Zimmerische Chronik/Band 3/Kapitel 4

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie den graven von Werdenberg die grafschaft Hailigenberg, auch Sigmaringen, Trochtelfingen und andere güeter zugestanden, auch was inen fürnemlich biß zu irem entlichen abgang begegnet.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 3. S. 37–50
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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Wie den graven von Werdenberg die grafschaft Hailigenberg, auch Sigmaringen, Trochtelfingen und andere güeter zugestanden, auch was inen fürnemlich biß zu
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irem entlichen abgang begegnet.


Grave Albrechts von Werdenbergs brueder, graf Hainrich, hat von seim gemahl, der erbtochter der grafschaft Sonnenberg, zwen söne bekommen, grave Hartman und grafe Hannsen. Er hat neben der grafschaft Sonnenberg und
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Pludenz, das im sein weib zugebracht, die herrschaft Salgans zu seinem tail ingehapt, aber in nachgenden weiln ist es von inen widerumb an die ander linia in Aidgnossen kom-

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[38] men. Von denen entspringt die linia, so hernach den Hailigenberg besessen, darvon hernach aber die dritt linia der grafen von Werdenberg, die ist abkommen von des obgehörten graf Albrechts jüngsten brueder, der hieß graf Ulrich.
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Im hett sein gemahl, ein grefin von Kirchberg und Wullenstetten, das schloß und die herrschaft Albeck bei Ulm zuge[bracht][1], derhalben er sich von seinen brüeder absonderte, enthielt sich uf Albeck, wie auch seine nachkommen solche herrschaft vil jar ingehapt. Diese linia hat am lengsten
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geweret, und kommen die grafen, so den Hailigenberg und Sigmaringen besessen, von diesem graf Ulrichen her, derhalben die größlichen irren, so da vermaint, das die grafen von Werdenberg, die in unsern landen gewonet, von einem ledigen Werdenberger herkommen, daran inen doch
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gewisslichen unrecht beschicht. Nit weniger ist, man hat vor jaren in einem alten buch im stift zu Buchen geschriben gefunden, das die graven vom Rotenfanen vor vil zeiten abgestorben und mit einem ledigen seien ersetzt worden. Das mag nun sein, oder nit, das waiß ich aber wol, das bei zeiten und
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regierung fraw Elsbethen, ebtissin zu Buchen, solch alt buch ist verloren und ab dem weg gethon worden. Sie ist ain gebornne grefin von Montfort gewest. Aber das ich widerumb von den graven von Werdenberg sag, so haben sie die herrschaft Albeck vil jar besessen; als aber die stettkrieg
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angiengen, sein sie von alten theiln in denen durchzügen vilmals überfallen und so oft beschediget worden von feinden und fründen, das sie letstlich dessen so müet und urtrutz worden, das sie weichen und an andere, gelegnere und mehr sichere örter sich zu begeben entschlossen haben.
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Derhalben, dieweil inen ain anders guet, und namlich Trochtelfingen uf der Alb, zu handen gestoßen, haben sie die gelegenhait nit von handen wellen lassen, sonder die herrschaft Albeck der statt Ulm verkauft[2] und dargegen mit sollicher barschaft Trochtelfingen [659] mit seiner zugehörde
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aigenthümblichen an sich erkauft. Man sagt, es seie der graven von Würtemberg gewest, und sicht im wol gleich, es seie domals ain schlechts wesen gewesen und nirgends der nutzbarkait, wie zu unsern zeiten, es hettens sonst die graven von Würtemberg nit so leichtlichen von handen
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gelasen, wie sie dann nie rein wasser, wie man sprücht, haben

