Zu Roseggers fünfzigstem Geburtstag
[563] Zu Roseggers fünfzigstem Geburtstag. Vor wenigen Tagen, am 31. Juli, hat in der Stille seiner heimathlichen Berge ein Dichter seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert, der, wenn irgend einer, aus der frischen unversieglichen Quelle des Volksthums die beste Kraft seines Schaffens genommen hat – P. K. Rosegger. Es bedarf an dieser Stelle keiner Wiederholung seines äußeren Lebensweges, denn es ist in aller Gedächtniß, wie eigenartlg das Schicksal dieses Dichterleben gestaltet, wie es den wissensdurstigen Sohn der Obersteiermark erst zum Schneider und dann durch die Vermittlung hilfsbereiter Freunde zum Poeten gemacht hat; auch hat ja die „Gartenlaube“ diesem Lebensgang „Von der Nadel zur Feder“ in Wort und Blld ein ausführliches Gedenkblatt gewidmet (1888, S. 357. und 365 ff.). So bleibt uns heute nur der herzliche Wunsch übrig: möge dem liebenswürdigen Schöpfer all jener Gestalten, in denen das kernige tiefe Gemüth, der Humor der Steiermärker so wahr und schlicht zum Herzen redet, die volle Frische zum Schaffen noch lange erhalten sein, möge er dem deutschen Hause noch manche echte Gabe seines Geistes schenken!