Zedler:Wein-Monat, October
Wein-Monat, October, Latein. October, Frantz. Octobre, ist der zehende Monat vom Jenner, und der achte vom Mertz an gerechnet, daher er auch im Lateinischen seinen Nahmen October bekommen, immassen die Römer unter Romulo, da das Jahr nur zehen Monate hatte, mit dem Mertz-Monate ihre Jahre angefangen; nach diesem aber ward er bey ihnen, wie er es auch noch bey uns ist, der zehende Monat Kayser Carl, der Grosse, hat ihn den Wein-Monat, Wynmonet, genennet, weil die Weinlese in demselben einfället. In alten Urkunden findet man ihn Erst-Herbst, weil er der erste Herbst-Monat ist, auch Winse oder Wintze-Monat von den Wintzern benahmet. Bey denen Juden war er der siebende Monat, und hat bey ihnen Tibri oder nach anderer Meynung Marchesuan oder Bull geheissen. Der tyrannische Kayser Domitian hat ihn eine Zeitlang, weil er in selbigem gebohren worden war, nach seinem Nahmen Domitianum benennet, nachdem er aber ermordet worden, hat kein Kayser mehr begehret, daß man einen Monat nach seinem Nahmen nennen solte: weil sie es für ein unglückliches Zeichen oder Vorbedeutung gehalten; oder vielmehr weil man auf alle Weise gesuchet, das Gedächtniß dieses Tyrannen auszurotten, so hat dieser Monat alsbald nach des gedachten Kaysers Tode seinen vorigen Nahmen October oder der achte Monat wieder bekommen. Gleichergestalt ist der Nahme Faustina, welchen der Römische Rath, des Kaysers M. Antonii Gemahlin [865] zu Ehren, demselben beygeleget; ingleichen der Nahme INVICTUS, welchen er von dem Kayser Commodo erlanget, bald wiederum verloschen. Er hat ein und dreyßig Tage. Um den 23sten dieses Monats tritt die Sonne in das himmlische Zeichen des Scorpions. Von der Witterung giebt dieser Monat folgende Vermuthungen: Wenn der Mond in diesem Monate zu einer schönen Zeit neu wird, so soll auch eine schöne Lesezeit zu hoffen seyn. Wenn das Laub in diesem und folgendem Monate nicht gerne von den Bäumen fället, soll ein langer und schwerer Winter mit vielem Schnee folgen. Wenn man des Abends die Schafe nicht wohl von der Stelle bringen kan, sondern sie mit Gewalt heimtreiben muß, so soll es Regen oder Schnee bedeuten. Von den wilden Schneegänsen saget man: Wenn dieselbigen wegflügen, so komme der Winter. Wegen des künfftigen Fruchtwachses und Jahrganges bemercket man, daß, wenn das Laub in diesem Monate nicht gerne abfället, künfftiges Frühjahr viele Raupen und Geschmeiß zu besorgen seyn. Ingleichen hat man auch am Ende dieses Monats auf die Plejades gute Acht, mit was vor Witterung sie untergehen: Denn so es mit und im Untergange der Plejadum, so man auch die Gluckhenne nennet, regnet, so kommt ein mittelmäsiges Jahr; regnet es kurtz vorher, ehe sie untergehen, so folget ein fruchtbar Jahr; regnet es aber allererst, wenn die Plejades schon untergegangen, so ist ein spätes Jahr zu vermuthen, da es nemlich langsam Sommer werden und wohl auswintern wird. Was die Land- und Haußwirthsschaffts-Verrichtungen und Anmerckungen in diesem Monate anlanget; so muß man zuförderst im Felde dasjenige noch verrichten, was im Monat September, im XXXVII Bande, p. 266 beschrieben worden, und wegen Verhinderung nicht geschehen können; sonderlich hat man, da aus einer oder der andern Ursache bishero die Herbstsaat vom Weitzen und Roggen hat müssen aufgeschoben bleiben, dieselbe in diesem Monat bey Zeiten vorzunehmen; und sonderlich die Gersten- und andere Aecker noch bey gutem Wetter stoppeln zu lassen. Nach verrichteter Winter-Saat muß man die Furchen zwischen denen Beeten mit dem Pfluge behörig ausstreichen, und die Wasser-Furchen, wohin das Feld den Hang hat, quer über die Beete fein tieff ausfahren, und die Erde mit einer Schauffel rein auswerffen: Damit im Winter das Wasser nicht auf der Saat stehen bleibe. So pflegen auch etliche, die viel Felder haben, die Haber-Aecker diesen Monat durch, oder gegen dessen Ende umzureissen, und säen so denn folgendes