Zum Besten der Blinden
[340] Zum Besten der Blinden. Ein guter Gedanke ist es offenbar, den uns ein Herr M. M. brieflich mittheilt. (Unserm Herrn Correspondenten soll deshalb seine Anonymität ausnahmsweise verziehen sein.) Von der Annahme ausgehend, daß jeder gute Mensch in den Augenblicken, in welchen er sich durch den Gebrauch seiner Sehkraft am höchsten beglückt fühlt, auch am geeignetsten sein müsse, so recht mit dem Herzen zu ermessen, wie viel von der Herrlichkeit der Natur und des Lebens dem Blinden entzogen, wie entsetzlich arm er ist neben dem Sehenden – von dieser Annahme ausgehend, macht Herr M. M. den Vorschlag, nicht nur auf den unzähligen, vielbesuchten Aussichtspunkten in der Schweiz, in Tirol, im Salzkammergut, in Steiermark und Kärnthen, im Thüringer- und Schwarzwald, im Riesengebirge und im Harz, in der sächsischen und fränkischen Schweiz, im Rheinthale etc., sondern auch in den Bildergallerien, Museen und Theatern – und wir fügen hinzu: auch auf Volksfesten und in Ballsälen, wo die Lust des Auges so groß ist – Sammelbüchsen aufzustellen für die armen Blinden. Die Organisation dieser Unternehmung, welche allerdings zu einem riesigen Umfang sich ausbreiten könnte, soll und kann jetzt hier nicht erörtert werden, aber der Wunsch, der diesen guten Gedanken erzeugt hat, sei so laut wie möglich ausgesprochen: die Sehenden sollten im Gefühl des Glückes das Mögliche thun, damit der Blinde nicht auch noch vom Fluch der Armuth ganz zu Boden gedrückt, sondern daß ihm durch möglichste Ausbildung seiner übrigen Sinne so viel Genuß des Lebens gerettet werde, als eben möglich ist.