wird er hart, schön und gerecht. 6) Dem zähen Weine zu helffen. Nehmet schönen Weitzen, siedet ihn in einem neuen Hafen einen gantzen Tag, darnach schüttet ihn in ein Schaff, giest kaltes Wasser drauf, und wenn er kalt ist, thut ihn in einen Mörser, stosset ihn gar klein, treibet ihn durch ein dickes Tuch, nehmet das Weisse davon, das durchgetrieben worden, giest abermahl kaltes Wasser daran, lasset es den Tag über stehen, zur Nacht seiget es ab, und lasset es trocken werden, darauf nehmet auf ein Pfund Ummerthun, oder ausgetrockneten Weitzen, ein Pfund Mandeln, stosset sie klein machet eine gute Mandelmilch daraus, thut es darunter, nehmet so dann aus dem Fasse, eine Kanne Wein, und ein Viertel klein zerstossene Rebasche, thut alles untereinander, rühret den Wein, und gieset diese Composition hinein, so richtet er sich innerhalb sieben Tagen, verlieret die zähe und wird schön klar. 7) Einem Weine, der seiger, trüb und rohnfarbig ist, zu helffen. Nehmet zu einem halben Fuder, einen Kübel voll blauen Letten oder Leimen, klopffet ihn klein in einem kleinen Züberlein, gieset daran ein frisches Wasser, lasset es zwey Stunden lang daran stehen, seiget das Wasser ab, und rühret mit einem Holtze den Letten gar wohl und gieset wieder ein frisch Wasser daran, und lassets stehen, wie zuvor, seiget das Wassr wieder ab, thuts des Tages dreymahl, auf die Nacht giest wieder frisch Wassr daran, und lassets die Nacht daran stehen, zu Morgens seiget das Wasser wieder ab, und traget den Letten für das Faß, rühret ihn mit Weine an, daß er dünne werde. Nehmet ohngefehr 15 Maas, und acht Maas süsse Milch die wohl geraumet sey, thut drey Maas Milch in den Letten, und für zwey Pfennige Branntwein, rührets unter einander, und nehmet ein Pfund Krafft-Mehl, zerreibts mit zwey Maas Milch, und lasset acht Maas Wein aus dem Fasse, ehe man diese Mixtur darein thut, gieset das Krafftmehl vors erste darein, darnach den Letten auf das halbe Theil, rühret es alles im Fasse wohl unter einander, darnach thut den übrigen Letten und die Milch auch darein, rühret es wohl unter einander, und gieset für zwey Pfennige Branntwein in das Faß, und füllet das Faß mit Weine, auf ein Maas, gieset ein Maas Wasser darein, rühret es nicht mehr, machet ein Zäpflein in das Faß, und lasset ein halbes Maas heraus, desselben Wein schüttet in ein ander Faß, thuts des Tages einmahl, und gieset allewege frisch Wasser drein, lasset den Wein acht Tage liegen, und am neunten Tage, lasset ein sauber Faß zurichten, und einen gantzen Spahn darein brennen, und den Wein ablassen, so ist er gerecht, und ihr werdet Wunder erfahren. 8) Dem zähen Weine zu helffen. Man lässet von einem Fuder zähen Wein, einen Viertel Eymer ab, in einen reinen Hafen, decket ihn fest zu und setzet ihn zu einem frischen Feuer, und lässet ihn wohl sieden, schaumet ihn darbey fleißig ab, und wenn er lange gesotten hat, so decket man ihn auf, und hält einen brennenden Brand in den Dunst über den Hafen, so entzündet sich der Wein und beginnet zu brennen, und wenn er also eine gute Weile gebrennet hat, so bläset man darein, und löschet ihn, und die Zeit über, weil der Wein über dem Feuer stehet und siedet, soll man das im Keller bleibende Faß mit einem starcken Rührscheide wohl von Grunde auf rühren, den gesottenen Wein also heiß darein giesen, und eine halbe Stauffen gebrannten Weins, und es wohl verbäilen, so wird er in 14 Tagen gut. 9) Auf andere Art dem zähen Weine zu helffen. Man nimmt das Weisse von Eyern, Milch und Semmel, zerschlägt es wohl unter einander, daß es saimet, gieset es denn in den Wein, und lässet ihn wohl umrühren. Oder man bindet einen saubern Hader an einen Stecken, rühret den Wein wohl vom Boden auf, lässet einen Hafen voll davon sieden, und geust ihn sied heiß wieder in das Faß, wenn man will, so kan man auch ein wenig Branntwein mit darunter mischen. 