Früh-Jahr bald den Haber hinnein; und solches ist, wenn man es vor anderer Arbeit thun kan, gar gut, denn ein solcher Acker erlieget sich fein über Winters, und wird viel mürber, als der im Frühling erst umgerissen wird, doch leidet solches nicht aller Orten die Landes-Art. Man führet nun den Mist auf diejenigen Aecker, darauf man künfftigen Frühling Sommer-Korn, Gersten, Erbsen, Hirse, Hanff, Lein und Heide-Korn säen will, (doch wo die Aecker, schon vorhero gedünget worden, darff man sie nicht noch einmahl düngen und wird der Mist so bald gebreitet und untergestürtzet, [866] und bleiben die dermassen gestürtzten Aecker über Winter also liegen, damit der Mist faulen kan, die Aecker aber davon fein mürbe werden. Den Hopffen, der zu Anfang dieses Monats noch nicht zeitig gewesen, pfleget man gleich nach Michaelis, ehe die scharffen Reiffe kommen, von den Stangen zu nehmen, lässet ihn pflücken, und ins Trockene legen. Hierauf müssen die Hopffen-Stöcke umhacket, und mit Erde zugedecket, auch die Gruben so fort mit Mist beführet, und im alten Monate gedünget werden; da sie denn also bis in den Mertz hinein liegen bleiben. Die Möhren und weisse Rüben gräbet man nach Galli oder um alt Burckhardi aus dem Acker, führet sie ein, schneidet das Kräutig oben ab, und lieset dabey die Saam-Rüben und Saam-Möhren, wie auch die welcken Rüben darunter aus, ohne denen erstern das Gekräutig abzuschneiden, weilen sie sonst nicht auswachsen würden. Die abgeschnittenen Rüben verwahret man an einem Orte, da sie nicht gefrieren können. So wird auch das Kraut um diese Zeit abgehauen, eingesühret, und die Häupter von denen Strüncken abgeschnitten, und zum Einschneiden oder Einlegen reine gemacht. Etliche harte, feste und ohnschadhaffte Häupter werden an den Strüncken gelassen, und den Winter über in einer Sand-Grube oder einem Keller vor dem Froste und Mäusen verwahret. Was man von dem Kraut- und Rüben-Land nicht zur Gerste und Lein will liegen lassen, mag man alsobald umackern und Korn darein säen. Auf den Wiesen muß man das Grummet vollends gar dürre machen und einbringen lassen. Und soll man so denn, wenn die Felder bereits überpfercht sind, und es des Winters halber geschehen kan, die Hürden auf die magern oder dürren Wiesen schlagen, oder solche sonsten wohl düngen. Man muß auch in diesem Monat die alten unfruchtbaren Wiesen vom Gemöse säubern und reinigen, und mit Asche bestreuen; Die höckerichten und unebenen Wiesen aber eingleichen und eben machen. Im übrigen hebt man diesen Monat an, den Mist, nebst den Feldern, auch vor die Weinberge auszuführen, wie man denn auch die folgende Winter-Zeit allwege thut, wenn man müssig ist, und des Winters halben fortkommen kan. Endlich kan man nun auch Gräben und Teiche schlämmen, und die schadhafften Ufer an Flüssen und Bächen mit tüchtigen Eingebäuden von Weiden- und Erlen-Holtz ausbessern, und vor weitern Abreissen verwahren. Im Lustgarten kan man noch die Zwiebel-Gewächse, so vom vorigen Monat zurücke geblieben, in gute luckere Erde pflantzen; die zarten Gewächse aber, so man in den Garten gepflantzet, wieder ausnehmen, und in die Geschirre setzen, daß sie im Winter im Gewächs-Hause können verwahret werden. Dahinein man nun auch die übrigen ausländischen Gewächse bey schönem Wetter zu bringen hat. Man kan noch alle Thüren und Fenster offen lassen, biß der Reiff einfallen will, alsdenn muß man bedacht seyn, zuzuschliessen. Was man vor Gewächse den Winter durch will im Garten stehen lassen, als: Agnus Castus, Arbor Judae, Genista Hispanica, Cistus und dergleichen mehr, kan man mit Stroh dicke bebinden, und starcke Pfähle dabey stecken, um die Wurtzel aber muß man [867] sie mit langen Pferdemist besetzen, so bleiben sie gut. Die Feigen-Bäume umbindet man rings mit Stroh, leget sie hernach in die Erde, und decket sie ferner mit langen Pferdemist zu, so bleiben sie auch gut; doch muß man Acht darauf geben, daß sie