Zimmerische Chronik/Band 3/Kapitel 2

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie herr Johanns Wernher die vogteien, in der Höre gelegen, dem bisthum Costanz verkauft, auch von allerhandt sachen, Staufen und Hülzingen belangendt.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 3. S. 14–23
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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Wie herr Johanns Wernher die vogteien, in der Höre gelegen, dem bisthum Costanz verkauft, auch von allerhandt sachen, Staufen und Hülzingen belangendt.
[645] Wir haben lengest vernomen, das weilunt der
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alt herr Wernher freiherr zu Zimbern das dorf Hülzingen zum dritten tail, sampt Staufen und der vogtei in der Höre widerumb zu stammen und nammen Zimbern erkauft. Sol-

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[15] liches alles ist herr Johannsen Wernhern zu seinem tail worden. Umb die zeit, nemlich anno 1524 und darnach anno 1527 ungeferlich, sein allerlai zenk und missverstende zwischen bischof Haugen von Costanz, als grundtherren in
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der Höre, und dann herr Johannsen Wernhern, als vogtherren, entstanden, sonderlich aber so understanden sich die von Uznang ein tefferei oder gemeine trinkstuben in irem dorf ufzurichten. Das wolt inen der bischof nit zulassen, es were dann, das sie die uf der herrschaft Bollingen
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grundt und boden bawen wellten, welches aber denen pauren nit gemaint, sonder understanden, ir fürnemen zu volstrecken. Das ließ inen der bischof beim höchsten bott, ja auch bei ehr und aiden zum höchsten verbieten. Do suchten die pauren bei herr Johannsen Wernhern, als irem vogtherren,
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schutz und schürm und verhofften sich an das haus Österreich zu henken. Das wolt der bischof nit gestatten. In sollicher unruhe warden vil schriften hin und wider gesandt und von allen tailn bericht eingenomen. Zum andern so machten die Türkenzüg und andere unrhuwen, die sich in
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Deutschlanden erregten, das man schatzungen uf den gemainen man legen muest, die auch seithere schier uns nit mer ab dem hals kommen sein. Also legt herr Johanns Wernher seinen vogtleuten in der Höre ir gepür an der schatzung uf. Das wolt der bischof von Costanz auch nit
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zugeben, verclagt derhalben herr Johanns Wernhern bei des schwebischen pundts obristen hauptleuten und räthen, die dozumal zu Tonowerdt bei ainandern versamlet waren, uf mainung, als ob er sich in der Höre wider alt herkommen und gewonhait mit den raissteuern wellte eintringen, mit
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pit, das sie herr Johannsen Wernhern hievon wellten abweisen. Darauf schriben im dieselbigen pundtsräth und begerten, das er solche newerungen abstellen, oder, so er seines vorhabens begründt ursachen, das er inen die unverzügenlich zu wissen thuen wellte. Das beschach von herr
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Johanns Wernhern. Sein solicitator bei buntsräthen war Hanns Freiburger, burgermaister zu Überlingen. Darauß volgt letstlich, das die buntsräth, weiterung zu fürkommen, den bischof, auch herr Johanns Wernhern irer spenn und zenk für burgermaister und ainen rath zue Überlingen wisen,
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die sollten erstlichs die verhöre fürnemen und versuchen, ob sie die spenn güetlichen hinlegen megten, wa nit, das dann die drei buntsrichter solchs rechtlichen mechten er-

