Zu unseren Weihnachtsbildern

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Titel: Zu unseren Weihnachtsbildern
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aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 828, 832–833, 836, 839
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[828]

Weihnachtstuten in der Mark.
Nach einer Zeichnung von W. Zehme.

[832–833]

Die Heimkehr.
Nach einem Gemälde von Jos. Weiser.

[836]

Vor der Bescherung.
Nach einer Originalzeichnung von Hermann Koch.

[839]

Zu unseren Weihnachtsbildern. Bricht der Weihnachtsabend herein, senkt er die frühe Winternacht aus die Erde, dann beginnen für die Schar der Kleinen die Stunden des seligsten „Langens und Bangens in schwebender Pein“. Freilich nicht alle hat das Christkind in gleicher Weise bedacht und manche kleine Hand streckt sich vergebens nach den erträumten Herrlichkeiten aus. Vielfach aber hat die Volkssitte dafür gesorgt, daß auch die bedürftigen Kinder an dem frohen Feste nicht leer ausgehen, namentlich auf dem Lande erinnern von alters her allerlei weihnachtliche Bräuche die Herzen an die Freude des Gebens. So besteht seit langer Zeit in einigen märkischen Dörfern bei Spandau, in Pichelsdorf und Tiefwerder, die hübsche Sitte, daß die unbemittelten Kinder einige Tage vor Weihnachten beginnen, beim flackernden Schein einiger Laternen, in Begleitung des Nachtwächters, vor den Häusern das Fest „einzututen'. Bis zum Heiligen Abend wird der eigenartige Brauch ausgeübt und endet dann, wie unser Bild „Weichnachtstuten in der Mark“ S. 828 weist, mit einer Belohnung der eifrigen Musikanten von seiten der Einwohner.

Freundlicher hat es das Leben mit den drei Geschwistern gemeint, die uns der Künstler S. 836 „vor der Bescherung“ zeigt. Sie können es kaum erwarten, bis die Tante sie aus ihrem Versteck hinter der Portiere erlöst, bis Vater und Mutter den Christbaum angezündet und die vom Christkind erbetenen Gaben geordnet haben – die wohlbewehrte Burg, die Arche Noäh, die Kutsche mit dem feurigen Zwiegespann. Und wenn sie dann jubelnd hervorstürzen dürfen, wenn sie mit leuchtenden Augen im Glanz der Lichter ihre Geschenke bestaunen, dann wird das trauliche Zimmer erfüllt sein von einem echten Weihnachtsglück.

Neben diesem fröhlichen Familienbild die „einsamen Weihnachten“ – welch ein Gegensatz! Und doch wirft auch in das Junggesellenstübchen dieses Einsamen ein Weihnachtsbäumchen, von der Hand der sorglichen Hauswirtin angezündet, seinen freundlichen Schimmer. Vielleicht daß der, der da so verlassen an seiner Arbeit sitzt, am heutigen Abend daheim von Eltern und Geschwistern schmerzlich erwartet wird, allein seine Lage gestattet ihm nicht, die Seinen aufzusuchen. Ihm wird es nicht so gut wie dem jungen Weltreisenden auf unserem Bilde S. 832 und 833, dessen „Heimkehr“ zum Weihnachtsabend das willkommenste Geschenk für seine Eltern ist. In banger Sorge haben Vater und Mutter und Schwester die Briefe gelesen, in denen er von seinen Abenteuern im fernen Afrika berichtete, und selbst die kleine Nichte hat kindlich teilgenommen an dieser Sorge um den „großen Onkel“. Und nun steht er mitten im Kreis der Seinen, wohlbehalten mit offenen Armen von allen begrüßt. Auch der alte Diener des Hauses nimmt tief gerührt Teil an dem frohen Ereignis, wenn er auch seine geheimen Bedenken über den schwarzen Konkurrenten hegt, den ihm sein Herr zu Weihnachten mitgebracht hat. Aber dieser verborgene Druck wird bald von seiner Seele gewichen sein, wenn er erkannt hat, wie willig sich der neue Ankömmling von ihm kommandieren läßt, und auch in der Gesindestube wird dann zu finden sein, was das Weihnachtsfest überall bringen soll: Frieden und Wohlgefallen. – Eitel Wohlgefallen hat das Fest auch dem schneidigen Einjährig-Freiwilligen gebracht, den unsere farbige Kunstbeilage auf der Schlittschuhbahn zeigt. Diensteifrig benutzt der junge Bayer seinen „Weihnachturlaub“ dazu, im Glanz seiner Uniform und einer unbegrenzten Liebenswürdigkeit das Herz seiner hübschen Cousine zu erobern, und wer weiß – vielleicht erringt er sich da ein Weihnachtsgeschenk für das ganze Leben!