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[39] ußgeschütt. Und wiewol sie alle güeter der herrschaft Albeck der stat Ulm haben keuflichen zugestellt, so haben sie inen doch und iren erben die lehenschaften vorbehalten. Daher haben die graven von Werdenberg, so zu
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Sigmaringen und Trochtelfingen gesessen, das hirtenampt in der stat Ulm alwegen zu lehen verlihen, und haben die von Ulm den graven iederzeit ein lehenträger darumb geben müesen. Es kamen auch merertails werdenbergische lehen von der herrschaft Albeck here. Zu Trochtelfingen haben
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die grafen bald hernach, als sie das bekommen, den gotzdienst größlichen befürdert, ein halben stift alda ufgericht, auch inen daselbs ain herliche begrepnus gemacht, und sein gotzförchtige graven gewest, wie sich das ußer vilen iren handlungen und thatten, insonderhait aber mit den
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gotzzierden beschaint, damit sie ire nachkommen zu gleichem geraizt und anlaitung geben. Und dieweil dise graven dise landsart nach irem gefallen befonden, darin auch der zeit kein raubfogel noch gewesen, oder das man der ligenden güeter sonderlichen hoch geachtet hette, do haben sie iren
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fueß weiter gesetzt, etlich vom adel an der[3] Tonow und Lauchart ußkauft. Als nemlich haben sie das schloß Dietfurt mit seiner zugehörde von den edelleuten von Reischach bekommen, sodann Jungnow mit seiner zugehörde von denen von Hewdorf. Zu solchem ist inen nit wenig fürderlich und
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dienstlich gewest der heirat mit Zimbern, als grave Eberhart weilunt des eltern herr Hannsen freiherren zu Zimbern ainige dochter vermehelt, die im ob den fünf und zwainzig tausendt guldin hauptguets zugebracht, wie dann hieoben[4] vermeldet worden. Bemelte von Zimbern ist der zeit ain
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gueter notthelfer gewest, dann sie selbigs mals in heftigem ufgang, und sein inen gleich baldt uf ainandern zwai grose glück zugestanden, das ein, das dieses grave Eberharten sone, graf Hanns, ein grefin von Würtemberg nam, war grafe Eberharts und einer burggrefin von Nürmberg dochter.
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Die pracht ime zu Sigmaringen und Veringen zusampt den forsten, wilpennen und obrigkaiten, welches vorhin die von Reischach und andere ingehapt, gleichwol sonst mit einer schlechten zugehörde oder nutzung von diser herrschaft Sigmaringen; und ob es von alter ein grafschaft seie, oder
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wie es herkommen, das wurt an ainem andern ort gemeldet.

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[40] Das ander glück, so inen umb die zeit zustuende, das ward die grafschaft Hailigenberg. Solchs het die gestalt. Nachdem die grafschaft Hailigenberg vor jaren mechtig und fürneme grafen gehapt, so waren doch dieselbigen mitlerweil
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von wegen der übergroßen stiftungen und gotzgaben, die sie hin und wider gethon, zu Salmensweil und an die spitäl und andere clöster, das sie zu letzsten gar nahe zu zeitlicher armuet kamen und schier nichs, dann den blosen namen sampt den hochen und forstlichen gerichten, behielten.
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Deren, dieweil es müsam und nichs sonders in die kuchen truege, begerten die münch sonst nit. Zu dem auch letstlich die frommen graven das haus ires stammens und namens, den rechten Hailigenberg, verließen, das zu ainem closter ordneten; ward doch volgender zeiten dem orden der
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Templarier eingeraumpt und übergeben, wie man noch heutigs tags dem alten gebew nach sicht, das es nach closter art ainest gebawen worden. Die graven, nachdem sie ir wol gebawens haus also verlassen, muesten sie ain anders nest suchen. Darum so baweten sie ain schlößlin uf ain cleinen
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berg an der halden gegen Althain werts, das nampten sie auch den Hailigenberg; [ist][5] ein gaistlich ordenshaus gewest, darin es auch ain sondere weilege gehapt, wie man das gründtlichen findt, so man im schloß umb und in der capellen grept. Zu dem es den lieben hailigen s. Felix
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aldo begraben hat, sampt anderm viel hailtum. Wie aber solchs vor zeiten dahin kommen, darumb auch das haus den namen darvon bekommen, das ist nit bewisst. Es ist ain gemaine sag, die Tempelherren haben erst vil hailtums, die zeit sie das haus ingehapt, dahin gepracht, wie dann
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an mehr [660] orten dergestalt von inen beschehen; dann also haben wir ain schloß an der Mosel, im erzstift Trier gelegen, haist Loselich, gehört dieser weiln den herren von Kriechingen und den Bayrn von Poparten. Das hat vor vil jaren auch deren Tempelherren zugestanden, wie aber
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die hernach vertriben, haben sie ain merklichen schatz von hailtumb in dem altar, der noch in dem kirchlin, so vor dem schloß stehet, vermauret. Das ist bei wenig jaren noch darin gelegen, das es von niemands ist geöffnet worden.
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Aber den Hailigenberg belangen, darvon ist ain selt-