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[16] leutern. Disen fürschlag oder beschaid haben baide partheien bewilliget, dann sie baiderseits die von Überlingen zu güetlichen underthedingern[1] wol leiden mechten. Es vermaint auch herr Johanns Wernher, der bischof dörft sich
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mit der herrschaft Bollingen nit so mausig machen, seitmals die von alter here dem stift Costanz nit gehört, sonder durch practiken were bekomen worden; dann solch dorf Bollingen und das ampt hat vor vil jaren dem gotzhaus Salmansweil zugehört. Dieweil aber ein bischof von Costanz
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auch was gerechtigkait aldo, gab es degliche spenn. Grave Albeck von Sulz, der alt, ware nit ungeschwindt, thete sich zu dem abt, practiciert mit ime, er solt ime Bollingen ain kleine zeit eingeben, er wellts im alles richtig machen. Der abt trawet dem grafen. Der nimpt Bollingen ein, besitzt
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es auch und handelt, als ob es sein aigen were, etliche jare. Den mocht der abt mit großer mühe und marter, auch mit hilf aines bischofs von Costanz wider darvon pringen. Der bischof vergaß sein selbs auch nit und name Bolingen ein, behielt das zum bischtumb, von weniger zanks wegen, und
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vertrueg sich mit dem abt. Der war fro, das im dennost etwas warde, do er sahe, wie es zugieng. Diser that halben ward grave Albeck bei vilen für ain ungetrewen mann [646] geachtet und vor dem sich wol wer fürzusehen. Des ward ain abt von Sant Gergen domals bezigen, das er sollt geredt
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haben, graf Albeck wer ain ungetrewer graf. Solchs hub im der graf uf ain zeit vor vilen leuten uf, wolt ie wissen, warumb er das uf in geredt het. Der apt war nit ungeschwindt mit ainer antwurt, sprach: »Herr, ir thuen mir unrecht, ich habs nit gesagt, das ir ain ungetrewer graf
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seiet, aber es ist nit lang, da hab ichs gedacht.« Es lachet iederman, und zoch der graf darvon, wüscht das maul und het sein theil. Diser graf Albeck hat seinem geschlecht wol gehauset, die erbdochter von Brandis überkomen, von der ime alle brandisische güeter und verlassenschaft
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zugefallen, und ist er uf[2] ain groß alter komen. Wie er zum todt krank worden und man im nit gern sagen wellen, wie die sachen beschaffen und das er sich in ain andere welt schick, do hat ers selbs gemerkt und gesprochen: »Wolan, ir wellens mir nit sagen, aber ich sihe wol, ich muß
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mausen.«

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[17] * [1525] Es ist diser grave Alwigk nit allain in seinem alter für ain so weisen und vernünftigen graven geachtet worden, sonder auch er hat sich in seiner jugend in kriegshandlungen ganz großmüetigclich [1526] und dapfer erzaigt.
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Dessen findt man gute anzaigungen in historiis, sonderlichen aber im krieg der zwaien bischoffen von Menz, Eisenburg und Nasow. Do glickt es dem von Nassaw, das seine helfer, das war der herzog Ludwig von Veldenz, grave Alwigk von Sulz, der graf von Honstain, der alt, herr Hanns von
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Emershofen, ritter, und ander, mit drei tausendt stark, uf Simonis und Jude, morgens in aller früe umb sechs uren, die statt Menz erstigen und ainnamen bei der Gewporten[3]. Da ist graf Alwigk der erst uf der maur und in der statt gewest, der sie erstigen het; ist beschehen im jar 1462;
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darum der bischof Adolf von Menz verschriben hat, ime und seinen erben zu ewigen zeiten järlichs zwaihundert guldin gnadgelt zu geben, welchs auch noch also gehalten wurt. * Ad propositum: Uf diser tagsatzung zu Überlingen,
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demnach menigclich bewist, das Zimbern gern verkauft, do bracht man dasselbig mittel uf die ban, das herr Johanns Wernher sein gerechtigkait in der Höre[4] dem bischof sollte zu kaufen geben. Es satzten den ußspruch der bischof und herr Johanns Wernher uf die von Überlingen. Der war also
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lauten, das der bischof herr Johannsen Wernhern umb alle seine zins und gerechtigkaiten, die er biß anhere in der Höre gehapt, sollte bezallen oder verzinsen neunhundert und fünfzig guldin hauptguets, darneben, dieweil solche vogteien in der Hörin manlehen vom haus Österreich, so sollte herr
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Johanns Wernher die freiung der Hörin bei gedachtem haus Österreich ußbringen, und dieselbig bewilligung sollte zu gemainen handen, iedem teil zu seiner gerechtigkait haben zu gebrauchen, erlegt werden. Uf sollichs muest man bewilligung erlangen vom haus Österreich und das die vogteien
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geaignet würden. Her Gotfridt Wernher war ganz gefochten in der sach, damit der kauf für sich gieng und er nit allain der were, der die zimbrischen güeter het verkauft. Derhalben so bott er sein aigen dorf Althain, am Madach gelegen, seinem brueder an, sollichs der regierung zu Insprugk

