Zedler:Wein-Traube

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Wein-Träber, oder Wein-Trester

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Weintrauben, (harte)

Band: 54 (1747), Spalte: 1020–1023. (Scan)

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Wein-Traube Lat Uva, oder Vinum pendens, heisset die Frucht des Weinstockes, aus welcher der liebliche und wohlschmeckende Most gepresset wird. Von vielen wird diese Frucht, wegen ihrer Schönheit und Lieblichkeit allen andern vorgezogen. Sie bestehet aus vielen Beeren, welche rund oder länglich, grün, gelblich, roth; bräunlich, blau oder schwartz, grösser oder kleiner, nach den verschiedenen Gattungen der Weinstöcke, mit einer dünnen Haut nicht gläntzend, sondern gleichwie angelauffen, inwendig voll süsses Safftes, mit einen oder mehr Kernen, an einigen Stielen um den Kamm also stehen, daß ihrer viele gleichsam nur eine Frucht von ziemlicher Grösse machen. Die Wein-Trauben werden entweder für sich gegessen, oder abgebeeret, und an die Speisen, an die jungen Hüner und Tauben, in die Rumpffe oder in die Torten gethan, oder auch eingemacht. In denen warmen Ländern, wo sie recht süsse und fleischicht sind, trocknet man sie ab, und nennet sie hernach Rosinen. Die frisch-genossenen Trauben können gar leichtlich rohe Feuchtigkeiten im Magen, Blähungen im Leibe, Durchfall und dergleichen verursachen, ausser, wenn sie reiff sind und wohl verdauet werden. Es thun auch solches die blancken mehr, als die rothen. Die Wein-Trauben eine Zeitlang frisch zu erhalten, soll man dieselben an einem stillen Tage, bey trockener Lufft, ohne sie mit den Händen zu berühren, abschneiden, die Stiele am Schnitte in heiß Pech oder Wachs stossen, zweye und zweye an lange Fäden binden, und in einem lufftigen Gemach, an Stangen, so, daß eine die andere nicht berühre, aufhängen, oder aus gleiche Weise in einem Faß mit Hirse überschütten: Andere pflegen sie in ein Faß, dessen Boden mit warmen Sande überstreuet, auf trockenes Wein-Reben Laub zu legen, mit dergleichen zu bedecken, und, wenn eines Fingers hoch Sand sänfftlich darüber gestreuet, wieder eine Schicht mit Laub und Trauben zulegen, auch also, bis das Faß voll worden, fortzufahren. Noch andere graben bey dem Wein-Stocke an einen schattichten Ort eine Grube, zwey Ellen tieff, und werffen Sand darein, in solche stecken sie starcke Wein-Pfähle, und beugen die Reben mit den Trauben fein geschickt darein, binden sie an die Pfähle, decken sie auch zu, daß sie nicht naß können werden, und verwahren sie, daß sie den Grund nicht berühren. Wenn man verhaltene Wein-Trauben aufsetzen will, muß man sie zuvor in frisches Wasser legen, so quellen sie schön wieder auf. Die Weintrauben, Uvae maturae recentes, sind in ihrem Temperamente insgemein warm und feucht im ersten Grad, jedoch muß man bis im weiten Verstande, nachdem die Trauben auf einen edlen oder schlechten Weinstocke wachsen, verstehen. Die Nahmen derjenigen Weintrauben, welche für die besten gehalten werden, seynd als folget: Unter den Blancken schön edel, Muscateller, Blancwelsch, Rehfal, Mittelfränckisch und Großfränckisch. Unter den Rothen: Roth Mufcateller, roth Welsch, Gänser oder Roth, Schönedel, Rothtraminer, Schiltraminer, Wiener, Klebroth und Ungarisch Leibfarbe. Noch sind über dem vorhanden einige sonderbare Trauben: Als, Weintrauben ohne Körner, klein wie Corinthen, Petersilgenwein, Tintenwein, Schweitzer- oder Gescheckterwein, blanck Muscateller mit rothen Strichen, Malvasiertrauben, Bourdelasser, und groß Rosintrauben. Diese frische Weintrauben, oder andere gemeine, erhalten sich auf vielerley Art: Entweder man leget sie schlechtweg auf Stroh, oder man hänget sie an Tonnenbändern, unter dem Boden, und bedeckt sie oben mit Papier, vor Staub zu bewahren; oder aber man thut sie in Haber, Heu, oder Hechsel, in einer Tonnen. Wir unterlassen hier viel artige Manieren, selbige zu bewahren; nemlich, wenn die Traube in ihrer Blüte, daß man sie alsdenn in ein Glas bringen, und wie man den Stengel versiegeln müsse, wenn man sie abgeschnitten hat; wie man auch selbige an diesem Stengel in das Glas hangend also feste mache, daß sie keine Glasseite berühre, und wenn solches geschehen wie man alsdenn des Glases Mund mit weichen Wachs verkleibe, daß keine Lufft darein kommen möge: Dieses erhält die Beeren bis an der Zeit der frischen. Es sind noch viel andere Mittel, von welchen wir aber wenig halten; Ursache, weil wenig Nutzen davon zu ziehen