wohl feste damit eingebunden werden, damit die Mäuse nicht darzu kommen, und die Rinde abfressen. Etliche Arten Rosen, als: Herbst-Rosen, Monat-Rosen, Damascener-Rosen werden auf langen Pferdemist nieder gelegt, und ferner damit bedecket, so bleiben sie auch im Winter gut. Endlich kan man nunmehr die Blumen-Felder von den dürren Stengeln und Kraut reinigen, und die Beete, so es nöthig haben, mit kurtzem Mist bedüngen, auch dieselben umgraben lassen, damit das Erdreich durch den Frost sein mürbe werde. Im Küchen-Garten kan man noch ein paar oder mehr Beete düngen, und mit gelben Rüben-Saamen besäen, damit man im Frühlinge hinaus frühe Möhren habe. Um Simonis und Judä ist es Zeit den weisen Kopf-Kohl abzuschneiden; etliche Häupter kan man mit samt der Wurtzel ausgraben, und im Keller zum Saamen in den Sand setzen. Nun bringet man den Pastinack, Rüben, rothe Rüben, Kohlrabi, Blumenkohl, Wersich- oder Welsch-Kohl, Winter-Endivien, Cichorien, Zucker-Wurtzeln, Scorzonera, Petersilien-Wurtzeln, Seleri, Tartuffeln, Erd-Aepffel und dergleichen in den Keller in frischen Sand. Man soll aber das Kraut an den Petersilien-Wurtzeln, Cichorien und rothen Rüben nicht zu genau abschneiden, damit es wieder auswachsen, und im Winter zu Salat gebrauchet werden kan. Die Endivien, so bald sie aus der Erde genommen, leget man zuförderst, eine Staude von der andern abgesondert, acht Tage in ein lüfftig Gemach, daß sie etwas welcken, benimmt ihnen alsdenn die unreinen Blätter, so aussen herum sind, schneidet die Spitzen der übrigen Blätter oben weg, und bringet sie also in den Sand. Man pfleget auch nun den im Frühling angebauten Knoblauch zu versetzen. Ingleichen noch immerzu Saam-Gurcken abzunehmen, und den Saamen aufzuheben. Nicht weniger den im vorigen Monat noch nicht bedeckten Spargel vollends mit kurtzem Miste zu belegen, auch die Artischocken oben bis ans Hertze abzuschneiden, solche mit Erde zu behäuffen, Stroh-Stürtzen darüber zu decken, und hernach mit langen Pferdemist umher zu bedecken, so bleiben sie gut. In diesem Monat kan man noch allerley Wurtzeln in Gärten und Feldern zur Artzeney und anderem Gebrauch graben lassen. So muß man auch die leeren Kraut- oder kleinen Garten-Beete noch immer vor Winters düngen, und gehörig umgraben lassen, ehe es gefrieret. Von Kräuter-Gewächsen blühen nunmehr in den Gärten und ausserhalb denselben noch etliche, die bereits im September erzählet worden, als: Nägelein, Borragen, Ringel-Blumen, Dreyfaltigkeits-Blumen, Scabiosen, Wiesen-Zeitlosen, Storchenschnäbel, Prunellen, Hasenfuß, Rettig, Senff-Kraut, Basilien, Garten-Hederich, Schierling, Kostwurtz und dergleichen. Ihren Saamen aber zeigen der Mistel, Kürbisse, Wachholder, gelbe Rüben, Rauten, Wegwarten, Pfeffer-Kraut und andere mehr. In den Obst- und Baum-Gärten pfleget man nach [868] Michaelis das späte, und sonderlich das meiste Lager-Obst abzunehmen, auszulesen, und behörig zu verwahren. Die Stützen und Stangen, damit man die schwerträchtigen Bäume unterstützen müssen, soll man, so bald das Obst von den Bäumen, wieder ausziehen, und an einen trocknen Ort, zu künfftigen weiterem Gebrauch wohl verwahren, was aber davon zerbrochen oder faul, zerhauen und in die Küchen verbrauchen. Man mag noch ferner diesen Monat durch von allerley edlen Obste die Kerne sammlen, und vor den Mäusen an einem temperirten Orte aufbehalten. Solche Sammlung aber muß bey fruchtbaren Jahren geschehen. So werden auch noch allerhand Obst-Kerne gestecket. Die Obst-Bäume muß man, wenn die Früchte davon, umhacken und düngen; um die andern alten und erwachsenen Bäume aber, die in Gras-Gärten oder Wiesen-Gründen stehen, den Rasen über der Wurtzel aufheben, das übrige Erdreich mit Kuh-Mist vermengen, und also den geräumten Fleck so lange bis es kalt wird, offen liegen lassen, damit der Regen sich wohl darein ziehen könne, als welches denen Wurtzeln trefflich gut ist; und wenn endlich die