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Zedler:Wenden, Winden

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wenden, ein Hertzogthum

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Wenden, ein Dorf in Thüringischen Kreisse

Band: 54 (1747), Spalte: 2004–2005. (Scan)

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Literatur
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Wenden, Winden, Lat. Venda, Venedum, Vinda, eine kleine Stadt am Fluß Wenden in Liefland, ungefehr funfzehen Meilen von Riga. Hie war vor Alters ein berühmter und fester Ort. Vinno oder Vinand von Rhorbach, erster Heermeister des Schwerdbrüder-Ordens, harum das Jahr 1208. denselben erbauet und auch zu seiner Residentz erwehlet. Im Jahr 1560. nahm ihn der Moscowitische Czaar. Ivan Basilowitz, ein; und als 1577. abermahls die Rußische Armee den Ort eingeschlossen hielt, so ließ der gemeldete Großfürst oder Czaar den damahligen Hertzog (oder wie ihn andere nennen) den König Magnus anzeigen, das er vor ihm erscheinen solte, welches er auch that und zwar mit der allergrösten Unterthänigkeit. Der Czaar verwies ihm seine Untreu und entblössete ihn von allen. Er würde ihm auch das Lebens-Licht gar ausgelöschet haben, wenn ihn der Hertzog durch sein Bitten und Flehen nicht noch erweichet, und auf andere Gedancken gebracht hätte; Es wurde aber dennoch die Stadt selbst der Wüterey der Soldaten überlassen und erbärmlich zugerichtet. Einige des vornehmsten Frauenzimmers, wie auch der meiste Adel, hatten das Schlos zu ihrer Zuflucht erwehlet, es wurde aber dasselbe von dem Großfürsten aufgefordert; Als man nun die Aufgabe weigerte, so wurde das Schloß mit dem schweren Geschütz beschossen, wodurch in kurtzer Zeit eine sehr weite Oefnung in die Mauer gemacht wurde. Indem nun die Besatzung keine Hofnung mehr übrig sahe, die Russen ferner abzuhalten, so erwehlten sie lieber sich mit Pulver in die Luft zu sprengen, als sich den Tyrannen zu ergeben. Indem sie aber vorher das Heil. Abendmahl zu sich nehmen wolten, so fehlte es am Wein: die Priester versicherten sie zwar, daß es in solchen Nothfällen ginge, wie der Heil. Augustin gesagt; Crede & manducasti; weil aber ein Papist unter ihnen war, welcher seinen Spott daraus trieb, weil sie nunmehro wider ihren Willen unter einerley Gestalt würden communiciren müssen; so wolten sie sich keinesweges befriedigen lassen: Unterdessen wolte des Hertzogs Magni Cammer-Diener seine Kleider zusammen packen und fand unter demselben ein Fäßgen Wein, welcher alsobald zu diesem Heil. Gebrauch consecrirt wurde, nach dessen Geniessung liessen sie Feuer ins Pulver, und flogen in die Luft. Nach dieser Zeit ist der Ort gantz ins Abnehmen gekommen. In dem folgenden Jahr 1578. eroberte der König in Pohlen Stephan Bathori gantz Liefland wieder, legte hier zu Wenden ein Bißthum an, und machte Patricius, einen der gelehrtesten Männern im 16 Jahrhunderte, zum ersten Bischoff allhier. Im Jahr 1708 haben den Ort die Russen abermahls ausgeplündert und abgebrannt. Sonst pflegen sich allda mehrentheils die Herren Geistlichen zu versammlen. Das umliegende Gebiethe wird der Wendische Kreiß genennet. Kelch Chron. Livon P. IV, p. 343. Uhsens Geographisches Lexikon. Hübners vollständige Geographie II Theil, p. 287. Vollständiges Lexicen der alten, mittlern und neuen Geographie. Baudrands Lexicon Geographicum T. II, p. 477. Allgemeine Chronicke VII Band, p. 903. Fäsch in seinem Geographischen Anhange. Treuers Einleitung zur Moscowitischen Historie, p. 148. u. ff. Wegners Einleitung zu den Welt- und Staats-Geschichten, p. 782. Baylens Critisches Wörter-Buch T. III, p. 634. Hübners Fragen aus der Politischen Historie IV Th. p. 922.