ist, und sie nur Mühe und Unkosten machen. Bey dieser Gelegenheit wollen wir auch erinnern, daß allerhand Fliegen, als Hummeln, Wespen und andere, auch der Iltes, die Wüsel, und die Gartenratzen sehr nach diesen Trauben, wann sie reiff sind, lauffen. Diesem nun vorzukommen, so nimmt man einen entzwey geschnittenen Knobloch und hänget solchen an vielen Orten des Weinstocks, nahe an denen Trauben auf; dieser starcke Geruch vertreibet sie. Die rechte Mittags-Sonne und eine gute Mauer, ist der rechte Ort, da die Muscateller-Trauben sollen gepflantzet werden. In Languedoc lassen die Leute die Trauben, ehe sie solche an der Sonnen trockenen, erst durch eine Lauge gehen. Die Trauben zu Condiren oder einzumachen: So nimmt man darzu die allerschönsten rothen und weissen Beeren, welche man des Nachmittags, wenn die Sonne am stärcksten, als um welche Zeit die Feuchtigkeit ausgetrocknet ist, pflücket. Diese leget man auf einen Boden, wo Lufft und Wärme zugleich durchgehen, breitet sie über einen Tisch, oder über ein Gitter, und lässet sie also bey vierzehen Tagen lang liegen, daß sie gantz ausdorren und welck werden. Zm Fall aber die Sonne nicht scheinet, und die Lufft kalt ist, könnet ihr selbige in einen laulicht warmen Ofen setzen. Wenn sie nun etwas gedörret sind, drücket ihr sie zwischen den Händen, daß die Körner heraus gehen; thut hernach die Hülsen und den Saft in einen Kessel, lasset sie aufsieden schäumet sie, und thut die übrigen Kerne fleißig davon; lasset sie alsdenn bis auf den dritten Theil einsieden, und nachdem der Safft dicke wird, das Feuer allgemählig darbey ausgehen. In solcher Zeit rühret ihr diesen Safft offt mit einen Löffel um damit er sich nicht an den Kessel setze, sondern recht überall gar werde. Wenn er nun dicke genung ist, lässet man ihn durch ein Haarensieb oder grobe Leinwand lauffen, und drücket die Hülsen mit einen höltzernen Löffel, bis alle Krafft heraus kommt; solches kan hernach mit den Händen oder mit einer Presse ausgedruckt werden. Wenn dieses geschehen, setzet ihr solchen Safft abermahls, auf das Feuer, und rühret ihn im Sieden nochmahls fleißig um, bis euch düncket, daß er recht gar sey. Nach diesem thut ihr ihn vom Feuer, und giesset ihn in andere Geschirre, damit er nicht nach dem Kessel schmecke; wenn er bald kalt ist, so thut ihr ihn in weisse irrdene Töpffe. Dieses lasst ihr fünff oder sechs Tage offen stehen hernach schneidet ihr ein Papier in der Grösse des Topstes Weite, und klebet solches an den Safft. Wenn ihr nun nach den Töpffen sehet, und das Papier verdorben findet, legt ihr ein anders darauf; dieses thut ihr so offtmahls, als ihr sehet das es noch schimmelt, und alle übermäßige Feuchtigkeit davon ist. Hiernächst wird er sich wohl halten; es möchte denn seyn, daß eure Tauben nicht genung gesotten worden; auf solchen Fall müsset ihr ihn nochmahl aufsieden; hernach zudecken und bewahren. Die Mussateller-Trauben zu condiren; So muß man solche eben so, wie die unreiffen spalten, die Körner heraus nehmen, und selbige hernach in eine Pfanne mit Zucker werffen. Man drücket auch etliche Trauben aus, um den Safft davon zu haben, den Zucker damit anzufeuchten, und zu seiner Schmeltzung zu bringen. Wenn ihr aber dieses Safftes zu wenig hinzu thut, so schmeltzet dieser Zucker nicht gantz, sondern setzt sich bey Stücken zusammen, und scheinet als eine Conserv. Derohalben müsset ihr bey dieser, wie auch bey allen andern Früchten, in acht nehmen, daß ihr solche Feuchtigkeit, es sey Wasser oder Safft genung darzu thut, welches euch die Uebung in kurtzer Zeit lehren wird. Kömmt aber allzuviel daran, so müssen eure Früchte desto länger über dem Feuer bleiben, und wegen allzuvieler Feuchtigkeit ihre Krafft und Farbe verlieren, werden auch also gantz zu nichte sieden. Diese Trauben desto schöner zu machen, nimmt man fünff Viertel Zucker zu einem Pfunde Muscateller Trauben, damit man Syrup genung habe, welcher diesen Condituren die Schönheit geben muß. Hierauf condiret ihr sie, thut sie in Schalen, und leget nur eine Lage Muscateller-beeren; zwey Tage darnach giesset ihr den Syrup darüber, und machet es eben so, wie mit den Kirschen. Von frischen Weintrauben im April und May können die Breßlauer Natur-Geschichte, Vers. XXXVI. p. 505 und von dergleichen im Juli und August, Vers. IX. p. 68 u. 201 von grossen aber, Vers. XXXVII. p. 263. und von Weintrauben, die drey Fuß lang gewesen, und 56 Zoll im Durchschnitte gehabt, Vers. XXIX. p. 184. nachgelesen werden.