Fröste herzu nahen, decket man sie mit dem ausgehobenen Rasen wieder zu. Aepffel- Birn- Kirschen- und andere Obst-Bäume werden nun, wenn sie ihr Laub abgeworffen, am besten versetzet; nur nicht im Vollmond, sonsten gilts gleich, wenn es geschiehet; und wenn man sie versetzet, da sie noch Laub haben, so verderben sie leichtlich. So lässet man nun auch die Wildlinge oder Wild-Stämme versetzen: Wenn man aber selbst eine Kern-Schule hat, so kan man nun die jungen Stämmlein, so wohl Stein- als Kern-Obst anderthalb Schuh weit in die ordentliche Baum-Schule verpflantzen, so werden sie viel besser und geschlachter, als jene fortwachsen. Sonsten kan man noch in diesem Monat die Bäume beschneiden, behauen, und von denen Räubern, Wasserschossen und andern überflüßigen Zweigen, befreyen und entledigen; die Wunden aber mit Baumsalbe bestreichen. Eben also kan man auch, wenn man das Gras oder Rasen um die Wurtzeln der Bäume aufhauet, die aus den Wurtzeln herfürkommenden Sprossen fein sittsam abschneiden, und die Erde mit gutem Kuh-Mist vermenget, wieder drüber decken, daß die Feuchtigkeit des Mists fein hinein zu den Wurtzeln komme. Im Frühling hernach mag man sie um die Wurtzeln ein wenig lüfften, so wachsen sie sehr hübsch; man darff sie aber im Frühling nicht wieder misten. Die Ameis-Hauffen muß man nun bey feuchtem kalten Wetter oder doch vor Tages, ehe die Sonne aufgehet, als zu welcher Zeit die Ameisen fein beysammen sind, mit Stösseln oder grossen Schlägeln zerstossen und zusammen schlagen. In den Weinbergen und Wein-Gärten soll man das Herbsten oder Wein-Lesen bey gutem Wetter, so viel sichs thun lässet, anstellen, ohne auf die Beschaffenheit des Monden einige Absicht zu machen, wenn nur die Trauben ihre völlige Zeitigung haben. Insgemein pfleget man die Wein-Lese anzustellen, wenn die Beere zuvor durch etwan ein paar Reiffe, nach Gelegenheit der Witterung, gezwungen und dünnschäligt worden, als welchen Falles man mehr und süß-geschlachten [869] Wein bekömmt. Wenn man beym Regen-Wetter lieset, bekommet man einen Wässerigen Wein; da im Gegentheil, wenn die Lese bey trockenem und schönem Wetter geschiehet, es einen edlen und herrlichen Most abgiebet, weilen alsdenn keine fremde Feuchtigkeit weder von der Erde, noch vom Regen dabey, sondern wie der Reben-Safft an sich selbsten gewachsen ist. Also, wenn der Wind um die Lese-Zeit hefftig und starck ist, und ein nasser Sommer zuvor gewesen, so schläget der Wind die Trauben und Beere, sonderlich des rothen Weines sehr ab, und wenn denn das Häutlein an den Beeren nur ein Wenig verletzet worden, so läuffet er aus, und die Winde saugen ihn auch sehr aus, daß die Beere nur schlaff und welck werden, sonderlich die rothen. Da muß man denn den rothen Wein, als der ohnedem ehe reiff wird, und bald zu faulen anfänget, zum ersten lassen, und befehlen, daß die abgefallenen Beere und Trauben fein rein abgelesen werden. Wie denn auch sonsten durchgehends die Trauben sauber abzulesen, und gute Achtung zu haben, daß die verdorbene faule und unzeitige Trauben oder Laub nicht mit in die Butten geworffen werden. Das gestreifte oder abgeblattete Wein-Laub und Wipffel-Futter kan man zu Hause an einem saubern und trockenen Orte aufschütten, weil es im Winter den Kälbern, Kälber-Kühen, Lämmer-Schaafen, Lämmern und Ziegen gar dienlich ist. In Wäldern und Holtzungen soll man nun nach, geendigter Feld-Bestellung, recht anfangen, das nöthige Brenn-Holtz, so wohl an Scheid- als Reiß-Holtz in Vorrath zu fällen. Wo man sehr viel Bau-Holtz bedarff, kan man jetzt das schlechtere im Abnehmen des Monden fällen, das andere aber in den Wäldern zeichnen: Denn die starcken Bäume, so zu Schwellen, Unterzügen und dergleichen dienen sollen, können besser hernach im December und Jenner, jedoch auch im abnehmenden Monden gehauen werden. Man muß aber auch vorher die Wälder wohl besichtigen, wo das Bau- und Brenn-Holtz am besten