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Zimmerische Chronik/Band 2/Kapitel 18

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern und seine brüeder mit ainandern gethailt und sich herr Johanns Wernher mit fröle Catharina schenkin von Erbach vermehelt.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 142–150
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
Kurzbeschreibung:
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[142]
Wie herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern und seine brüeder mit ainandern gethailt und sich herr Johanns Wernher mit fröle Catharina schenkin von Erbach vermehelt.
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Als nun herr Gotfridt von Zimbern, wie gehört, zu Mösskirch gestorben und seinen vettern die herrschaft vor Waldt und andere seine güetere verlassen, hat iren halb die notturft erfordet, das sie ainer brüederlichen und freuntlichen vergleichung und thailung irer erbschaften sich verainen.
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Nun haben sich wenig von der freundtschaft iren angenomen, allain herr Wolfgang von Clingenberg[1], landtcomenthur Teutschordens, der hat sich gegen inen als ain freundt bewisen; dann er und weilunt der alt herr Gottfridt von Zimbern waren geschwistergit künd, in ansehung das irer baider
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müettern schwestern, grävinen von Sonnenberg, gewest. Derselbig landtcomenthur hat nach absterben herrn Gottfridts der dreier gebrüeder handlungen sich mit trewen underzogen und, nachdem er sie zu im geen Alschausen beschickt, hat er als ain weiser und trewer freundt bedacht den großen
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schaden und verlurst, den sie erlitten, darbei, so sie alle drei die erbschaften thailn, das dieselben thail etwas schmal und clain sein wurden; derhalben inen erstlichs solliche mainung fürgehalten und getrewlichen ermant, das sie ainandern brüederlichen und freuntlichen mainen wellen.
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Hierauf der jungest under den dreien, herr Wilhelm Wernher, sich entschlossen und auß brüederlicher trew und liebe,

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[143] auch angesehen seines verarmbten stamens und namens, damit der durch bestimbte seine baidt gebrüeder dester loblicher nach altem herkomen erhalten und gehandthabt werden megte, hat er sich alles vätterlichen und vetterlichen
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erbs, ligents und vahrends, begeben. Sollich sein gerechtigkait, die er daran und darzu gehabt, er seinen baiden brüedern und iren erben zugestellt, allain im vorbehalten, ob er erlebte, das baide seine brüeder ohne ehlich leibserben vor im abgiengen, das in dann sollicher verzig nit weiter binden
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sollte. Mer hat er im vorbehalten Wildenstain das schloß, das er sein lebenlang ain thail daran und darin die offnung haben mege, mit beger, das im seine brüeder ain järlich leibgeding geben, auch zu ainer tomherrnpfrundt auf aim hochen gestift verholfen sein wellten. Sollich sein
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brüederlich und freundtlich erpieten und mainung[2] haben gedachte seine brüeder zu hochem brüederlichem dank und gefallen angenomen, in auch disem seinem begern nach gnugsamlich versorgt und das verschriben. Nach solchem haben die andern zwen brüeder, herr Johanns Wernher und herr
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Gottfridt Wernher, die alten thailbrief irer vorfarn, wie die herrschaften bei weilunt herr Wörnhers und herr Gottfridts, gebrüeder, freiherrn zu Zimbern, irer ureni, zeiten abgethailt worden, für die hand genomen und nach solchen mit rath obbemelts landtcomenthurs mit ainandern abthailt, und ist
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nemlich herrn Johannsen Wernhern die herrschaft Mösskirch worden sambt aller derselben zugehörd, dessgleichen herr Gottfriden Wernhern die herrschaft vor Waldt sambt dem thail Hilzingen und in der Höre. Die lehenschaft haben dem eltern zugehört, den weinwachs zu Überlingen und
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Hilzingen haben sie gleich gethailt. Wildenstain das schloß mit seiner zugehördt, es sei an egkern, wissen oder wassern an der Tonaw, haben sie nit gethailt, sonder sich verglichen, das ainer umb den andern sollichs ain jhar inhaben und dieselbig zeit in seinem costen erhalten solle. Dessgleichen
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die gerechtigkait zu dem schloß Herrnzimbern sambt seinem begriff haben sie auch nit gethailt, sonder inen baiden die losung darzu vorbehalten. Und nachdem sie in irem vertreiben und verjagen in große schulden kommen, dardurch sie dann nit mit wenigem nachthail und schaden zu
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eroberung irer herrschaften und güeter gülten müeßen auf-