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[41] zams gedicht in der schwäbischen cronica[6] , wie derselbig von einem, genannt Emerius, ußer der stat Trier pürtig, gebawen und mit dem hailtum von der kaiserin Helena, des großen Constantini muetter, begapt, also der erst grave
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zum Hailigenberg worden seie. Das laß ich in seinem wert bleiben. Wie es aber ain ansehen, das solcher Emerius und seine nachkomen vor den allemanischen künigen und fürsten können grüenen, mag ain ieder wol gedenken. Es haben nun die graven iren ursprung, woher sie wellen, so
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sein sie doch ganz fürnem und ansehenlichen graven gewesen, bei kaiser und künigen vil jar in grosen gnaden, haben auch den Hailigenberg, es sei gleich der alt, oder der new, sampt der grafschaft ingehapt biß zu der regierung des römischen künigs Ruedolfs. Selbiger zeit ist in
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leben gewest ein grave vom Hailigenberg, genannt Berchtoldt, ein ainziger graf seins geschlechts. Derselbig, als er keine leibserben gehapt, zudem auch nit bewist, ob er verheirat[7] gewesen, oder nit, do hat er sein grafschaft sampt Schmalneck seiner vettern und verwandten einem, [einem][8]
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grafen von Werdenberg, genannt Hugo, umb fünfhundert mark silbers zu kaufen geben. Diser kauf ist auch im jar 1277 von obbemeltem künig Ruedolfen zu Wien bestettiget worden[9]. Bei disem verkaufen ward auch weiter abgeredt, demnach sonst kein graufe mehr des geschlechts vom
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Hailigenberg were, so sollte grave Haug und seine erben sich ires namens von Werdenberg, auch irs wappens verzeihen und dargegen namen, schilt und helm Hailigenberg annemen. Das alles ward von dem grafen von Werdenberg bewilliget und volzogen. Wahin sich aber nun obgehörter
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grave Berchtoldt vom Hailigenberg nach verkaufung seiner grafschaft hinbegeben, oder wie lang er noch hernach gelept, das ist von lenge wegen der zeit und auch merertails, das unsere vorfaren so gar liederlich und unfleißig gewest, ein sollichs oder ain anders zu beschreiben, in vergess kommen,
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gleichwol auch dergleichen sachen in prunsten mermals vergangen. Das waist man aber wol, das er vor seinem absterben ein heremitaige unfer vom Hailigenberg gebawen sampt ainer kirchen, genannt in der Eck. Darin wonet

1 [42] stets ein fratter von Salmensweil; der hat auch sein underhaltung daselbs.

* [1467] Dises hermitaige zu der Egk hat gestift ain conventual zu Salmenschweiler, hat gehaisen bruder Hainrich
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Fink von Liechtenstain, und ist beschehen anno domini 1256. Den grund und boden darzu hat geben graf Bechtold von Hailigenberg[10] , mit bewilligung seiner hausfrawen und kinder, in beiwesen und als gegenwürtige zeugen herr Friderich von Magenbuch, herr Albrecht von Eberartsweiler, baide
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ritter, Mangoldt und Conradt gebrüeder von Mülnhofen[11], Ulrichen Rappenstain, Haugen von Leestetten und ainem, der genannt ward der Schüssler. Bischof Eberhart und bischof Rudolf von Costanz haben das bewilliget, dergleichen auch herr Herman und herr Marquart von Lindaw, kürchher
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zu Wildorf, dohin dozumal dises ort pferig war. Solchs findt man also in der alten dotation der Eck geschriben. Wie bald aber hernach graf Berchtolden vom Hailigenberg seine kinder mit dodt abgangen, dardurch er verursacht, die grafschaft denen von Werdenberg zu verkaufen. das ist
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nit bewisst, in ain vergess lenge halb der zeit kommen. * In der kirchen do ist diser letst graf vom Hailigenberg begraben, Got gnad ime! Von obgehörtem graf Haugen von Werdenberg und seinen brüedern kommen die hernach volgenden graven vom Hailigenberg. Er ist seins
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herkommens der linia gewesen, so zu Pludenz gesessen. Sein herr vatter hat graf Ruedolf von Werdenberg gehaißen, so war sein muetter ain marggrefin von Burgow, genannt (Adelheid)[12] . Grave Haugen aber ist in der regierung sein brueder nachgevolgt, graf Albrecht, dessen gemahl ein grefin von Kiburg,
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genannt Catharina. Iren baider sone war der ander graf Albrecht von Hailigenberg. Dem warde fraw Agnes, ein burggrefin von Nürmberg vermehelt. Uf den kam sein sone, der dritt grave Albrecht und der letst in absteigender linia. Sein gemahel war ein gebornne grefin von Schaumburg,
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genannt Ursula. Die gepare ime kein son[13], aber fünf döchtern, die warden mehrtails noch bei leben ires herren vatterns verheurat, und namlich fröle Agnes ward vermehelt grave Eberharten von Kirchberg, fröle Kunigundt grave Wilhelmen