abzuhauen, damit nicht alles ohne Unterschied zur Verödung der Wälder und Vertreibung des Wildes ausgehauen werde. Ingleichen kan man Kohlen brennen lassen, soviel man in die Schmieden oder sonst bedarff. In diesem Monat zeuget man auch junge Bircken. Auf Galli sind die Eicheln und Buch-Eckern zeitig und reiff zum Saamen zu sammlen. Bey der Vieh-Zucht, weil um diese Zeit öffters ungesunde, stinckende und schädliche Nebel zu fallen pflegen, die dem Viehe auf der Weide höchstnachtheilig sind, als soll man demselben zur Verwahrung, des Morgens Theriack und Butter auf einem Stücke Brod zu fressen geben. Man muß auch dasselbe, wenn die Nebel zu starck, etwas später austreiben. Insonderheit soll man nun das Vieh auf keine nasse Wiesen treiben: Denn sie machen nicht nur durch ihr schweres Eintreten Löcher und Gruben darein, sondern es ist ihnen auch das feuchte Gras ohnedem sehr ungesund, sonderlich, wenn die Reiffe anheben zu fallen. Man muß es aber noch nicht einsperren, oder viel daheime lassen, vornemlich bey warmen Wetter, weilen es gar leichte vor Sehnsucht kranck wird. Sondern man soll es vielmehr [870] bey schönem Wetter, auf erhabene trockene Gras-Böden austreiben, damit sie ihre Sehnsucht büssen können; zu Hause aber muß man die Kühe in der Wartung vor andern wohl versorgen, damit man sie bey dem Kraut und Rüben noch etwas melcken möge. Man muß auch an Kraut und Rüben dem Mast-Vieh zur Fütterung nichts ermangeln oder Noth leiden, sondern vielmehr Eckern vor dasselbe lesen lassen, als welche zur Mastung sehr dienlich, sonderlich den Schweinen; und kan dadurch manches Viertel oder Scheffel au Getraide ersparet werden, den man sonsten zur Mast hätte hergeben müssen. Denn nun ist die rechte Mast-Zeit vor Ochsen, Schweine und anderes Vieh, ehe denn die grosse Kälte kömmt. Endlich ist zu mercken, daß man nicht zu viel Schaaf-Vieh in den Winter schlage damit man mit dem Futter auskommen könne. Wie man denn derentwegen insgemein um diese Zeit von allerhand Vieh, das man nicht zur Zucht aufbehält, wegzugeben pfleget. Bey der Pferde-Zucht insbesondere muß man nun den Pferden die Mäuler räumen lassen, und zwar wie einige wollen, im abnehmenden Monden. So muß man auch Acht haben, ob die Füllen nicht die Kehlsucht kriegen; und ihnen wöchentlich ein dienliches Roß-Pulver eingeben. Ingleichen pfleget man nun das Erbsen- und Wicken-Stroh, welches wohl eingebracht worden, und unschadhafft ist, den Pferden, das übrige vom Jahr durch, unter das Futter zu mengen, weil es die Würmer vertreiben soll. Auch kan man noch jetzo die jungen Füllen wallachen oder verschneiden. Bey dem Feder-Vieh pfleget man den Hünern gesottenen Haber zu geben, damit sie desto eher legen. So stellet man auch nun die Mast-Gänse ein. Ingleichen kan man jetzo alte Hennen einstellen und gut machen, und an deren Stelle Junge nachziehen. Wie man dennn auch insgemein alles übrige Geflügel, so man nicht zur Zucht oder der Haus-Nothdurfft bedarff, hingeben und verkauffen soll. Bey der Bienen-Zucht fangen die Bienen in diesent Monat an, wenn sie nach dem Zeideln das abgelauffene und auf den Sand geronnene Honig wiederum hinauf getragen, die Stöcke zu verhartzen, die Ritzen und Löchlein zu vermachen, und sich gegen den Winter und seine Kälte sicher zusetzen. Ohngeachtet dessen aber muß man die Stöcke sowohl, als die Körbe abermahl verschmieren, und sie alsdenn schon an Ort und Stelle rücken, woselbst sie den Winter über stehen sollen. Es muß aber, wenn man die Stöcke zumacht, nebst dem Blechlein, welches für das Flug-Loch muß vorgeschoben werden, denenselben, damit sie nicht ersticken, noch genugsame Lufft gelassen werden, weil man sonsten bey Aufmachung des Stockes gegen den Frühling die Bienen über die Helffte todt auf dem Boden antreffen wird. Diesem aber fürzukommen; muß man ein Lufft-Loch und zwar bey den Körben, unten zwischen dem Korbe und zwischen dem Brete; bey denen Stöcken aber am