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[144] nemen, haben sie dieselben jhärlichen ablösigen zins auch gethailt, und ist namlich herr Johannsen Wernhern zu seinem thail järlichen worden 335 guldin, sodann herr Gottfriden Wernhern 475 guldin (nit mer haben domals baidt
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herrschaften gezinst), thuet in ainer suma jerlichs 810[3] guldin. Den forst und die wildpenn an halden, dessgleichen die vischenzen an der Ablach zu Mösskirch haben sie auch nit gethailt, sonder baide in gemain gehalten. Hernach über etliche jhar haben sie sollichs auch gethailt, zu gleich wie
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mit dem zehendtwein zu Überlingen, auch dem weinwachs zu Hilzingen und anderm enderung beschehen. Und ob sach, das ainer under inen etwas von seinen ligenden güetern, wie das namen hett, verkaufen oder verendern wellt, das er dann sollichs dem andern brueder oder seinen erben
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vor menigclichs anpieten, und so [392] derselb darumb sovil als ander leut darumb ufsteen lassen, sollt er das demselben auch vor andern werden lassen etc. Dises ist ungeverlich der vertrag und thailung der dreier gebrüeder gewest, wie dann die vertragsbrief, so ainsthails noch
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verhanden, außweisen, die mit des obgenannten herr Wolfgangen, landtcomenthurs, auch der dreier herren insigel besiglet worden. Es ist auch in disem vertrag sonderlich abgeredt, das herr Johanns Wernher, als der elter, in jarsfrist seinem herkomen nach gmeß sich verheiraten solle,
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wie dann beschehen. Und ist dise thailung beschehen zu Altschausen, wie oblaut, im jhar nach Christi gepurt 1508, monatstag nechst nach sant Elsbethen tag, und gleich im nechstkunftigen jhar hernach, anno 1509, hat herr Wilhelm Wernher von Zimbern laut seins brüederlichen erbietens und
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bewilligens, auch vermeg des ufgerichten vertrags zu Alschausen, sich alles vätterlichen, vetterlichen und brüederlichen erbs bis uf ain ledigen anfal vor dem kaiserlichen hofgericht zu Rotweil verzigen und begeben; actum anno ut supra, zinstags nach mitfasten. Darumb ist zu wissen,
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das gleich im andern jar nach obgehörtem vertrag, nemlich anno 1509, herrn Johannsen Wernhern fröle Elsbeth grevin von Leonstain, graf Ludwigs von Leonstains und fraw Elsbetten grevin von Montfort tochter, antragen ist worden, nemlich durch graf Eberharten von Tengen,
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hofrichterambtsverwalter derzeit zu Rotweil, und herr Steffan von Femingen[4],

