Geschichte von Kloster Heilsbronn/Wollersdorf

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75. Wollersdorf,

Weiler bei Bertholdsdorf, vormals Kirchdorf. Zur Zeit des 12. Abts Rudolf schenkten Heinrich vom Stein, Butiglarius in Nürnberg, und seine Frau Gertraud zur dereinstigen Feier ihrer Jahrtage dem Kloster Gefälle in Pollisdorf und Husin (Ballersdorf und Hausen). Der Abt beabsichtigte, diese Gefälle gegen näher gelegene zu vertauschen, welche der vormalige Schultheiß Berthold von Nürnberg, genannt Isolt, in „Wollinsdorf“ besaß. Dieses Tauschprojekt beanstandete Konrad von Altdorf als Vormund seines vaterlosen Mündels Arnold, welcher an den zu vertauschenden Gefällen in Wollersdorf Antheil hatte. Arnold’s Mutter war eine Tochter Konrad’s von Burgelin und Schwester der oben bei Bürglein gedachten Schwestern Adelheid und Petrissa von Burgelin. Das Tauschprojekt wurde aber nicht weiter beanstandet, nachdem der Schultheiß Isolt die Gefälle durch eine Baarsumme abgelöst hatte. Zur Sicherung seiner Errungenschaft ließ der Abt durch das Provinzialgericht, dessen Präses der Burggraf Friedrich III. war, eine Urkunde ausfertigen, in welcher die beiden Söhne des Butiglarius, Heinrich und Hildebold von Stein, Ehemänner der Schwestern Adelheid und Petrissa von Burgelin, angelobten, für die Aufrechthaltung des Tausches zu haften und bei etwaiger Anfechtung die Rechte des Klosters zu wahren. Der Schluß der Urkunde lautet: Ad perpetuum commutationis firmamentum praesens instrumentum sigillo domini Friderici de Nurnberc et domini [305] Heinrici de Lapide ac domini Cunradi de Burgelin ac ipsius Bertholdi est communitum. Acta sunt haec 1266. Im Todtenkalender lauten bezüglich der Familie vom Stein die Einträge beim 30. März, 1. 28. und 30. April: Gertrudis de Lapide. Hermani de Lapide. Heinrici et Engelhardi de Rotenburg, dicti de Lapide. De Heinrico de Lapide. De Gertrude de Lapide. Über die Familien vom Stein und Wolfstein Burgelin siehe oben beim 12. Abt und bei den Orten Bürglein und Gottmannsdorf.

Berthold Holzschuher von Nürnberg und seine Frau Gertraud, deren Sohn Berthold und dessen Frau Elisabeth schenkten nach dem Tode des vieljährigen Bursarius Heinrich Holzschuher dem Kloster zu einem Jahrtage 52 Talente, welche zum Ankauf von Gefällen in Wollersdorf verwendet wurden.

Ferner erwarb das Kloster Gefälle von der Mühle in Wollersdorf, bisher den Herren von Pfefferbalk gehörig, von diesen 1404 an das Klarakloster und 1405 an den 20. Abt Stromer (s. dort) verkauft, laut Brief, worin es hieß: „Ich Elspet, Äbtissin und Konvent des Klosters St. Klara zu Nürnberg, bekenne, daß wir verkauft haben um 100 guter rheinischer Gulden dem Herrn Abt Waldstromer und dem Konvent unsere Mühl an der Aurach zu Wollersdorf, darauf Engelhard Müller sitzt, und gibt jährlich 3 Simra Korn etc. Gült. Darein gehört ein Morgen Holz neben dem Mühlbach hinauf bis an die Stain und das Fischwasser von der Furth zu Wollersdorf bis an den neuen Weiher.“ Eine weitere Acquisition war die Gült von einem Hofe, laut Brief von 1469, worin es hieß: „Ich Hans von Mornßhaim und Margaretha seine Hausfrau bekenne, daß ich dem Herrn Abt Peter (Wegel) und Convent meinen Hof zu Wollersdorf, den Ul. Schneider besessen und der jährlich 2 Sra. Korn, viermal 60 Eier etc. Gült gibt, übergeben habe sammt dem Ledigbrief des Herrn Crafft, Grafen von Hohenlo, von dem solcher Hof zu Lehen gerührt hat, aber von ihm gefreit worden ist, nachdem ich ihm einen Hof zu Leukersdorf dafür zu Lehen gemacht. Dagegen geben sie mir zu Wechsel ihren Hof zu [306] Mittel-Karpach, den man auch nennt zu den Höffen.“ In dem gedachten, dem Abt Wegel gleichzeitig zugestellten „Ledigbriefe“ hieß es: „Wir Crafft Graf von Hohenlo und zu Ziegenhain bekennen, daß wir dem vesten Hans von Mornshaim den Hof zu Wollersdorf gefreit haben, also daß er ihn verkaufen mag.“ In dem Briefe über die letzte dortige Acquisition von 1561 hieß es: „Ich Hans Menger zu Volkersgau und Christina seine Hausfrau bekennen, daß wir Herrn Abt Georg (Greulich) und Convent verkauft haben den halben Groß- und Kleinzehnten zu Wollersdorf, wie er durch meinen Vater an mich gekommen ist, für 220 fl. In Mangel eigenen Siegels haben wir erbeten das Siegel des Herrn Richters Weikersreuter zu Hailsbrunn.“ Die andere Zehnthälfte stand dem Spital in Schwabach zu. Im Ganzen erwarb das Kloster dort vier Anwesen, im 30jährigen Kriege „sämmtlich öde und eingefallen.“ Im 17. Jahre nach dem Kriege lautete der amtliche Bericht: „In dem Filial Wollersdorf sind zwar etliche wenige Haushalten, aber allerdings noch verwachsen.“ Schon vor dem Kriege, im ganzen Reformationsjahrhundert, waren die dortigen Zustände unerfreulich. Außer den bereits genannten Dorfherren geboten dort auch die Herren von Muffel, Derrer und Milchling von Wilhermsdorf. Diese Vielköpfigkeit veranlaßte oft Konflikte. Die Herren Stephan und Klaus von Muffel zu Eschenau und Ermreuth hatten dort einen einzigen Unterthan, gegen den der Abt Wenk i. J. 1524 einschritt, da er dem Pfarrer Keim in Weißenbronn den Zehnten verweigerte. Der Konflikt schwebte 1529 noch, so daß der Abt auf Anrufen des Pfarrers den Markgrafen Georg bat, gegen den Renitenten einzuschreiten. Balthasar Derrer, Rathsherr zu Nürnberg, hatte um 1580 dort drei Mannschaften, die aber in’s Abwesen kamen und ihre Gülten nicht mehr entrichteten. Einer der Hofbesitzer entlief, worauf Derrer dessen Hof an den Freiherrn Heinrich Hermann von Milchling zu Wilhermsdorf verkaufte. Dieser wollte den verlassenen und verödeten Hof, um leichter Käufer zu finden, in zwei Höfe theilen; dem widersetzten sich aber die anderen Dorfherren und die Dorfbewohner.