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[43] von Montfort, fröle Anna grave Ulrichen von Metsch, die viert, fröle [Katharina][14] , wardt geben grave [Hanns][15] von Masax, sodann fröle Barbara, die jüngst under denen schwestern, die ward in die Etsch verheirat, herr Conradten [661]
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freiherren von Rottenburg und Kaltern. Dieweil aber nur grave Albrecht alt und unvermeglich, auch keiner künder mehr gewertig, do übergab er den Hailigenberg sampt der grafschaft seiner nechsten agnaten und verwandten einem, hieß graf Haug, war auch der alten einer und hett keine
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kinder, solche güeter nach seinem todt zu besitzen; beschach im jar Christi 1405. Und wiewol diesem grave Haugen allerlai instantien und verhünderungen begegneten von den andern grafen von Werdenberg, alles doch bei leben graf Albrechts, so hat doch er, grave Haugo, die grafschaft under
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dem römischen künig Ruprechten vor Ir Majestat hofgericht umb zwai tausendt mark goldts, damit graf Albrechts fünf döchtern sollten außgesteurt werden, mit recht erhalten. Unangesehen des alles so hat grafe Albrecht die grafschaft in kürze hernach herzog Friderrichen von Österreich umb
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vil ain höchers verkauft, darauß gevolgt, als bald hernach grave Albrecht mit todt abgieng, das bemelter herzog Friderich den Hailigenberg sampt der landtschaft einname. Demnach aber die herzogen von Österreich domals mit den Aidgnossen genug zu thuen, do wartet grave Haugo der
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zeit, und als der sich dessen zum wenigisten versahe, bewarb er sich bei seinen herren und fründen. Mit denen ruckt er in der eil für den Hailigenberg, gerüet im auch, das er den sampt der landtschaft einname. Dessen erlangt er gleich bei kaiser Sigmunden, seitmals derselbig dem
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herzog Friderrichen vorhin nit günstig, ein bestettigung, geschach anno domini 1418, und in wenig tagen hernach do starb er auch, gleichwol ohne ainichen leibserben, und ward der letst grave diser linia von der sonnenbergischen linia. Damit nun der Hailigberg nit in frembde hand keme, do
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underfieng sich grave Hanns von Werdenberg, der zu Sigmaringen und Trochtelfingen saß, der sach, und als seins vermainens der nechst agnat und pluetsverwandter name er eilends den Hailigenberg ein, ließ ime auch die underthonnen schweren, und hiemit ward der Hailigberg in wenig
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jaren zu dreien malen ingenommen. Dieweil aber menig-

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[44] clich darfür hielt, die grafschaft würde nach absterben des obgehörten graf Haugen dem reich haimgefallen sein, als ain lehen vom reich und das nit ain stamm- oder vatterlehen, sonder under künig Ruedolfen lang erst nach der
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alten brueders- und erblichen geschlechtsthailung ein new und angesetzt lehen, do het herr Brunorius von der Laiter, der kurzlich darvor von Verona und Vicenz, alda er des römischen reichs vicari war, verjagt worden, kaiser Sigmunden umb die grafschaft Hailigenberg angesprochen, die er
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auch bei dem kaiser außgebeten und ime darauf war gelihen worden. Der sahe nun, das er vor graf Hannsen von Werdenberg zu der posses nit komen möcht, erclagt er sich dessen vor kaiser Sigmunden, von dem er die grafschaft zu lehen empfangen het. Also uf ernstlich anhalten und
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begern herren Brunorii ward grave Hans von dem kaiser für die hofräth zum rechten erfordert. Der erschin; do ward er im rechten, als ob er nit des stammens und nammens, auch schilt und helm der abgestorbnen graven von Werdenberg und Hailigenberg were, angezogen, derhalben auch
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von wegen seines frefels, das er die lehen, ime nit gehörig, ohne ervolgt des rechtens, gewaltigclichen eingezogen und besitzen thette, von obbemeltem herren Brunorio von der Laiter und andern werdenbergischen widerwertigen schwerlichen beclagt. Es waren die hofräth und richter in diser
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sach herzog Wilhalm von Bayrn, graf Ludwig von Würtemberg, grave Ludwig von Öttingen mit dem part, baide des kaisers hoffmaister, grave Friderrich und grafe Johanns von Helfenstain, grave Hanns von Dierstain, grave Eberhart von Kirchberg und grave Hanns von Öttingen. Deren aller
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richter an stat des kaisers war marggraf Friderrich von Brandenburg, der churfürst. Von denen allen ward nach beschehner clag, antwurt, red und widerredte durch ain interloquitori dohin [662] geschlossen, das in diser rechtvertigung nach dem schwäbischen rechten erkennt und die
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selbig urthl von iezgehörten beisitzern iedem, in sonderhait wolermeltem churfürsten von Brandenburg, in geschriften solt überschickt werden. Das beschach, und übersandte herzog Wilhelm von Bayrn des ersten sein urteil, des inhalts, [man][16] mege grave Hanns von Werdenberg uf den aidt
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weisen zu Gott und den hailigen, mit gelerten worten und