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[145] ritter, die dann solchs zu thuon geschriftlichen von graf Ludwigen waren erpetten worden. Demnach nun herr Johanns Wernher zu solchem heirat ain gueten lust und der freundtschaft graf Ludwigs sonderlichen begert, in ansehung
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das er in zu Haidelberg am hof beim churfürsten von jugendt auf erkennt, grave Ludwig auch im ganzen reich ain verdienter graf, darzu auch ime, herrn Johannsen Wernhern, in seiner armuet vil hilf, raths und beistandts für ander bewisen und getrewlichen erzaigt, ließ er Bliker[5] Landtschaden
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von Stainach, obervogt zu Pforzhaim, dessgleichen Ludwigen von Tann, die im sonderlich wol bekannt und vertrawt waren, mit bemeltem graf Ludwigen handlen, und ist die abrede dermaßen gewest, das graf Ludwig sein fraw muetter und künde zu im geen Scharpfenegk, bei Landaw gelegen,
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beschriben, so solle herr Johanns Wernher fürderlich daselbst bei im ankommen, das fröle besehen und in der sach weiter nach der gepür handlen. Gleich hernach aber hat sich ain anders zutragen; dann, wie oft gemelt, das die von Werdenberg ganz lüstigclich mit Zimbern gehandlt, so ist
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zu wissen, das dieselben sich besorgt, wiewol ain vertrag durch den römischen künig zwischen inen aufgericht, so werde doch villeucht der nit bestendig sein, derhalben sie durch schenk Christoffen von Limpurg, domaln der königclichen Majestat rath und landtvogt zu Nellenburg, sovil
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praticiert, seitmals derselbig und herr Johanns Wernher geschwistergit künd, das der auch in bemeltem jhar herrn Johannsen Wernhern ain andern heirat angetragen hat. Und ist zu wissen, das weilundt graff Georg von Werdenberg sein dochter, fröle Elsbethen, weilunt schenk Erasmussen,
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herren zu Erbach und Bickenbach[6], schenk Philipsen von Erbach und fraw Margrethen von Hochenloe son, vermehelt gehabt. Derselbig [393] schenk Erasmus hat kain son, sonder zwo döchtern, fröle Cathrinam und fröle Annam, hünder im verlassen. Wo nun dieselbigen und welchermaßen sie
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in ir jugendt erzogen, auch was untrew sie erfarn, wurt hernach anzaigt werden. Dieselbigen zwo döchtern sein, als sie erwachsen, von ir fraw muetter zu irem brueder, grave Christoffen von Werdenberg, gethon worden. Desselbigen gemahel, fraw Helionora marggrefin von Mantua, hat
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bemelte frölin etliche jhar bei ir zu Sigmeringen behalten.

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[146] Under denen begerten die von Werdenberg eine herren Johannsen Wernhern zu vermeheln; das haben sie durch schenk Christoffen von Limpurg praticiert. Der hat als ain gemainer freundt der sach sich underfangen, wiewol er bösser
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werdenbergisch, dann zimbrisch gewest. Als nun schenk Christof dise mainung herrn Johannsen Wernhern fürbracht, hat derselbig ohne rath nichts weiters handlen, sonder dem landtcomenthur von Alschausen, herr Wolfgangen von Clingenberg, anzaigt und sein rath darinen gehabt. Der hat im
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gerathen, seitmals im die von Werdenberg wol gesessen, sei im thonlich, das er mitel such, damit er bei inen in freundtschaft und guete nachpurschaft wider kom, meg im, auch seinen underthonnen noch zu guetem gedeihen; zudem sei es ain ehrlicher heirat, auch haben sie die herrschaft
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Bickenbach und anders von irem erb. Als er nun sollichs bedacht, hat er nit gewist, wie der sach zu thuon, dann er sich schier zu weit mit graf Ludwigen von Leonstain, wie obgehört, seiner dochter, fröle Elsbethen, halb eingelassen. Mittler weil aber, als sich dise handlungen, wie iezgehört,
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in Schwaben zutrugen, hat graff Ludwig sein fraw muetter und seine künder, die im die von Montfort verlassen und nach irem absterben sein muetter erzogen, geen Scharpfenegk beschriben. Die haben herrn Johanns Wernhers ankunft erwart; das hat graf Ludwig herrn Johannsen
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Wernhern zugeschriben ungeverlich umb nativitatis Marie und gebetten, uf Mathei bei im zu Scharpfenegk zu sein und mit im geen Zwaibrucken zu reiten, daselbst ain tag helfen besuchen. Darneben haben im Bliker Landtschad, dessgleichen Ludwig von Tann mermals ernstlich geschriben und
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gebetten, unverzogenlich zu graf Ludwigen geen Scharpfenegk zu kommen. Was sollt aber der guet herr thon? er war an zwaien orten veranlasst; an dem ainen ort bewegt in freundtschaft und guete nachparschaft, am andern, das er sich etwas gnug verrett; darzu het im graff Ludwig vil
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liebs und guets in seinem vertreiben bewisen; so war an baiden orten ain ehrliche, guete freundtschaft. Mitler weil haben die von Werdenberg immer die sach getriben und sich vil gueter freintschaft und nachparschaft gegen herrn Johannsen Wernhern angenomen, in somma: durch schenk
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Christoffen von Limpurg dahin gepracht, das herr Johanns Wernher geen Sigmeringen kommen, daselbst in die von Werdenberg ehrlichen und wol empfangen, im die waal under