Ende des untern Beuten-Bretes, der Länge nach, eines Fingers lang, aber nur einer Messerspitzen breitmachen, damit bey so engen Raum keine Bienen durchschlupffen können. Bey der Fischerey fänget man um Galli und gegen Sigmonis [871] und Judä an, die Teiche zu fischen. Es pfleget dabey die Eintheilung folgender Gestalt gemacht zu werden, daß man allezeit die nebst an einander gelegenen Teiche, in der Ordnung, wie sie folgen, fische, und der Fischzeug nicht weit hin und wieder geschleppet werden dürffe. Mit denen Fischen muß man säuberlich umgehen, und sie nicht grob hin und her werffen, damit sie nicht die Schuppen abstossen, und hernachmahls von denen Fisch-Händlern, unter dem Vorwand, als ob sie nicht vor Kauffmanns-Gut zu halten, ausgeschossen werden mögen. Was man vor sich selbsten zu Wiederbesetzung der Teiche, oder in die Küche bedarff, wird in absonderliche Hälter und Fisch-Häuser gethan. Wenn in einem Teiche schöne Karpffen gefangen werden, soll man etliche wohl gewachsene Rögner aussuchen, um solche zu Läuchern, oder Streich-Karpffen zu gebrauchen. Um Galli lässet man auch die Streich-Teiche ab, und besiehet, ob die Karpffen darinnen gestrichen haben, und ob es auch Hechtlein darinnen gebe, als welche man, so wohl als die Karpffen heraus fangen muß: Denn wenn dieses nicht geschähe, so würden das andere Jahr, wenn die Karpffen noch einmahl streichen, der einfache Strich und zweyjährige Saamen unter einander vermenget seyn; die Hechte aber, wenn sie solten darinnen gelassen werden, den Strich auffressen und zu Schanden machen. Bey der Jägerey und dem Weydewerck, währet die Hirsch-Brunfft noch, nach deren Endigung die Hirschlecken oder Wildpret-Sultzen erneuet werden müssen. Nun gehet die Zeit an, die wilden Schweine zu fällen oder zu hetzen und kan man ihnen bey denen Morästen und Suhlen, wo sie sich einwühlen, auf den Bäumen unterm Winde aufpassen, und sie von dort aus schiessen. Die Haasen retiriren sich jetzo in die Kraut- und Rüben-Aecker, und werden sie entweder gehetzet, oder gepürschet, oder mit Netzen gefangen. Man kan auch des Nachts die Dachsen mit grossen Spur-Hunden aussuchen und hetzen; sonderlich, wenn es viel Obst hat; man muß aber auch starcke Gabeln und Dachs-Zangen dabey haben. Und endlich kan man auch noch Wolff- und Fuchs-Gruben machen lassen. Ingleichen mit der Fuchs-Pürsche den Anfang machen: Denn nun sind die Bälge gut. Nun kan man Vogelbeere und dergleichen bey schönem Wetter brechen, und an einem trockenen lufftigen Orte aufhängen und verwahren lassen, um solche im späten Herbst und Winter auf den Heerden und zu den Dohnen zu gebrauchen. Zum Rebhüner-Fang muß man nun den Treib-Zeug gebrauchen, weil die Steck-Garne keine Dienste mehr thun. Noch vierzehen Tage gehen die Haselhüner in diesem Monate gerne auf die Lock, hernach verstreichen sie aus einander, und gehen paar-weiß in ihr Winter-Lager, in die dick-verwachsene Hasel-Büsche oder Buchbäumene Wälder. Diesen gantzen Monat durch ist auch der beste Schnepffen-Fang: Denn nun fliegen sie aus den Wäldern um Abend-Zeit auf die Sand-Aecker, wo sie ihre Nahrung suchen, weilen sie jetzt mehr auf die Bau-Aecker, als auf die Wiesen kommen: Da muß man denn zu Abend, wenn man zum Gebet oder Feyerabend [872] lautet, zwischen den Wäldern und Feldern, wo man ihren Strich gewahr wird, den Ort wohl mercken, wo sie fliegen, und ein Hoch-Netze darnach richten; und also kan man, wenn man einen Flug gefangen, des andern Tages Abends wieder auf einen andern Strich, wo man etwas vernimmt, richten, weilen der Schnepff seinen ordentlichen Flug hin und wieder in den Wald hält. Vor allen Dingen taugt die Schnepffen-Panthera dazu, welche eine halbe Manns-Höhe von der Erde, sonsten aber gantz frey hänget, wie die Klebe-Garne, und die man über Nacht kan aufgerichtet stehen lassen; doch muß die Nacht stille und finster seyn. Vor dem Ende des Monats streichen die Schneffen auch