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[45] ufgehepten fingern, das er des stammens und nammens sei, dess graf Haug sellig, der nechst inhaber des Hailigenbergs, gewest, und dann sechs unversprochen mann, die rittermeßig und wappensgenoß seien und die solch
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rechtvertigung nit berüere, weder zu gewin, noch zu verlust, und ohn alle geverde ime nachschweren, das der aid rain seie, so soll grave Hanns dessen billichen im rechten füro genießen. Sollichen spruch haben vor bemelten graven, beisitzer, mit gleichen urtheiln becreftiget und gleich lauts
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zugestimbt. Dem allem nach hat sich graf Hanns III.[17] zu kaiser Sigmunden geen Regenspurg verfüegt und sich erbotten, dem rechten und ergangner urtheil gnug zu thuen. Dieweil dann der kaiser selbs und dann menigclichen erkennen kont oder mocht, das er den aid wol het thuen megen, und das
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sich herr Brunorius von der Laiter selbs gesaumpt und sein clag nit recht gethon, do überhuebe ine der kaiser außer gnaden des aids, verlihe ime darauf die grafschaft zu lehen, beschahe alles in anno 1434, und hiemit so kammen die graven von Werdenberg widerumb zu der grafschaft
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Hailigenberg, die sie auch hernach rüebig ingehapt und behalten haben. Es ist ein sag gewesen bei den alten, als ob man keine unkeusche werk im schloß treiben dörf und das die spatzen der ursach halb alda sterben. Aber bei unsern jaren hat
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sich sollichs nit befonden, dann soliche werk daselbs niemands, dann den eunuchis, verbotten gewesen. Was aber die grafen von Werdenberg mit diser grafschaft hernach von denen von Überlingen, auch dem alten Hansen von Rechberg, der die stett kriegt, erlitten, das ist hievor zum
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thail vermeldet worden, hieher nit dienstlich. Nachdem inen nun diese zwo herrschaften, Sigmaringen und Hailigenberg, zue Trochtelfingen und den andern erkauften güetern zugestanden, do haben sie auch kein schlechten heirat getroffen, sonder graf Jörg von Werdenberg, der obgehörts graf
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Hannsen und der grefin von Würtemberg son, vermehlt im fraw Catharinam, marggraf Carls von Baden und kaiser Friderrichs des dritten schwester dochter. Bei der überkam er vil kinder, söne und döchtern. Die ein dochter ward verheirat eim grafen von Egmont[18], die ander aim schenken von Limpurg[19]