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[147] baiden frölin, so zugegen, gelassen; hat er under denen die eltern, frölin Catharina, erwellt. Derhalben dann diz heirats halb mit fröle Catharina von Erbach ain tag nach[7] Pfullendorf fürgenomen; ist beschehen uf Catharine anno 1509.
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Daselbst sein als gemaine freundt, der landtcomenthur von Alschausen und schenk Christof von Limpurg, erschinen. Die haben zwischen graven Hannsen Christoffen und Felixen von Werdenberg, gebrüeder, auch herrn Johannsen Wernhern, so all zugegen gewesen, gehandelt, namlich das
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bemelter von Werdenberg schwester dochter, fröle Cathrina, ime, herren Johannsen Wernhern, solle vermehelt werden. Gleich nach solchem gehaltnen tag zu Pfullendorf hat herr Johanns Wernher graf Ludwigen von Leonstain ge[394]schriben, mit anzaig, welchermaßen er durch den
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landtcomenthur von Alschausen und ander seine herrn und freundt geen Pfullendorf beschriben, daselbst sie im fröle Katharinen, geborn schenkin und freiin von Erbach, vermehelt, in ansehung, damit zwischen seinen oheimen von Werdenberg, seinen gebrüedern und im, seitmals sie zu allen thailen
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ainandern wol gesessen, freundtschaft, gueter will und nachpurschaft widerumb ernewert, gemert und bestendig gehalten werd, die in auch derhalben darzu vermügt und bewegt, sollichen heirat anzunemen und darein zu verwilligen, mit angehengktem begern, seitmals er sollich seiner freundtschaft
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fürnemen erst bei wenig tagen gründtlichen bericht empfangen, ime sollich aufhalten, das dann außer kainen geferden beschehen, kainer argen, sonder gueten mainung und im bösten annemen und versteen. Als diz schreiben grave Ludwigen zukomen, hat er der handlung groß verdruß
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empfangen, wiewol er als ain vernünftiger[8] graff nit sonders dergleichen gethon. Und demnach die heiratsabrede zwischen herrn Johannsen Wernhern und fröle Cathrina umb weihennächten anno 1509, wie vorgehört, beschehen, so ist gleich des andern nachvolgenden jhars, anno 1510, umb Johannis
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Baptiste, hernach die hochzeit zu Mösskirch gehalten worden. Des andern jhars hernach, anno 1511, haben herrn Johannsen Wernhers gemahel und ir schwester, fröle Anna, vor landtgericht zu Stockach, wie gebreuchlich, verzig gethon; ire vögt sein gewest, nemlich frawen Catharinen von Zimbern
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vogt graff Hainrich von Lupfen, sodann fröle Anna vogt

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[148] ist gewest schenk Christof von Limpurg, landtvogt zu Nellenburg. Die verzig haben die graven von Werdenberg zu iren handen genomen; ob die hernach dem fürstenthumb Hessen zugestellt, oder nit, mag ich nit wissen. Bemelter
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herr Johanns Wernher hat sein gemahel vier jhar gehapt, das im die nie kain künd geporen, derhalben sein brueder, herr Gottfridt Wernher, verursacht, sich dester fürderlicher zu verheiraten. Aber im vierten jhar nach der hochzeit, anno 1514, hat die bemelt fraw Catharina ain son geporn,
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genannt Christof Wernher. Wann nun derselbig gestorben, auch wievil künder herr Johanns Wernher von seiner gemahel weiter bekommen, das würt hernach an seinem ort gemeldt werden. Und wiewol mehrthails von der freundtschaft
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beiderseits disen heirat herr Johannsen Wernhers mit fröle Catharinen von Erbach von wegen beharrlicher erhaltung fridt und ainigkait zwischen baiden geschlechtern, Werdenberg und Zimbern, gern gesehen, so hat doch sein fraw muetter, die greffin von Öttingen, auch sein brueder, herr Cottfridt
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Wernher, ein groß misfallen darab gehabt, denen dann die schmach und veruntrewen der graven von Werdenberg, inen bewisen, noch teglichs vor augen, wiewol solcher unwill mit der zeit nachgelassen, zu dem auch das frölin von Erbach hieran kain schuldt trug. Aber das glück hats des orts mit
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herrn Johanns Wernhern sonderlichen gehabt; dann das ob bemelt frölin von Lewenstain in wenig jharen hernach in großen unfall kommen. Sie ist in aim seltzamen und ungewonlichen verdacht, davon ich nit schreiben soll, gewesen; letzstlich ist sie mit ires herrn vatterns becken
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darvon gezogen und im ellent gestorben. Gott helf ir! Ich hab schöne helfebaine ledle gesehen, daran geschichten ußer der taffelrundt des gar alten werks gegraben, und ohne zweifel von der churfürstlichen Pfalz herkomen, die sie in irer rais umb ain schlechts gelt verkauft [396][9] gehapt. Von
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disen sachen were ein wunderbarliche historia und der gedechtnus wol würdig zu erzellen, würt aber alhie, der nachkommen zu verschonen, bedechtlichen, aber doch gar ungern underlassen. * [1267] Ich kann nit underlassen, zu vermelden von
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ainer hochzeit, so vor vil jharen in unser lantsart gehalten