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[18] gegen außwechslung der Höre zu aignen und wider zu lehen empfahen. Es gieng lang umbher, biß doch zu letst der römisch künig Ferdinandus in die außwechslung bewilliget; geschach erst im jar 1535. Also ward der
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herrschaft Zimbern abermals ain feder außgerupft. Das gelt ist hernach mit den störken[5] lengest hingeflogen, und ward die sach erst bei regierung bischof Hannsen, war ain graf von Lupfen, ußgericht. Derselbig bischof blib nit lang beirn bischtumb, sonder mit bewilligen eins tumbcapitels do
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resigniert er das bischof Hannsen von Lunden, iedoch behielt er im sein lebenlang bevor ein reservat, und wie man sagt, was im sonst gefallen, das hat er auch mit sich hinweg genommen und ist geen Engen zogen. Da hat er mit seinen frinden und agnaten die herrschaft Hewen geteilt und noch
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etliche vil jar alda in guetem friden gelept. Wie weislich er gehandlet, das er das bischtumb verlassen, das mag bei dem abgenommen werden, das in sollichs hernach nur ain mal hat gerewet, das hat den sommer und den winter järlichs geweret. Wie er uf sein alter kommen, hat er vil
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passiones am stain in der plater befonden. Demselbigen mangel wolt er begegnen, ließ sich schneiden, gleichwol er dessen wol het kinden ohne sein, vermaint, er welt im selbs uf vil jar zu hilf kommen. Aber der allmechtig der schickts vil anders, das im ain unrath schlug zu dem schnitt und
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wenig tag darnach lept. Man achtet fürwar, waver er Got walten und diser sorgclichen cura gemüesiget, er het noch etliche jar ganz gerüwigclichen leben megen. Aber es ist war, wie die alten gesagt: »Zuvil witz und fürsorg mag zu zeiten mehr unfahls bringen, als die thorheit.« Das hat
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[sich bei][6] disem grafen, der doch bei menigclich für ain verstendigen und erfarnen, auch vil weisen grafen ist geschetzt worden, wol [647] befonden. Er hat an parschaft, cleinetern, silbergeschier, köstlichen claidern, schönen hausrath und anderm vorrath ein namhafts verlassen, aber es
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ist im gangen, wie es an andern örtern auch zuget, es ist vil darvon verstoben, würdt große kunst prauchen, sollichs widerumb zusamen zu bringen. Er hat gleichwol seine vicia und mengel auch gehapt, wie niemands volkomen sein kan, iedoch so eins gegen dem andern erwegen, ist es ain
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fürnemer graf gewesen und der seinen stammen und nammen

1 [19] zum getrewlichisten hat betrachtet. Der almechtig verleihe aim ieden gnad und rechten verstandt, ime in sollichem loblichen nachzufolgen.