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[46] die dritt aim schenken von Erbach. Der söne waren drei, grave Hanns, grafe Christof und graf Felix, also das ich etlich leut gehört, die acht lebendiger graven von Werdenberg domals lebendig bei ainandern gesehen haben.
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Aber es ist umb ain haufen künder oder auch ander mentschen, wie umb ain haufen air, als man sprücht. Grave Hanns nam ain freiin von Gundelfingen, darvon hieoben; sie gepar ime aber kein kündt. Grave Felix überkam der erbtöchtern [eine], ein grefin von Newenburg, weilunt des
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grosen marschalks von Burgundt dochter. Die pracht ime Muselburg, Zolver, Momedi und andere heuser zu, aber sie hett auch kain kindt. Der mitler brueder, grave Christof, dessen in diser historia vil gedacht wurt, verheirat sich mit fraw Barbara, einer marggrefin von Mantua. Von der
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überkam er zwen söne, graf [Felix][20], der starb zeitlich und noch ganz jung; der ander son hieß Jocham, der ward bei den vierzehen[21] jaren alt. Sein herr vatter wolt in geen hof zu bischof Wilhelmen von Straßburg schicken, aber seitmals die vassnacht vorhanden, da wolt man den jungen herren
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dieselbig zeit noch da behalten. Was beschach? Er danzet und war frölich, nach der jungen leuten geprauch, und drank dermasen in die hitz, das er sein in kürze hernach sterben muest; wer, als man sagt, so er das leben het sollen haben, ein großmüetiger graf worden. Sein fraw muetter, die grefin
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von Mantua, ist vor ime gestorben an der pleuresei, wie graf Christofel, ir gemahl, uf dem [663] reichstag zu Trier gewesen, in Martio anno 1512. Man sagt, als ir der erst sone gestorben, hab sie heftig maligniert und sich größlich wider den unfahl entsetzt erzaigt. Noch hat sie zwo
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döchtern lebendig verlassen, die elter, Anna, ist grave Friderrichen von Fürstenberg vermehlt, die ander, fröle Elsbeth, ist durch underhandlung graf Felixen eim grafen von Manderschidt versprochen worden, aber sie ist durch zufellige krankhaiten in ledigem standt unverheirat gestorben. Die ist mit
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iren gebrüedern und andern geschwistergiten zu Trochtelfingen in die alt werdenbergische begreptnus vergraben worden. Kurzlich darvor und der jung graf Joachim von Werdenberg gestorben, do hat man zu Inzkofen im closter etliche nächt uf ainandern ain groß klopfen und gedümel
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gehört, hat doch niemands gründlich gewist, an welchem

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[47] ort. Wie das grafe Christoffen fürkommen, hat er ime übel entsessen und besorgt, es werde ine trefen, aber bald hernach ist im der unfahl mit seinem aignen son, wie oblaut, begegnet. Und mit disem jungen ist der werdenbergisch
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stamm allerdings zu grundt gangen. Hernach hat graf Christof ein beschließere gehabt, mit namen Endle Garele, die im ain jungen sone geboren, darab der alt herr ain solliche frewd empfangen, das man gründlich waist, er die würde geehelichet haben zu erhaltung seines stammens und
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namens, aber es hette sein brueder, grave Felix, dergleichen sein dochterman, graf Friderrich von Fürstenberg, ein groß misfallens darab, darumb schied unser Hergot den krieg, dann es starb muetter und das kündt. Bald hernach begab sich Christof, grave, das er wider heiraten wolt. Nun het
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grave Eitelfriderrich von Zollern, des alten sone, sich vor jaren im Niderlandt, als er bei kaiser Maximiliano zu hof, mit ainer von Bersell zu Brüxel vermehelt; die het ime vil söne und dechtern geborn, war auch etliche jar, nachdem ir herr sellig zu Pavia gestorben, in witwenstand verharret.
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Do vermocht grave Felix von Werdenberg sovil bei seinem brueder, graf Christofen, das sich derselbig bewilliget, dise witfrawen von Zollern zu nemen, wie auch beschach. Aber do ward kein glück oder fahl mehr und das zu achten, der allmechtig hab des geblüets nit mehr uf erden filleücht
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haben wellen. Gott verzeihe uns allen! Er hett sie etliche jar, in welcher zeit sie ime doch kein kündt nie gab. Also starb er vor ir hinweg, uf zeit und tag, wie hievornen gemeldet worden. Man vermaint gründlich, er hab sich mit weibern übernossen, und als man sagt, so soll die Lenora
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Werdenbergerin hieran nit die kleinest ursach sein gewesen. Aber ich laß es bleiben, es ist hievon vil geredt worden, wie dann beschicht, das ein ieder von sachen urteilet, wie ers versteet. Zudem ime der abgang seines geschlechts, auch seins brueders, graf Felixen, todt zu Augspurg vil und
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hoch war angelegen, mer, dann er sich dessen merken ließ. Zu dem er auch mit seinem dochterman, graf Friderreichen, allerdings richtig, und sovil an ime gestanden, het er ime am erbteil noch mer empfiert, dergleichen auch grave Felix. Was die ursachen, das ist hieher nit dienstlich.
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* [1289] Under andern dorhaiten ist das nit die wenigest, so ain alter mann sich verheirat, bevorab aber, so er ain jungs weib nimpt. Doher, als herzog Georgen von Sachsen