gerne auf denen Wiesen, wo es viel Kuhfladen giebt, darinnen se ihre Nahrung suchen, wie auch an sumpffigen Orten, wo röthlicher Schlamm ist, da streichen auch fremde Schnepffen um Mitternacht hin, und kan man an solchen Orten die Panthera, überaus wohl anbringen, wenn man etliche Stücke neben einander, nachdem die Wiese breit ist, auf viertehalb Claffter hohen starken Stangen richtet. Man kan die Schnepffen auch in Wäldern, wo Bircken-Gesträuch und sumpffiger Boden ist, mit Steck-Netzen fangen, oder ihnen Maschen richten. Nach St. Galli-Tag haben die Krammets-Vögel, Mistler und Kernbeisser ihren Strich, und werden sonderlich mit sechs Claffterlangen Schlag-Wänden, darzu man Rhur und Lock gebraucht, oder mit Leim-Ruthen, oder auch in Mäschen oder Dohnen gefangen. Ingleichen fänget man in diesem Monat die Amseln und Drosseln am besten, denn, wenn die Wälder und Gebüsche schon bloß sind, thuts nicht mehr gut. Hingegen macht man Lauff-Bogen durch die Zäune, und in Mehl- Beer- Wacholder- Schlehen- und Hunds-Beer-Gesträuche, an welchen Orten sie sich so denn am liebsten aufhalten, wenn sie Weide finden, und nicht mehr in den Wäldern, da sie die Raub-Vögel mehrers fürchten müssen. In diesem Monat fängt man auch auf den kleinen Tennen oder Heerden, Stieglitz, Grünling und Hänfflinge, bis gegen des Monats Ende der Strich auch ein Ende nimmt; und also hat es auch mit den Fincken und Emmerlingen eine gleiche Bewandniß. So wird auch der Lergen-Fang diesen Monat durch fortgesetzet: Denn jetzt werden sie von Tag zu Tag fetter und angenehmer zu essen. Nun ist ein lustiger Fang mit denen Sperlingen anzustellen, welche jetzt im Strich gehen, und offt zu etlichen tausenden in nahe bey Städten gelegenen Feldern an den Fuhr-Strassen einfallen. Wenn sie daselbst aufgejaget werden, setzen sie sich auf die nächsten Stauden, welche man denn nur mit zwey bis drey Hundert guten Leim-Spindeln belegen, und die Sperlinge auf dem Felde, gegen solcher Staude zu austreiben darff, so kan man deren etliche hundert nicht ohne Belustigung auf einmahl erhaschen. Zu Hause muß man nun, was noch rückständig an Zubereitung der Preß-Nothdurfft, gar zu rechte machen; Ingleichen den Keller mit guten Räuchwerck ausräuchern, und wenn alle Fässer wohl zugedeckt, die Spinnen abkehren und tilgen, auch die Wände und Geläger mit trockenen Lappen abwischen; nicht weniger die [873] Fässer, so noch im Keller, wohl säubern und rein machen, wo es nicht eher geschehen. Von dem Wein-Trestern kan man Lauer vors Gesinde machen. Die Trester mag man so denn entweder zum Branntwein-Brennen gebrauchen, oder vor das Vieh, sonderlich die Schweine den Winter, über aufheben. Den neuen Most soll man in denen Kuffen wohl zudecken, daß er nicht verrauche oder etwas unrechtes hinein falle, auch nicht zulange darinnen stehen lassen, sondern bald einfüllen. Die damit gefülleten Fässer, muß man bey warmer Lufft nicht lange herausser stehen lassen, sondern bald in die Keller thun. An denen Orten, wo nur den Herbst und Winter über gebrauet wird, fänget man wiederum an zu maltzen, und frisches Bier zu brauen. Das Kraut soll man einhacken, oder einschneiden und einsäuern lassen, die schlechten Kraut-Blätter und das Rüben-Kräutig aber auf gedielte Böden vors Vieh zu trocknen, schütten, und im Winter unter derselben Süde oder Gesöde mengen. Auch um diese Zeit, das übrige Obst dörren oder backen, so man nicht verkauffen will. Ingleichen den Hanff und Flachs gar brechen und hecheln lassen, ehe denn es kalt wird. Nicht weniger die Kraut-Butter oder Herbst-Käse besonders und alleine aufheben. Nach Galli mag man sicherlich schlachten, denn es wird jetzt kein Fleisch leicht mehr von der Wärme stinckend, und gehet also das Fleisch-räuchern und Einpöckeln an. Man muß sich dahero zeitlich mit gutem Saltze versehen, alles Fleisch aber, das in den Rauch soll kommen, in diesem Monat bey abnehmenden Monden einsaltzen, das