Zu einem Denkmal für Ernst Moritz Arndt

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Zu einem Denkmal für Ernst Moritz Arndt
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aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 119
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Denkmal für Ernst Moritz Arndt
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[116]

Der Arndt-Thurm auf der Insel Rügen.
Nach dem Entwurf und der Aquarelle vom Baumeister Eggert in Berlin.

[119] Zu einem Denkmal für Ernst Moritz Arndt ist an seinem hundertjährigen Geburtstage, am 26. December 1869, auf dem Rugard bei Bergen auf der Insel Rügen, seinem Geburtslande, der Grundstein gelegt worden, und es beginnt bereits auf diesem höchsten Punkte des größten deutschen Eilandes das Denkmal in Form eines Wartthurmes emporzusteigen.

Von neunzehn Zeichnungen, welche deutsche Architekten für den Bau einsandten, hat die Beurtheilungs-Commission des Architektenvereins zu Berlin auf Veranlassung des Baucomités die Wahl getroffen und den von dem Baumeister Eggert in Berlin gezeichneten Thurm, welcher auf S. 116 dieser Nummer der Gartenlaube bildlich dargestellt ist, als den passendsten Entwurf empfohlen. In ihrer Beurtheilung macht die Commission an das Denkmal für Arndt folgende Anforderung: „Die äußere Gestaltung muß neben dem praktischen Zwecke eines Aussichtsthurmes in erster Linie den Eindruck eines Ehrendenkmals erwecken, da durch dieses Bauwerk das deutsche Vaterland die Stätte ehren will, wo Arndt geboren und wo er oft genug, ein Flüchtling von deutscher Erde, hinüber gesehen hat in das deutsche Vaterland.“ Dieser Anforderung – sagt die Beurtheilung – entspricht der Eggert’sche Entwurf am meisten. Deshalb hat das Comité den Bau dieses Thurmes begonnen.

Eine etwa zehn Fuß hohe aufgeschüttete Terrasse bereitet die nächste landschaftliche Umgebung für das Bauwerk architektonisch vor. In untereinander wohl abgewogenen Höhenverhältnissen erhebt sich fast neunzig Fuß hoch ein Rundthurm in drei Geschossen, das untere Geschoß mit tiefen gegen außen sich öffnenden Nischen, zum Schutze gegen Wind und Wetter. In der Mitte führt eine Wendeltreppe zum zweiten und dritten Geschoß, und von dort zur Rundschau unterhalb der Kuppel. Das Mauerwerk von rothen Ziegeln ist durch dunkle Glasuren passend verziert. Die derbe Ziegelbauart hat allzu zarte und feine Details in den Gesimsen etc. glücklich vermieden.

Das erste Geschoß steht im Rohbau vollendet. Ueber den die Nischen bildenden Pfeilern läuft rings um das zweite Geschoß ein genügend breiter und mit einer Brüstung versehener Umgang, von wo Denen, welche nicht höher steigen wollen, der Ueberblick über die reizende Insel frei ist. In seiner Vollendung wird das schöne Bauwerk weit hinaus leuchten auf das Meer, ein Merkzeichen deutschen Landes, an dieser weihevollen Stätte dem Andenken des großen Vaterlandsfreundes würdig.

Unsere Leser kennen das Bild, welches vom Arndtthurm ihnen sich aufthun wird; eine Illustration, die wir im Frühling desselben Jahres (1870, Nr. 5) mittheilten, in welchem endlich, nach fünfundsechzig Jahren, des Schicksals Antwort kam auf die weltbekannte Frage des alten Heldenbarden: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ – gestattete uns einen Blick in die den Rugard umgebende Naturpracht. Der Thurm wird auf jener Höhe Tausende erfreuen und mit der Erinnerung als „den alten Arndt“ den doppelten Dank erwecken, daß er ein solcher Mann war, dem man hier einen solchen Ehrenthurm erbauen mußte.

Umsomehr wäre es aber zu beklagen, wenn dieser „deutsche Ehrenthurm“ das Schicksal des babylonischen Thurmes oder des Gothaischen Museums theilen, d. h. in Folge des neuesten traurigen inneren Parteikrieges oder aus Geldmangel unvollendet bleiben müßte. Eine solche Schmach darf uns nicht treffen! Und wer kann und muß da ist erster Linie hervortreten, um in der würdigsten Weise die fehlenden Mittel zu beschaffen? Die große Gesammtheit unserer Liedertafeln und Sängervereine ist es, ihr steht die Macht zu Gebote, Volk und Volkesgeld herbeizuziehen zu einer Sängerthat für den Sänger der That, für das reinste Spiegelbild des „deutschen Gewissens“! Wir sind überzeugt, daß unsere deutschen Sänger ihre Pflicht verstehen und thun!