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[48] seiner sön halben großer unfal begegnet war, dann sie baide irer vernunft halb nit gesundt, ohne leibserben abgangen, von den fürnembsten und vertrawtesten gerathen ward, er sollt sich wider verheiraten, sprach er, es het weilunt kaiser
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Maximilian gesagt, das man aim alten man kain subtilers oder höflichers gift zurichten könte, dann so man im ursach geb, ain junges weib zu nemen; dessen rat wellt er sich auch halten, und warf inen für den alten herren von Plawen, derselbig hett sich in seim alter auch mit eim jungen frölin
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bestatet, hett aber nit lang darnach gelept, sonder hiemit sein leben bekürzet. Es ist dem fromen grave Haugen von Montfort in unser landtsart, als im sein junger son, graf Hainrich, mit todt ohne leibs erben vergangen und der elter graf, Ulrich, kain sone, vilmals gerathen worden, er sollte
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zu erhaltung seins stammens und nammens widerumb heiraten, darvon hat er nie hören wollen, sonder allweg und meins erachtens weislich geantwurt, sprechendt, so er ain alte neme, wer nit zuversichtlich, das er künder bekeme, wie dann graf Christoffen von Werdenberg auch beschehen,
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zudem er ain solche nit haben mecht; sollt er dann ain junge nemen, wist er sich der sach zu gering, darumb welle ers ain guete sach lassen sein und das alles Gott bevelchen. Aber bei unserer vätter zeiten haben wir im schwebischen krais auch ain fürnemen gehabt vom geschlecht, dessen
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namen mit fleis verschwigen wurt, der nam in seinem alter ain junge, gaile grefin, aber das ochsen- und kalbflaisch mocht bei ainandern nit gesieden, und wiewol sie künder bei ainandern, dessen sich vil verwunderten, so sahe doch die guet fraw etwan zum fenster hinauß, dann sie iren
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herren ungern het genommen, macht newe lieder von andern, die sang sie; damit vertrib sie ir lange zeit, insonderhait, da sie die flöch bissen. * Daher kam, das paid grafen von Werdenberg, gebrüeder, mit dem haus Österreich practicierten, damit nach irer baider
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abgang Sigmaringen und Veringen mit iren zugehörden als österreichische lehen uf die jungen graven von Zollern sollten fallen. Wie das ain sach gewesen und das Sigmaringen als ain reichslehen zu ainem österreichischen lehen worden, das soll an aim andern ort vermeldet werden. Mit der
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grafschaft Hailigenberg, Trochtlfingen und Jungnow sampt der andern verlasenschaft und vahrenden hab muest sich Fürstenberg benüegen lassen. Die obgehört feder ward im

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[49] vom erb, gleichwol wider [664] alle billichait, entzogen, dann er von recht wegen sonst ain ainziger erb ex asse, wie man sprücht, des orts gewest were. Dieses alles, wie man vermaint, hat grave Christof im todtbet vorbetrachtet, welches
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in dermaßen geängstiget, das im, nachdem ime die rede schier gar gelegen, der kalt schweiß über allen seinen leib außgangen, und wiewol er ain langer, dürrer man alle sein tag gewest, iedoch hat ine also der schweis übereilt, das man ime die hembder und die leinlacher stettigs abwichslen
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müeßen, das [man], wiewol es ungleublich ist zu hören, dieselbigen ußwinden kinden und vil geachtet, er seie mit großen ängsten und schier in ainer verzweiflung von diser welt abgeschaiden. Got waist den rechten grundt, und seie uns zu allen zeiten und sonderlichen am abtrucken gnedig
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und barmherzig! Etliche nacht darvor hat man vil gerümpels zu Sigmaringen im schloß gehört und ist ganz ungeheur gewesen, das auch die wächter die gespenst zum thail gesehen. Es hat sich gleichwol der graf bei einem viertel eins jars darvor seins absterbens besorgt, dann es hat zu
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Trochtelfingen ein großen gehawen stein ob der herrschaft grebnus, wie man in das gewelb hinab get, und ist von vil jaren here ein gemaine sag gewest, wann derselbig stein, der doch sonst mit einem kalch oder katt wurt vergossen, anfahe lotter werden und wacken, so seie es unfellig, es
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sterbe etwar von der herrschaft und das man den stein bald erheben müeß etc. Das beschahe grafe Christoffen auch, dann er war ainsmals und noch bei gueter gesundhait etliche monat zuvor zu Trochtelfingen, und wiewol im die gemain sag dieses grabsteins halben bewist und derhalben
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all sein tag gehüetet hett, sovil müglich, uf den stain zu dretten, so kont er sich doch uf dißmal so wol nit fürsehen, er drat daruf, das der stain hell und haiter under ime anfieng zu wacken. Er name ime ein große fantasei hievon, die ine auch nit betrog, dann er starb in wenig monaten
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dahin. Das aber durch sollichs zaichen eins mentschen todt zu zeiten werdt verkündt, das erfindt er, ußer teglichen erfarung, zu Lusingen, Kirchen und Güntersdal. Zu Lusingen, sagt man, wann ain künig von Frankreich sterben, so höre man etliche nächt darvor ain grausams geschrai umb das
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schloß, und das soll die Melusina sein. So wissen wir, das zu Güntersdal, ist ein closter im Preisgew, so die edelleut von Plumneck sollen gestiftet haben, biß anhere ein gewiss