darzu gehörige Saltz vorhero wohl trocknen, und alle Feuchtigkeit von dem Fleische abwischen. Kertzen und Lichter bey schönem Wetter ziehen, wo es nicht in vorigem Monat bereits geschehen. So kan man auch einen Anfang machen, Federn zu schliessen; ingleichen Schöbe binden zu lassen, die Dächer damit auszubessern, Ferner noch vor Winters alles, was an Ställen und andern Gebäuden baufällig zukleiben und repariren. Nicht weniger muß man auch, so es in vorigen Monaten noch nicht geschehen, die Brunnen und Cisternen ausschöpffen und räumen; welches erheischender Nothdurfft nach alle zwey oder drey Jahre geschehen soll. So kan man auch noch Brunnen graben lassen. In der Küche kan man nun allerley Wildpret und Geflügel und dergleichen verspeisen, auch vor dieselbe Senf machen. Wegen der Artzeney und Lebens-Ordnung ist zu mercken: Daß man nun allerley Kräuter-Weine: Als Alant- Roßmarin- Salbey- Wermuth- Zittwer- Löffel-Kraut- Quitten-Wein, und dergleichen mehr von dem neuen Moste zu machen pflege. Doch ist der neue Most und junge Wein an sich selbst dem Menschen nicht gesund, daher man von demselben nicht zu viel trincken soll. Man kan noch allerhand Wurtzeln, als Bryonien oder Zaun-Rüben, Entzian, Alant, Eibisch, Calmus, Galgant, Hasel-Wurtz etc. zur Artzeney graben lassen. Auch in diesem Monat wiederum allerley Artzeney und sonderlich gelinde Purgantien gebrauchen. Ingleichen gute gewürtzte Speisen geniessen, um den Magen zu stärcken, doch soll man nicht zu viel thun. Wegen [874] der Witterung. In diesem Monat fänget allgemach die Winter-Witterung mit durch einander gehenden wilden Winden, Regen, Schnee und Kälte an. Wenn die Eicheln und Buch-Eckern wohl gerathen, soll ein langer und schwerer Winter mit vielem Schnee folgen. Und eben dergleichen besorget man, wenn das Laub in diesem und folgendem Monate nicht gerne von den Bäumen fället. Also, wenn man des Abends die Schaafe nicht wohl von der Stelle bringen kan, und sie mit Gewalt heimtreiben muß, so soll es Regen oder Schnee bedeuten. Von den wilden Schnee Gänsen sagt man: Wenn dieselbigen wegfliegen, so komme der Winter. Man will auch offt erfahren haben, daß wenn man von dem Tage an, darinnen der erste Schnee gefallen, gezählet, bis zum nächstkünfftigen neuen Monden, so viel Tage derselben gezählet worden, so oft sey darnach im folgenden Winter das Wetter aufgegangen und aufgethauet. Andere aber sagen also: Man solle die Tage vom ersten Schnee-fallen zählen, bis auf den vorhergehenden Neu-Monden, wenn derselbige eingetreten, und so viel solcher Tage seyn, so viel Schnee sollen denselbigen Winter fallen. Wiederum andere sehen darauf, wenn in diesem Monate ein Schnee fället, ob er viel oder wenig Tage lieget, denn nachdem soll auch der Winter hart oder gelinde folgen. Aber dieses alles ist noch sehr ungewiß; gewisser und richtiger scheinet die folgende Regel von der Wein-Lese zu seyn: Nemlich wenn der Mond in diesem Monat in einer schönen Zeit neu wird, so sey auch schöne Leß-Zeit zu hoffen. Wegen des künfftigen Jahr-Ganges vermuthet und besorget man nächstkommendes Früh-Jahr viel Raupen und Geschmeiß, wenn das Laub in diesem Monate nicht gerne von den Bäumen fället.
Das merckwürdigste, so in diesem Monat zu Rom vorfiel, war das so genannte October Pferd, welches man dem Marti in dem Campo Martio den 15 dieses Monats zu opffern pflegte. Als die Könige annoch zu Rom herrschten, waren sie so andächtig, daß sie sich so bald der Schweiff abgeschnitten worden, denselben bringen liessen, damit sie noch einige warme Bluts-Tropffen von diesem Opffer bekommen möchten. Festus. Sveton. Macrob. Lamprid. vit. Imper. Rosini Antiq. Rom. L. IV c. 14. Godwin de Rit. Hebr. L. III c. 1. Falckensteins Nordgauische Alterthümer I Th. p. 273. Hildebrands Antiquit. Rom. Begers Thesaur. Brandenb. T. III p. 640. Eckharts Franc. Orient. T. I p. 59. Siehe auch den Artickel: Monat, (Wein-) im XXI Bande, p. 1031.