Topographia Hassiae: Schweinsberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
  ← Schwartzenborn Schweinsberg Sigen →  
aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
        Schweinsberg in der Wikipedia      
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[128]
Schweinsberg.


Ist anfänglich ein einsames Schloß vnd Thurn auff einem hohen Hügel vnnd Steinfelsen erbawet / vnnd mit einer festen Mauren vmbgeben gewesen / so annoch biß heut zu Tag die Oberburg genennet wird / welches Schloß hernach / als das Adeliche Schenckische Geschlecht sich ergrössert / rings vmbhero mit noch fünff Adelichen Wonhäusern vnd andren neben Gebäwen / zweyen Ringmawren / vnd zwischen denenselben einem Zwenger vnd dreyen Pforten vmbgeben vnd auffgeführet worden / vber deren inwendigsten die Jahrzahl 1482. in Stein gehawen. Ausserhalb dieses festen Burgplatzes zur lincken Hand deß Außgangs gegen vnd in dem Flecken / seynd / ohne die vorige / noch zwey Adeliche Wohnhäuser gestanden / als nemlich eines im Thal innwendig der Stattmawren / so An. 1607. erbawet / das ander auff der Newstatt / so ausserhalb der Ringmawrn / vnd ist der Flecken dazumahl in hundert vnd zwantzig gemeinen Bürgerlichen Haußgesässen / vnd 4. Pforten bestanden. Deren zwo von Zeiten hero gantz verödet vnd nidergefallen. Als aber die Casselische in verwichenen 1636. Jahr / solches verwahrte Hauß durch 80. Mann zu Fuß besetzen lassen / in Meynung / denen zu nechst auff Amöneburg gelegenen Käyserlichen Völckern / die Contribution abzustricken / vnd vmb deß willen der Käys. Gener. Bönighausen / sampt beyden Graffen von Manßfeld / vnd Ritberg / mit ihren vnderhabenden Troppen / so in 16. Regimenten bestanden / solchem Beginnen abzuwehren / den Flecken Anfangs plocquirt / hernachgehends hinein gerücket / aber / nach dem die NiderHessische mit Granaten herausser geworffen / vnnd also die ausserwertige ligende nichts gegen sie effectuiren können / haben sie hin vnd wider im Flecken den 6. Julij selbigen Jahrs verschiedenlich Fewer anlegen lassen / wordurch selbiger in drey Stunden beneben allen Adelichen Gebäwen / Kirchen vnd vbrigen 2. Statt-Pforten / gantz vnd also eingeäschert worden / daß hiervon mehr nit / als zwey kleine [129] Häußlein / vnd das Steinene Vntergebäu von Schloß vnd Kirchen vberblieben / haben jedoch mitlerweile zwey von denen Adels-Personen an ihren beyden Behausungen / wie auch etliche Bürger zu ihrem nöthigen Vnderhalt / wiederumb in etwas auffzubauen angefangen / daß / ohne berührte Adeliche Häuser / jetzo 30. domicilia solchen Orts von newem wiederumb vorhanden seynd. Bey welchem Brandschaden dann auch vnter anderm erfolget / daß in der Kirchen die schöne Orgel mit ihrer Zugehör verwüstet / vnd alle Glocke / deren 5. an der Zahl gewesen / heimlich verbracht vnd entfrembdet worden. Folgends als Anno 46. die Käyserischen das Schl. eingenommen / wurden auch an demselben die besten Thürne / sampt einem theil der Mauren / durch Verwahlosung eines Feldweibels / in die Lufft gesprengt.

Es ligt sonsten dieser Orth fast mitten zwischen der Chur-Mäyntzischen Statt Amöneburg / vnd Hessen-Darmstättischen Stättlein Homberg am Wasser die Ohm genannt / vnnd ist ausserhalb fast allerseits mit tieffen Sümpffen / Gräben / wie auch einseits inwendigs deß Fleckens / doch ausserhalb der Stattmawer / vmbgeben. Vnd soll dannenhero auch den Namen Schweinsberg gewonnen haben / daß / als der erste / vom Schenckischen Geschlecht / Walther genannt / in Vorjahren mit der H. Elisabethen / Königs Andreae zu Vngarn Tochter / als Landgraf Ludwigen / Hermans Sohns / Vertrawten / von Preßburg in das Land zu Hessen angelangt / vnd ihme gnädig vergünstiget / an Orth vnnd Enden seines Gefallens einen Sitz zu bawen / er diesen Platz vor andern erwöhlet / welcher zwar / der Höhe halber wolverwahrt / vnd vmbhero wegen deß weiten Prospects / vmbliegenden Wiesengrunds / Gewälde vnnd Wassers / sehr lustig / aber hingegen von Büschen vnnd Gehäg sehr wild vnd raw anzusehen gewesen / daß auch allerhand Gethier / vnd bevorab die wilde Schwein sich auff selbigem sträuchigen / steinklüpffigen Berg auffgehalten / vnnd dahero nicht vngeräumbt dieser Nam von dem damahligen Schencken / welcher / wie auch etliche dessen Nachkommende sich Herrn von Varila, oder Baner-Herrn / vnd vermutlich hernachgehends / als von dem Fürsten zu Hessen / ihnen wegen ihrer Meriten, das Erb-Schencken-Ampt deß Fürstenthumbs Hessen auffgetragen / die Schencken genannt / solchem Orth beygeeygnet worden / etc. Inmassen Munsterus in Cosmograph. lib. 3. fol. 1077. eines Hanns Schenk zu Schweinsberg genannt / so in Anno 1296. auff einem Thurnier zu Schweinfurth am Mäyn / wie auch fol. 1276. Conrad Schenckens / welcher im Jahr 1284. zu Regenspurg vff dem Thurnier gewesen / gedencket.

  ← [[{{{TOP}}}{{{VOR}}}|{{{VOR}}}]] {{{ORT}}} [[{{{TOP}}}{{{NAR}}}|{{{NAR}}}]] →