1

[149] an ainem ansehenlichen ort, wie in meiner hierogliphischen geschrift der nam außtruckenlichen gemeldet. Wie man nun in der nacht den breutigam zulegen und man die hochzeiterna in die chammer gefüert, sie baide, wie von alter
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herkommen, mit der deckin zu beschlagen, hat man den breutigam nirgendts fünden künden; der ist so lang verloren gewest, das iederman hoches und niders stands unwillig worden, uf in zu warten, dann man in nirgendts fünden künden. Wie man nun von ainandern geen und alles ain
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guet sach sein lassen wellen, hat sich der preutigam ainsmals widergefunden. Der hat hiezwischen bei ainem lausigen, gleichwol aim schönen hürlin die horas gebettet. Also, sprücht man, hab ers lengst hievor derselbigen zugesagt, die erst nacht sich zu halten, so er sich verheirate. Wie
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nun von im der ehestandt mit ainer gotzforcht domals angefengt, also hat sich alles werk hernach in successu temporum auch ereugt und erwisen. Von disen hendeln were vil zu schreiben, aber die wahrhait mag das liecht nit leiden und gebürt ain unwillen. Hiebei kan ich nit underlassen,
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zu vermelden, was sich bei unsern zeiten in gleichem fall zu Rappenschweir im Elsäß begeben. Als herr Jörg von Rappolstein sich in seim alter ungeferlich uf oder über die sechzig jhar alt mit aim frölin von Helfenstein, genannt Elsbeth, war graf Ulrichs und der greffin von Sonnenberg
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dochter, vermehelt und die hochzeit und heimfierung mit ainandern zu Rappenschweir gehalten, was geschach? Der preutigam, so all sein tag ain gueter, voller, verspülter bruder, konte uf seiner hochzeit im selbs nit entziehen, und wiewol er nit ursach, iedoch, als er uf den abent sollt
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zugelegt werden, ward er auch verloren und allenthalben gesucht. Zuletzst nach langem suchen ward er in aim dorstüble verratten, daselbs sass er bei seinen offenheizern und buben, spillen und saufen. Es ward in ain schimpf gezogen und von der freundtschaft uf selbige zeit verdruckt. Was
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glücks aber hernach gevolgt, ist noch vilen bewist. Bei seinem vollen und dollen leben hat er kain künd bekommen künden, zudem ime und seiner hausfrawen so ungetrewe stuck begegnet, auch neben der seinen sovil verhünderung beschehen, damit sein fraw nit schwanger werden megen.[10]
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Was dann weiter für schmachsachen und reden hierunder

1 [150] verloffen, darvon wer ain besonderer und gedechtnuswürdiger tractat zu machen. *



  1. Wolfgang von Clingenberg] s. Roth von Schreckenstein, Die Insel Mainau (1873), s. 81.
  2. mainung] hs. maiung.
  3. 810] die hs. hat 812.
  4. Femingen d. i. Feimingen.
  5. Bliker] hs. Blaiker.
  6. Bickenbach] hs. Bickelbach.
  7. tag nach] hs. tag des.
  8. vernünftiger] hs. vernunfter.
  9. 396] auf s. 395 stehen die wappen von Zimmern und Erbach.
  10. 39] vgl. Alemannia VIII 280 ff. (Nestelknüpfen.)