Es ist nit genug gewesen, das herr Johanns Wernher
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die Höre oder die vogteien hingeben und dem stift Costanz, wie oblaut, verkauft, es muest das überig im Hegow, nemlich Hülzingen und Staufen, was er dann deren enden het, auch daran. In solchem allem schöpft herr Gotfridt Wernher seinem brueder, herr Johannsen Wernhern, ein glimpf,
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was im in solchem vorhaben getrewlichen rathen und helfen, damit er letstlichs nichs behielt. Damit muest im der brueder an sein gnad kommen, oder doch so hett er bei den nachkommen den rum, das er am maisten zimbrischer güeter verlassen, erlangt gehapt. Ain solliche fantasei hat vil mangls
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gebracht und ist diesem stammen und nammen umb vil tausendt guldin, ja umb ain schöne und herrliche landtschaft zu schaden kommen, das pillichen zu rewen. Also gieng es mit Staufen und Hülzingen auch zu. Der alt Hanns von Schellenberg het die zwen thail an Staufen und Hülzingen,
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dessgleichen auch alle randegkischen güetere, die sie im Hegow verlassen. Der fieng mit herr Johannsen Wernhern allerlai zank an, damit er ine der enden auch ußbeißen könte und ime die güeter zusamen würden. Es erhub sich anfangs mit den waiden am Staufer berg, das Hanns von
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Schellenberg von den zimbrischen mairn beclagte, das sie ine mit irem trub überschlüegen; begert darauf ainer güetlichen verhöre für vier erbettne von der freundtschaft oder sonst. Das bewilliget herr Johanns Wernher ....[7] Nach solcher verloffner abrede do sahen alle die, so dem stammen
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Zimbern ehren oder guets gonten, ungern, das der kauf für sich sollt geen und die nutzlichen güeter in frembde hend kommen, und warf man allenthalben stüel und benk ein, damit nichs auß der sach würde. Insonderhait grave Gerg von Lupfen und sein gemahl, die bemüeheten sich
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hart bei Hannsen von Schellenberg, damit er den kauf anneme und der jungen von Zimbern hierinen verschonte, welches sie auch bei ime erhielten. Der gab nun herr Johannsen Wernhern kein antwort in der benannten zeit, laut der abrede, sonder verzog die biß in die vier monat.
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Als nun herr Johanns Wernher so lang ohne ain antwort

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[20] uf dem kropf ware gesessen, do schrib er dem von Schellenberg den kauf ab, der sollichs wol zufriden, und gab die antwort, was herr Johannsen Wernhern nit fail, das welt er ime nit fail machen und versehe sich gueter
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nachpurschaft zu im. Und damit ist der kauf also uf dißmal eingestellt worden. Aber in kürze darnach kam es widerumb uf die pan. Herr Gotfridt Wernher der scheuret heftig und het ie gern gesehen, das der kauf were für sich gangen. Er gabs seim brueder, herr Johanns Wernhern, für, als ob
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zu besorgen, das etwann die Schweizer wider ußer iren lendern würden fallen und Hülzingen einnemen oder verbrennen. Mit solchen und dergleichen bloen argumenten ward herr [648] Johanns Wernher widerumb ufgeredt. Der wolt Hülzingen abermals nit behalten. Es kam herr Hanns
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Jacob von Landow als landtvogt zu Nellenburg ins spill, alles under dem schein, als ob die regierung zu Insprugk würde kaufen, und beschach alles darumb, dieweil bemelter Hanns Jacob dem Hannsen von Schellenberg ganz abgonstig. So er nun den dritten thail an Staufen und Hülzingen, es
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were in ambts oder in lehensweis, bekommen, hette er im über nacht ein unruhe machen und teglichs künden die hell uf und zu thuen. Das versahe sich Hanns von Schellenberg wol. Dem ward, als er diser practik gewar, nit geheur und understand sich mit allem ernst, sollichs zu verhündern.
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Aber es ward herr Johanns Wernher getriben und beredt. Der ließ sich mit herr Hanns Jacoben ein, auch mit dem Jörg Seckler, burgermaister zu Ratolfzell, und dem Alexander Bolstetter, statschreiber daselbs, das die sollichs bei der regierung anbringen sollten. Das beschach, und schickt
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die regierung herr Hanns Jacoben, dergleichen den ambtleuten zu Stockach ain bevelch herauß, in dieser sachen zu handlen, wie das Hanns von Schellenberg verstendiget. Do schreibt er herr Johannsen Wernhern und erinnert in. Darauf gab er antwort, das er gar nit gestendig, was
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verbündlichs eins kaufs halben mit im gehandelt haben, aber seine tail an Hülzingen und Staufen weren lehen vom haus Österreich und demselbigen aigenthümblichen verwandt; so er dann dem aigenthumbsherren das aigenthumb angebotten, wie sich das aim lehenman zu thuen gepürn, acht er sich
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das zu thuen schuldig. Aber wie es gemeinlich beschicht, wann ain verzug gemacht und in ainer sach nit geschwindt abgehandelt, so mag es auch leichtlichen verhündert werden.