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[50] zaichen gewest, da derselbigen edelleut einer mit todt sollt abgeen, so ist gewisslich, das bei wenig tagen davor ain ufgehenkt plumegkisch[22] wappen in der kirchen ab der wandt gefallen. Gleichergestalt im closter Kirchen, das die grafen
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von Öttingen im Rieß haben gestiftet. Da wurt ein hailtum gezaicht, welches, so ain graf von Ötingen sterben soll, sich gewisslich hell und laut thut erschütten, so ungestim, das mans im closter haiter mag hören, und von alter[23] here, wann sich ain sollichs begeben, so hat ain abtissin daselbs
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allenthalben, wie sie die grafen von Öttingen hat megen erfaren, inen das zu wissen gethon, und al wegen, so das beschehen, hat sich iren ainer nidergelegt und ist gestorben. Vor etlich jaren, als die edelleut von Hochen-Ahelfingen[24] noch in leben und deren ainer oder mehr sterben sollen,
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so hat man am dritten tag darvor zu angender nacht ein feurin vogel uf dem dach zu Ahelfingen sitzen sehen, alsdann ist bei den agnaten für gewiss gehalten worden, das iren ainer in kürze darnach die welt verlassen werd. * [1459] Bemelte grafen von Werdenberg haben auch
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vor vil jaren die herrschaft Aislingen ingehapt, in der margrafschaft Burgaw gelegen, und den sitz zu Aißlingen, alda noch das burgstall wurt gesehen. Hernach haben sie anno [1489][25] solche herrschaft dem stift Augspurg zu kaufen geben. *



  1. bracht] fehlt in der hs.
  2. verkauft] s. Stälin a. a. o III, 368.
  3. an der] hs. under.
  4. hieoben] s. bd. I, 216, 25 ff.
  5. ist] dürfte zu ergänzen sein.
  6. cronica] s. Lirer a. a. o. bl. 19a.
  7. verheirat] hs. verhundert, was wohl ein schreibfehler ist.
  8. einem] ist zu ergänzen.
  9. worden] s. Fickler, Heiligenberg s. 201.
  10. Hailigenberg] s. Fickler a. a. o. s. 177.
  11. WS: Umlaut im Druck sehr undeutlich.
  12. Adelheid] hs. hat eine lücke.
  13. kein son] diese genealogischen ausführungen weichen von Vanottis genealogischen tabellen mitunter namhaft ab; s. auch Stälin a. a. o. III, 681.
  14. Katharina] hs. hat eine lücke.
  15. Hanns] hs. hat eine lücke.
  16. man] dürfte zu ergänzen sein.
  17. WS:III. war handschriftlich ergänzt.
  18. eim grafen von Egmont] diese heirath erwähnt Vanotti a. a. o. stammtafel IV nicht.
  19. von Limpurg] hs. vom Limpurg. WS: das Wort Limpurg auf diese Seite versetzt, da hier die entsprechende Fußnote Baracks ist.
  20. Felix] ergänzt nach Vanotti a. a. o.
  21. vierzehen] hs. vierziehen.
  22. plumegkisch] hs. paumegkisch.
  23. alter] hs. aller.
  24. Hohen-Ahelfingen] s. Beschreibung des Oberamts Aalen s. 257 ff.
  25. 1489] s. Stumpf, Bayem s. 960; hs. hat eine lücke.