Zur Kaiser Joseph-Verehrung in Oestereich

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Titel: Zur Kaiser Joseph-Verehrung in Oestereich
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 215–216
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[215] Zur Kaiser Joseph-Verehrung in Oesterreich. Die Deutschen Oesterreichs haben sich unbezweifelt in ihrem gegenwärtigen harten Kampfe um die Wahrung ihrer Nationalität die Sympathien Deutschlands zu erringen gewußt – Beweis dessen die kräftige Unterstützung, deren sich der Deutsche Schulverein „draußen im Reiche“ zu erfreuen hat.

Es ist ein mannhaftes Werk und gereicht den Deutschen Oesterreichs zur größten Ehre, daß sie ihren politischen Gegnern nicht durch schnöde Denuncirung zu Leibe rücken, also Gleiches mit Gleichen bezahlen, sondern sich darauf beschränken, lediglich auf ihre deutsche Kultur und auf ihre deutschen Ideale zu pochen, wenn es gilt, den Gegner mundtodt zu machen.

[216] Die Machterkennung der deutschen Cultur war es, welche einigen wackeren Deutschen in Wien Veranlassung zur Gründung des Deutschen Schulvereins gab, und deutsche Ideale sind es wiederum, welche das deutsch-österreichische Volk veranlaßt, den Manen des größten Fürsten, der jemals auf Habsburgs Thron saß, – Kaiser Joseph des Zweiten – allüberall Denknäler zu errichten.

„Ich bin ein Deutscher, freue mich darüber und bin stolz darauf, ein Deutscher zu heißen!“ Diese Worte jenes unvergeßlichen Volkskaisers sollen die Denkmäler eben ehren.

Es ist nun unschwer zu errathen, warum die vielen Kaiser Joseph-Denkmäler, die namentlich in Deutsch-Böhmen jetzt überall errichtet werden, dem Slaventhum, das gegenwärtig im Hause Oesterreich die Primgeige spielt, so ungelegen kommen. Man hat in der Denuncirungswuth selbst davor nicht zurückgeschreckt, dies geradezu als eine – Demonstration gegen das österreichische Herrscherhaus zu deuten, als wenn Kaiser Joseph kein Habsburger gewesen wäre!

Wie sonderbar da oft selbst von den österreichischen Behörden vorgegangen wird, um ja das Deutschthum in den Hintergrund zu drängen, davon ein Beispiel aus jüngster Zeit:

In Pilsen war’s und Elmar’s Volksstück „Kaiser Joseph im Volke“ sollte zur Aufführung gelangen. Am Schlusse des zweiten Bildes, welches eine Episode aus der Zeit der Hungersnoth darstellt, legt Elmar dem Kaiser die Worte in den Mund: „Vergesset es nie und mögen eure Nachkommen sich dessen stets erinnern, daß ein deutscher Fürst es war, der Böhmen Hülfe brachte.“ Statt „deutscher Fürst“ mußte nun „ein Habsburger“ gesetzt werden – so entschied die weise Censur zu Pilsen und dabei blieb’s. – –

Die Deutsch-Oesterreicher werden sich durch solchen Chauvinismus gewiß niemals ihr Deutschthum rauben lassen, und je größer der Druck von oben, desto größer der Gegendruck nach außen, bis man hohen Orts zur Einsicht gelangen wird, daß das Deutschthum – der Träger der Cultur in Oesterreich – denn doch ein Factor sei, mit dem man rechnen müsse und der sich nicht auf so leichte Weise, nachdem er seine Schuldigkeit gethan, beseitigen lasse.

Und weil nun die Deutschen Oesterreichs in dieser für sie bedrängten politischen Lage so patriotisch dankbar sind, die großen Männer ihres Vaterlandes, die für das Deutschthum und das Wohl Oesterreichs gestritten und gelitten, zu ehren, müssen wir die Kaiser Joseph-Denkmäler als die Versinnlichung ihrer Ideale, freudigst begrüßen.

Es ist bezeichnend, daß die Kaiser Joseph-Bilder gerade jetzt in Deutsch-Oesterreich wie Heiligenbilder verehrt werden und fast in jedem Hause anzutreffen sind.[1] d –     


  1. Da hat auch unlängst so ein wackeres Comité zur Errichtung eines Kaiser Joseph-Denkmals einen löblichen Entschluß gefaßt. In dem durch seine Glasindustrie weltberühmten Gablonzer Bezirke liegen die drei blühenden, in raschem Aufschwunge begriffenen, mit einander zusammenhängenden Ortschaften Maxdorf–Josephsthal-Antonienwald. Das dortige Comité zur Errichtung eines Kaiser Joseph-Monumentes kam – eingedenk seines Wahlspruches: „In jedes deutsche Haus ein Kaiser Joseph-Monument!“ – auf den Gedanken, kleine Standbilder aus Glas, jenen populären Kaiser darstellend, anzufertigen, und will diese durch Vereine und Gesinnungsgenossen in ganz Oesterreich verbreiten lassen. Im Hinblicke auf den patriotischen Zweck werden die meisterhaft ausgeführten, circa zwanzig Centimeter hohen Standbilder zu sehr mäßigem Preise (einen Gulden per Stück) geliefert und fällt der Reingewinn dem dortigen Denkmalfonds zu. Hoffentlich wird kein deutscher Verein „drinnen und draußen im Reich“ es unterlassen, die Weiterverbreitung dieser Standbilder, als Symbol des Deutschthums, sich zur Ehrenpflicht zu machen und sich mit dem Comité (Post Maxdorf in Böhmen) in’s Einvernehmen zu setzen.