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[21] Das beschach da auch, dann in dem, das die baid gebrüeder, graf Johanns Wernher und graf Götfrid Wernher (also schriben sie sich dozumal), sich also saumpten und weiter berathen wolten, do kam ain anders in die sach, dann grave
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Johanns Wernhers son, grave Frobenius Christof, der war bei wenig zeiten darvor zue landt kommen. Der war nun des übelhausens und aller sachen, wie es stande, berichtet; zu dem so het Schellenberg kain ander schwert oder waffen mer, sich zu entschütten und den kauf mit Hülzingen zu
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widertreiben. Darumb warde grave Jörg hierin angesucht. Derselbige[8] sampt seinem gemahl beschriben den jungen herren zu sich geen Engen; also ward Hülzingen halb red gehalten, und demnach solchs laut der pratik, wie ob gehört, der römisch kaiserlichen Majestat, oder doch herr
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Hanns Jacoben von Landow solt werden, do beschwert sich dessen graf Geörg von Lupfen, mit anzaig, das ime und allen Hegewern solcher verkauf zum höchsten nachtailig, auch das Hanns von Schellenberg, mit dem sich graf Hanns Wernher vorhin in ein abred ingelassen, dessen noch
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vil weniger zufriden sein würde. Neben dem do lued Hanns von Schellenberg graf Gergen von Lupfen, auch Frobenium Christoffen zu sich geen Staufen ufs schloß. Darbei waren auch Bilgerin von Reischach der alt und seiner söne zwen. Also erzällt der alt Hanns von Schellenberg, das er sich
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kains wegs versehen, das sich Zimbern mit der kaiserlichen Majestat oder herr Johan Jacoben von Landow eins kaufs halben mit Staufen und Hülzingen ingelassen, dieweil im solliche güeter vorhin in kaufsweis bewilliget weren, welcher bewilligung er im fahl der notturft sich zu behelfen und das
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mit urkunden darzuthuen urpüttig were; zu dem solch verkaufen einer gemainen riterschaft im Hegew zum höchsten würde beschwerlich sein, welche auch, als ob es inen zu trutz und zuwider beschech, das vermerken müesten. Darumb sein begern, so es ie sollte oder müeste verkauft
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werden, das man im das vor andern wellte zusteen lassen, mit weiter ausfierung, hieher nit dienstlich. Dieses alles bracht der jung herr mit gepürlichen umbstenden für sein herr vatter, [649] auch seine baide vatters brüeder. Dardurch warden einstails die herte gemüeter grave Hansen
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Wernhers und grave Gottfriden Wernhers dermaßen erwaicht,

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[22] das sie palinodiam[9] zu recantiern anfiengen zu bedrachten, und wie man Hülzingen sampt den zugehörigen dörfern mit ehren mögte behalten. Hierauf ward der kauf bei herr Hanns Jacoben von Landow in namen der königclichen
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regierung und dann bei Hannsen von Schellenberg zum tail abgeschriben, zum tail angestellt, dessen dann Hanns von Schellenberg wol zu friden. Aber herr Hanns Jacoben wolt das abschreiben nit gefallen, darumb understande er sich noch vil, wie das noch die schreiben und missifen, die
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vorhanden, mitbringen, aber es mogte alles nit verfahen. Der jung herr fieng sich an zu befründen und trange dise practiken alle hündersich; dann es warde durch den bischof Erasmum von Straßburg und sein canzler, doctor Christof Welsingern, bei dem römischen künig Ferdinando und seinen
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fürnembsten räthen sovil gehandelt und auch immatriculiert, so was von alienation, verenderung oder kaufhendeln der zimbrischen lehen fürkemmen, das hierin ohne sondere bewilligung oder ansuchung deren andern agnaten nichs bewilliget werden sollt. Und als die unwesenlich haushaltung
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dem römischen künig fürgebracht, solt er ganz übel zu friden sein gewest und mit ernst bevolchen haben, seitmals noch jünger agnaten des stammens und namens vorhanden, so die lehen noch verdienen künden, das man im keiner verenderung mehr gedenken soll. Dessen ist herr Hanns Jacob
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und Bilgerin von Hewdorf wol innen worden. Die haben mit allen iren pratiken, belangen Hülzingen und das dorf Althain, müeßen hünder sich steen, wie hernach wetter meldung davon beschehen wurt. Hernach über etliche jar, als graf Johann Wernher mit todt abgangen und ain großen
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schuldenlast verlassen, do understand sich graf Froben Christof als der erb von seines mehrern nutz wegen diesen sein tail an Staufen und Hülzingen Gebharten von Schellenberg, des Hannsen sone, zu verkaufen. Er bot im das umb fünfzehen tausendt guldin hauptguets an, aber Schellenberg wolt
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nit daran; lag nur uf der kaufsomma, wie einest zwischen grave Johann Wernhern und seinem vatter war abgeredt worden; wolt auch letstlich über zwelf tausendt guldin nit geben. Also gieng alle handlung zuruck, welches doch hernach Gebharten übel genug hat gerowen, dann es ime
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umb vil ain mehrers nit mer werden oder zusteen kan, von