[307] Wollersdorf hatte, als sich das Kloster dort anzusiedeln begann, bereits eine eigene Kirche und einen eigenen Begräbnißplatz, über deren Gründung jedoch die vorhin besprochenen Urkunden von 1266 bis 1561 keinen Aufschluß geben. Der 26. Abt Wenk theilt eine Meßbuchnotiz mit, laut welcher Wollersdorf in der Vorzeit kein Filial, sondern eine selbstständige Pfarrei gewesen sein soll. Der Abt schreibt 1529 bei Gelegenheit der ebengedachten Zehntstreitigkeiten: „Der Muffelische Unterthan in Wollersdorf ist schuldig, dem Pfarrer in Weißenbronn den Zehnten zu geben; denn in dem Wollersdorfer Meßbuch stand: „„Zu merken, wie ein jeglicher Pfarrer zu Weißenbronn der Kirche zu St. Stephan in Wollersdorf zu thun verpflichtet ist: Über den andern Sonntag Messe halten und predigen; alle Christtage die Mittelmesse; ebenso über den andern Marien- und Aposteltag und Kirchweih und St. Stephans- und St. Leonhardstag; item die erste Beicht zu Wollersdorf, die zweite zu Weißenbronn. Er ist das zu thun verpflichtet, weil St. Stephan und die Kirche zu Wollersdorf die rechte Pfarrkirche ist gewesen und Weißenbronn eine Tochter. Da es sich nun traf, daß ein Pfarrer zwei Messen zu lesen hatte, zu Wollersdorf und Weißenbronn, so wollte dieses der Bischof von Eichstätt nicht mehr dulden. Darum hat ein Pfarrer zu Weißenbronn den Groß- und Kleinzehnten von Wollersdorf zu beziehen.““ Die heilsbronner Aufzeichnungen von 1501 an bezeichnen Wollersdorf als Filial von Weißenbronn. Die Funktionen des Parochus im Filial in der vorreformatorischen Zeit bezeichnet die mitgetheilte Meßbuchnotiz. Nach Einführung der Reformation hatte der Parochus am Sonntage nach Michael oder Kirchweihfeste, an den Feiertagen, an den Sonntagen von Martini bis Ostern und am Tage des Kirchenpatrons Stephanus dort zu predigen. Als der Pfarrer Reisacker i. J. 1538 darauf drang, die Täuflinge vom Filial nach Weißenbronn zur Taufe zu bringen, verweigerten ihm die Wollersdorfer den Zehnten. Das Kirchenvermögen war schon vor der Reformation unbedeutend. Sieben Jahre vor Anfang des 30jährigen Krieges lautete der amtliche Bericht: „Das Filial Wollersdorf hat gar [308] nichts Einkommen.“ Um diese Zeit begrub man noch in dem Begräbnißplatz, welcher die Kirche umgab und von einer großen Mauer umgeben war. 1738 waren noch zwei Leichensteine vorhanden mit den Jahrzahlen 1609 und 1617. Während des Krieges verödete und verfiel der ganze Ort. Die Leichen wurden nicht mehr dort, sondern in Weißenbronn begraben, wo die Wollersdorfer ihre Grabstätten unentgeltlich erhielten, während alle übrigen Parochianen ihre Gräber kaufen mußten. Die Kirche wurde im Kriege weder zerstört noch in Asche gelegt, verfiel aber, da die Mittel zur Restauration fehlten. Ziegel und Steine vom Thurm und Kirchlein wurden theilweise 1716 zur Restauration der Kirche in Weißenbronn verwendet, 1738 auch zum Bau des Pfarrhauses. Die dem Pfarrhausbau abgeneigten Wollersdorfer remonstrirten dagegen und stellten dem Markgrafen vor: „Unser Kirchlein ist noch gut und sollte reparirt werden zur Abhaltung der Freitagsbetstunden, welche vormals zwischen Michaelis und Ostern hier gehalten wurden.“ Hierauf verfügte die Regierung, mit dem Einreißen und Abführen der Steine innezuhalten, die herumliegenden Steine aber zum Pfarrhausbau zu verwenden. Das damals noch stehende Gemäuer war 26 Fuß lang und 18 breit. Seitdem ist Alles spurlos verschwunden.

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