Zimmerische Chronik/Band 2/Kapitel 20

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Diß capitel sagt von Hainrich Zimberern, weilunt herren Gotfridts freiherrn von Zimbern ledigen bastardtsone, wie er seine güeter verthon und in großer armut gestorben.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 179–182
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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Diß capitel sagt von Hainrich Zimberern, weilunt herren Gotfridts freiherrn von Zimbern ledigen bastardtsone, wie er seine güeter verthon und in großer armut gestorben.
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Hainrich Zimberer hat nach absterben des alten herren Gottfridts freiherren zu Zimbern, den er mit seinen handlungen, wie obgehört, zum todt gefürdert, nit vil glicks [400] oder falls gehabt. Er hat anfengclichs etlicher ansprachen an herrn Johannsen Wernhern und herrn Gottfriden
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Wernhern sich angemast, darumb baid gebrüeder für die von Rottweil sich erpotten. Dieselbigen haben auch uf baider thailn begern sich der handlung angenomen und darauf fünf, so die partheien verhören und den spann güetlich oder rechtlich solten aussprechen, verordnet, mit namen: iren
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burgermaistern, Hainrichen Freiburgern, den schulthaißen Augustin Egen, Bartholome Rüegern, maister Hannsen Meckern und Ludwig Kiderern; und nachdem sie Hainrich Zimberers anforderungen, auch baider freiherren von Zimbern antwurt, red und widerred gnugsamlich verhört, haben
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sie umb all irrige und spennige artikl ain ausspruch gethon, namlichen soll bemeltem Hainrichen sein lebenlang zwainzig malter vesen und zehen maltern habern in leibgedings weis ab der herrschaft vor Waldt jerlichen verfolgen; zu dem soll und mag er sein lebenlang das schloß Antian- oder
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Herrenzimbern mit acker und wisen, darzu gehörig und im begriff bestimbt, inhaben und nießen, und nach seinem absterben sollen oder megen bemelte freiherren oder ire erben Hainrichs erben achthundert guldin für den bawschilling und alle ansprach desshalben geben; alsdann sollen dieselben
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vorbemelts schloß und derselb zugehördt abtretten und sollichs füro der herrschaft Zimbern volgen lassen. Zum andern, so Hainrich Zimberer die vogtei Hülzingen und in der Höre versehen wellte, wie im dann dieselbig verwaltung verschriben, soll er jerlichs darvon rechnung thon und meg sein
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lebenlang darbei bleiben. Zum dritten soll Hainrichen und seinen ehlichen leibserben, mannspersonnen, der under hof zu Mösskirch sambt den garten, darzu gehörig, sein und bleiben. Zum vierten soll Hainrich obgedachten freiherren all brief, rödel, register und urbüecher umb zins, zehenden
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und aigen leut, auch umb all anders, so baidt herrschaften an mechte langen, zustellen und überantwurten; dargegen

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[180] sollen sie dem Hainrichen zwaihundert guldin für all ansprach und anforderung geben und im damit weiters zu geben nichts schuldig sein. Ob aber sach, das etwarin nit genugsame erleuterung beschehen und sich widerumb über kurz
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oder lang zeit spenn zwischen inen zutragen, sollen sie derselbigen auf burgermaister und rath der statt Rotweil sich veranlassen und was alsdann dieselbigen nach baiderthail verhörung erkennen und entschaiden, darbei sollen sie ungeweigert[1] beleiben. Actum Rotweil auf anno 1508. Und
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wiewol er nach disem ufgerichten vertrag geen Hülzingen ufzogen, daselbs sein ambt laut vertrags verwalten, hat er doch täglichs an ehr und guet abgenomen, dann er unlangs hernach in solche schulden kommen, das er das schloß Zimbern, so er doch sein lebenlang het megen behalten,
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von sich hat müeßen lassen und das herrn Wilhelm Wernhern freiherren von Zimbern an sich zu lesen geben. Und als solch gelt sein pracht nit austragen, hat er den undern hof zu Mösskirch mit seiner zugeherdt auch angriffen und dem[2] herrn Johannsen Wernhern umb ain gering gelt geben;
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in somma, das schlössle und dorf Mieringen, am Necker gelegen, sambt dem dorf Wisenstetten und dem Domelsperg, auch etlichen zinsen und gülten ist in kurzer zeit auch in ander hend kommen, und, wie man sagt, «de male quesitis non gaudebit tertius[3] heres», also sein auch dises Hainrichen
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Zimberers güeter, die er in wenig zeit, wie er kunt und gemecht, mit großem verlurst und nachthail des stammens Zimbern zuwegen gepracht, nit uf den andern erben gewachsen, sonder alle bei sein lebzeiten verthon worden und hingangen, wie sie herkommen. Er hat das [401] ampt
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zu Hilzingen laut des vertrags etliche jhar verwalten, in welchem er sich bewisen, das herr Johanns Wernher, sein herr, dessen mangels gehabt, welcher ihe die sachen nit also hingeen lassen, wie weilunt der alt herr Gottfridt selliger gedechtnus het zugesehen. Dardurch die sach letzstlich dahin
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gerathen, das herr Johanns Wernher ime, Hainrichen, das ambt zu Hilzingen abkündt, und als derselb hierüber seiner bösen und schmechlichen reden, deren er sich oftermals, wiewol mit seim schaden, nit enthalten, ist er desshalben bei herr Johannsen Wernher in ungnaden und unsicherhait

