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Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Sobieslau

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Topographia Germaniae
Sobieslau (heute: Soběslav)
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Sternberg (Böhmen)
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 76–77.
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[76]
Sobieslau.

Diese Stadt / so zwischen Wesele und Thabor / auff der Strassen von Lintz nach Prag / 4. Meil von Budweiß / und 2. von Thabor / gelegen / hat den Namen vom Hertzog Sobieslao in Böheim / der sie sammt dem Schloß anfangs erbauet haben solle. Ist nicht groß; hat aber 18. Dörffer unter ihr / und gehören derselben gar viel Teiche herumb / zu. Ligt tieff / und im Morast / daher es kein gesunder Ort ist. Hat aber einen grossen Ring / oder Marckt / und darauff eine feine Kirch / so vor dem nächsten Krieg die Hussiten inngehabt haben: Zu welcher Zeit 3. Religionen in dieser Stadt waren: nemlich der besagten Hussiten / so die meiste Parthey machten; der Thaboriten oder Brüder / die man auch Picarten / Reformirte und Wiklefisten / nante; wiewol sie den Picartischen Namen nicht leiden wolten / weiln zwischen ihrer / so fast mit der Reformirten in Teutschland überein kame; und der alten Picarten / zu deß Zischka Zeiten / Religion / ein grosser Unterscheid wäre; und dann der weynenden Brüder / die theils Nicolaiten hiessen. Die besagten Thaboriten stellten ihre Zusammenkunfft in deß Primas / oder Fürnemsten deß Raths; und die weynenden Brüder in eines Fleischhackers Hause / an; giengen aber alle in die Pfarrkirche / ausser / daß zun Zeiten / sonderlich beym Brod-brechen / oder Haltung ihres Nachtmahls / und Communion, jenen ein Fremder / Gelehrter; diesen aber ein Bauer / und Ungelehrter alle Wochen predigte; welcher Letzte seinen Zuhörern das / was der Hussitische Pfarrer auff der Cantzel gesagt / zu Hauß wiederholete. Und weil er ihnen gemeinlich traurige Sachen fürgebracht / darüber sie alle zugleich angefangen zu weynen / so ist ihnen daher dieser Name kommen. Es ist Sobieslau lang unter dem Hauß Rosenberg / und demselben jederzeit getreu gewesen; daher sie der letzte Herr / und Fürst von Rosenberg / Herr Petrus Woko Ursinus, so den 1. Novembris Anno 1611. gestorben / frey gemacht hat; also / [77] daß sie / wie andere Königs-Städte in Böheim / ihre Steuer nach Prag in die Cammer geschickt; auch zu den Land-Tägen ist beschrieben worden: gleichwol hat sie den Herren von Schwanberg (als welcher / wegen eines alten Pacts und Vertrags / die Rosenbergische Güter / wie auch anderswo gesagt worden / geerbt) für einen Schutzherrn erkant / und ihme deßwegen jährlich ein gewisses / aber gar geringes Schutzgeld / geben. Hochgedachter Fürst und Regent deß Hauses Rosenberg / hat auch / auß sonderbahrer Liebe zu dieser Stadt / ein Gymnasium und Land-Schul / allda auffzurichten befohlen / und zum Unterhalt der Professorum und Stipendiaten / jährlich vier tausend Böhmische Thaler / zu 70. Kreutzer gerechnet / verordnet; welcher Disposition auch sein Erb / Herr Johann Görg / Herr von Schwanberg / etc. nachkommen ist / und an dem Ort / wo das alte Schloß gestanden / ein schönes Collegium erbauet hat; zu welchem der Stock vom Schloß / so noch / aber verbrant / übrig gewesen / auch hätte gebraucht / und in denselben / wann er gebauet und erneuert / die berühmte Rosenbergische Bibliothek / sollen gesetzt werden; so aber nachmals / sonderlich wegen deß Anno 1618. angefangenen Böhmischen Kriegs / verblieben; und seyn die Rosenbergische Güter / von welchen der Unterhalt gereicht / und anders mehr außgerichtet werden sollen / auß den Schwanbergischen Händen kommen; weiln hochwolgedachtes Herrn Johann Görgen Herr Sohn / Herr Peter / Herr von Schwanberg / etc. sich auch deß Böhmischen Wesens / und zwar starck / theilhafftig gemacht hatte: wie dann sonsten auch / der Religion und Schul halber / es alles allda in einen andern Stande gerathen ist. Anno 1422. den 20. Jener / belägerten die Thaboriten Sobieslau / und obschon die Burgerschafft sich ergab / so wurden doch etliche Pfaffen verbrant. Anno 1438. in dem Krieg / den Käiser Albertus II. und Casimirus, Hertzog in Lithauen / als beyde erwählte Könige in Böheim / mit einander umb die Cron führeten / ward Sobieslau von der Lithau- oder Polnischen Partey eingenommen / und muste Herrn Ulrichs von Rosenberg / der es mit Alberto hielte / Lande leiden. Und zu dieser Zeit / oder aber vorhero im Hussiten Krieg / ward obgedachtes Rosenbergisch Schloß allhie verbrant. Anno 1619. hatten die Böhmische Stände / wider den Grafen von Bucquoy, und die Käiserlichen / allhie ihr Läger.