Zwei Lieder (Stieler)
Zwei Lieder.
Kahles Feld und ödes Land
Und der Wald im gelben Laube –
Schweigend streicht am Waldesrand
Ueber’s Feld die wilde Taube.
Und so stumm die kühle Erde!
Reglos steht im Feld der Hirt,
Reglos steht um ihn die Heerde.
Und im Nebel zieht der Wind
Denkst Du mein noch, holdes Kind?
Ist das noch das Feld, dasselbe,
Wo dereinst auf grünem Pfad
Rother Mund das Küssen lernte?
Aber Kummer ist die Ernte!
Nun bist Du fort – der Winterschnee
Liegt über dem weiten Lande;
Ich bin daheim – ich komm’ und geh’ –
Mein Thun vergeht im Sande.
Früh in der Morgensonnen,
Doch wenn der Mittag kommt in’s Land,
Dann hab ich nichts gesponnen!
Ich bin vor meinem alten Buch
Doch hab ich auch den besten Spruch
Am Abend schon vergessen!
Nun bist Du fort – so weit, so weit –
Wie hart ich Dich verliere! – –
Zum heißen Herd – und friere.
- ↑ Aus dem binnen Kurzem erscheinenden Bändchen „Wanderzeit“, auf welche neue Liedergabe des talent- und gemüthvollen baierischen Dichters wir hiermit warm hinweisen. D. Red.