10) Trüben Wein zu läutern. Nehmet zu einen Fuder 60 oder mehr Eyer, thut den Dotter davon, und schlagt das Weisse von den Eyern in einen Kübel, klopfft es mit einem Löffel, bis sie gar dünne werden, als ein Wasser, nehmet denn ein Pfund Alaun, stosset ihn klein als Mehl, nehmet darzu ein halb Viertel Milch, rühret den Alaun in die Milch, so wird es als ein Mus, zerreibet den Alaun wohl in der Milch mit einem Löffel, und gisset es durch ein Sieb, oder leinen Sack oder Tuch, treibet es fast durch, darnach gieset man das Weisse von den Eyern darein, und lässet aus dem Fasse des Weins ziemlich viel darunter, rühret also alles durch einander, und hinter dem Spunde nechst bey dem Reiffen, bohret man ein Loch mit einem Zapfenneber, und stösset einen Trichter in das Faß, und rühret dieweil den Wein zu dem Bitt oder Spunde mit einem kurtzen Rührscheide, daß die Materie sich gleich in dem Weine theile, vermachet das Faß gar wohl, in 14 Tagen wird der Wein lauter und frisch, will man den Wein gelinder machen, so nimmt man ein Pfund Kandelzucker darzu. Oder, nehmet zwey Hände voll Weinstein, stosset den klein in einem Mörser, thut ihn in ein leinen Säcklein, sehr wohl mit gebrennten Leimen verwahrt, legts in ein Feuer, daß der Weinstein gar wohl verbrannt werde, nehmet es aus dem Feuer und brechet den verbrannten Leimen davon, so wird der gebrannte Weinstein seyn, wie ein weiß Mehl. Darnach zerstösset man ihn in einem Mörser, machet ihn in einen leinen Sack, der oben weit, und unten enge sey hänget den Sack mit dem engen Theile zu dem Spunde in den Wein, daß der Sack in dem Wein hange, irgend zwey Finger tief, so zeugt der Wein den Weinstein an sich, aus dem Sacke, als ob er Saltz wäre, und damit läutert sich der Wein gar schön. Es ist bewährt. Oder man nimmt einen Filtz, von einem alten Hute, der einer Hand breit, und einer Spannen lang sey, machet ihn an dem einen Orte gar spitzig, nimmt darnach ein Becken, giesset es voll frisch Wasser, leget den Filtz mit dem breiten Orte in das Wasser, lässet den spitzigen Ort herausser hangen, so zeucht der Filtz das Wasser an sich, und treufelt an dem spitzigen Orte herab, und dieweil der Filtz an dem breiten Orte Wasser hat, so treufet es am spitzigen Orte, solchen Ort möget ihr in den Spund hängen in das Faß, so treufft das frische Wasser in den Wein, mit dem Weinsteine, und von diesen zwey Stücken, wird der Wein schön, frisch und natürlich. Es ist bewährt. 11) Wenn der Wein trübe und zähe ist, wie man ihn helffen soll. Man brennet Weinreben zu Asche, nimmt der Asche eine Hand voll, bindet es in ein Tüchlein, das rein und sauber sey, und hängt es in den Wein, er wird wieder gut. Es ist bewährt. Oder, wenn man Brod bäcket, so nimmt man eines, wenn es halb gebacken ist, und wirfft es in das Faß, lässet es drey Tage darinne liegen, dem Weine wird geholffen. Oder, man nimmt des Weins aus dem Fasse auf einen halben Eymer, schlägt den Wein wohl in dem Fasse, und nimmt denn ein Pfund Weinstein, und ein halb Pfund Fährenrinden, stösset es klein zu Pulver, radelt es durch ein Sieb, lässet Wein aus dem Fasse, und thut die Mixtur darein, und rühret ihn wieder gar wohl, füllet ihn zu, und lässet ihn drey Tage und Nachte liegen, er wird wieder gerecht und gut. Oder, nehmet vor vier Pfennige Weitzen-Teig, das Weisse von acht Eyern, und für vier Pfennige Branntwein, knetet es wohl unter einander, machet Kügelein daraus, und thut solche in den Wein, lasset ihn acht Tage ruhen, so wird er wieder kräfftig. Es ist bewährt.