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[23] wegen das sich die güeter gebössert und so gar in ain hochen wert sein kommen. Und ist schier ain zweifel, welcher tail under inen am dorlichsten hab gehandlet, der graf, das er ime die güeter so wolfail hatt anbotten, oder
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Gebhart, das er das glück nit annemen oder ja hat sagen künden. Wie nun Gebharten in dem fahl missrathen und erst gesehen, welcher maßen er die schanz in dem, das er den kauf nit annemen wellen, übersehen, do hat er ain andere practik erdacht, ob im diser drittail noch werden
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möcht. Erstlichen hat er sich zu graven Frobenio gethon und sich ainer newen ordnung zu Hülzingen mit ime verglichen, darauß dann der groß, langwirig zank und spann mit den bösen, ungetrewen pauren erfolgt, darvon ain besonders capitl wer zu beschreiben, und hat nun Gebhart
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nit anders vermaint, dann den graven durch das matten und die unruhe dahin zu bringen und so unlustig zu machen, das er im wider zu kaufen werde geben. Aber wie man gemainlichen sprücht, das untrew seinen aignen herren trefe, das ist also auch beschehen; dann im Gebhart selbs ain
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solche unruhe hiemit zugericht, wie menigclichen bewist, und hat der graf dannost noch sein tail, gleichwol mit großem zank und allerhandt abgang von den ungehorsamen leuten. Neben dem hat Gebhart [650] von Schellenberg bei grave Frobenio Christoffen erlangt, das er den
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zimbrischen tail am schloß Staufen, der vor jaren im Schweizer krieg ist verbrennt worden, wider erbawen mege, iedoch über fünfhundert guldin hauptguets nicht. Damit mag auch sollicher tail des schloß von dem von Schellenberg oder seinen erben widerumb gelest werden, wie das sein
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handtgeschrift ußweist. Bei wenig jaren hat sich herzog Christof von Würtemberg understanden, diesen dritten tail an Staufen und Hülzingen zu erkaufen, welches ime dann zu seinem schloß Twiel, allernechst darbei, ganz wol gelegen, und ist uf aim großen kaufschilling gestanden. Aber der herzog
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hat, wie man sagt, die bewilligung bei kaiser Ferdinando oder dem haus Österreich nit ußbringen könden. Also ist es alles ainandern widerwertig, und fürcht ie einer, der ander der überkom zuvil und steug zu hoch.



  1. underthedingern] hs. undertheingem.
  2. uf] hs. von.
  3. Gewporten] d. i. Gauporten; über diesen krieg s. Karl Menzel, Diether von Isenburg s. 169 ff. und insbesondere s. 191 ff.
  4. Höre] hs. verhöre.
  5. störken] so wohl, hs. stöcken.
  6. sich bei] so dürfte zu ergänzen sein.
  7. ....] die hs. hat hier einen leeren raum für etwa 6 linien.
  8. Derselbige] hs. Derselbigen.
  9. palinodiam] hs. palniodiam.