Auf Müntzen und Medaillen bedeuten die Weintrauben den Ueberfluß, die Freude, und ein Land,da guter Wein wächst.

Nach Maßgebung der Rechte ist es zwar erlaubt, in einem fremden Weinberge Weintrauben zu essen; aber ohne Straffe mag dieselben niemand daraus wegtragen. Besold in Thes. Pract. v. Trauben. Sonst aber werden die Weintrauben zu denen sogenannten Fructibus industrialibus gerechnet. Besold Contin. eod. tit. und Carpzov P. III. Const. 30. def. 8. n. 1. Und wenn jemand von dem Eigenthümer eines Weinberges die noch hangenden Trauben erkaufft hat, zur Zeit der Weinlese aber dieselben abzuschneiden und einzusammeln verhindert wird; so kan er sich gegen jenen, wenn er ihm hernach gleichwohl noch das Bedungene Kauff-Geld abfordern will, mit einer gerechtesten Ausrede schützen. Wenn er aber, nach geschehener Uebergebung die gelesenen Trauben zu keltern, oder den ausgepreßten Most hinweg zu führen, verhindert wird; so stehet ihm frey, entweder auf die Auslieferung desselben zu klagen, oder aber auch die Injurien-Klage anzustellen. I. gui pendentem. 35 ff. de act. emt. mithin hat derselbe nothwendig auch die Freyheit und das Recht in den Weinberg zu gehen, um die Trauben lesen und keltern, wie auch den ausgepreßten Most wegführen zu können. Weizenegger de Servit. Diss. IV. c. 2. § 17.