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[181] kommen. Darumb, als er sich besorgen müeßen, hat er herrn Johannsen Wernhern bei der regierung zu Insprug verclagt und höchlich verunglimpft, auch ain glait von des hus Osterreichs verordneten hauptleuten und räthen, die
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dozumal zu Zell am Undersee nach dem paurnkrieg gelegen, erlangt, dann herr Johanns Wernher fürsehung gethonn, das bemelter Hainrich zwischen und Hilzingen nidergeworfen sollt worden sein. Domals ist er aber denen, so uf in gestraift, entritten. Hernach hat in herr Johanns Wernher zu
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Hilzingen in seiner behausung wellen fahen lassen, do ist er aber darvon kommen, derhalben im herr Johanns Wernher nacheilen lassen, in uf dem weg ereilt und gefangen, darauf geen Wildenstain in verdiente gefenknus fieren wellen lassen. Do ist er im aberpetten worden, das er in uf dem
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weg wider ledig gelassen. Nach solchem allem, als er schulden halb zu Hilzingen nit lenger beliben derfen, noch wellen, hat er sich geen Oberndorf, das dozumal herr Gottfridten Wernhers war, gethon. Daselbst hat er hern Johannsen Wernhern abermals bei der künigclichen Majestat verclagt
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und mit seinem vilfeltigen supplicirn und naherlaufen ain commissarium erlangt, nemlich herrn Wilhelm truchseßen von Waldtpurg, der soll sie zu baiden thailn verhörn und entweders güetlich vertragen, oder, so die güte nit verfahen, ain rechtlichen spruch thon. Solliche commission hat herr
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Wilhelm, truchseß, herrn Johannsen Wernhern zu wissen gemacht und der handlung zu befürderung tag angesetzt. Aber herr Johanns Wernher ist nit erscheinen, sonder bemeltem commissari mündtliche potschaft geschickt, sich seins außbleibens entschuldiget, mit anzaig, das er dem
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Hainrichen Zimberern nichts schuldig, auch den costen, so uf die handlung laufen mechte, bei im nit wisse zu bekommen, mit anzaig, das auch bemelter Zimberer ain offner, verschribner und verruefter ächter und aberächter sei, sich aber zu überfluß für die kaiserliche Majestat oder derselben
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loblich cammergericht erpotten, daselbst als vor seinem ordenlichen richter bemeltem Zimberer oder wer dann vorderung an in zu haben vermaine, rechtens und aller pillichait nit vorzusein, oder aber, wa das dem Hainrichen nit gelegen, erbiet er sich für sein brueder, herrn Gottfridt Wernhern,
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und die verordneten zu Rotweil, von denen so hievor auch in diser sach gehandelt, daselbst er ohn alle waigerung bericht nemen und darbei beleiben. Was nun weiter hierauf

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[182] gehandelt worden, findt sich in kainen actis, aber zu vermuten, das die handlung ersessen und bemelter Hainrich derselben armuet und unsicherhait halb weiter nit nachkomen seie, dann er zeitlich all sein hab und guet unnutzlichen
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verschwendt und verthon, das er nichts mehr zu seiner leibs notturft anzugreifen oder zu prauchen gehabt, dann allain dreißig malter früchten, die im uf der herrschaft vor Waldt verschriben gewest. Sollich leibgeding hat er zugleich auch verthon, also das er großen hunger und mangel letstlich
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leiden und haben müeßen. Ist also in großer armuet und, wie man acht, merthails von hunger zu Oberndorf gestorben anno domini .... Er hat etliche sön und döchtern von seiner ersten [402] hausfrawen, der Hegkelbechi, gehabt, die sein im aber mehrthails in der jugendt gestorben. Ain son,
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genannt Jacob, hat er hünder im verlassen, derselbig, nachdem er erwachsen, hat er graf Eitelfriderrichs von Zollern, so zu Pavia gestorben, bastardtdochter Annam genomen, die im doch kain künd geporen. Er hat wenig jhar bei ir gelebt, ist anno 154 . . in aim maienbad[4] zu Altorberndorf,
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nachdem er ganz bresthaft gewest, mit todt vergangen. Mit im ist der new stam adelichs geschlechts abgestorben, welcher die herrschaft Zimbern ob die zwainzig tausendt guldin gekostet hat und 45 jhar ungeferlich geweret. Was nachthail, schaden, spott und schand diser bastardt dem
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zimbrischen geschlecht zugefüegt und was von dergleichen guets oder args zu befahren, ist in meinen Dialogis weitleufiger gemeldet und von unnetten, alhie einzufieren etc.



  1. ungeweigert] hs. imgewegert.
  2. dem] hs. den.
  3. tertius heres] s. Binder, Novus thesaurus adagiorum latinorum s. 77, nr. 707.
  4. Maienbad] vgl. Birlinger »Aus Schwaben« II 396 ff.