BLKÖ:Simani, Jörg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 34 (1877), ab Seite: 301. (Quelle)
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Simani, Jörg (Schriftsteller, geb. zu Agram 15. April 1835). Sein richtiger Name ist Georg Simanitsch. Der Sohn eines Kaufmanns, sollte er für den Stand seines Vaters ausgebildet werden, er zeigte aber wenig Lust dafür und wurde – Schriftsteller. Er begann nun ein Wanderleben und kam auf demselben nach mannigfachen Schicksalen, über welche alle glaubenswerthen Nachrichten fehlen, nach Wien, wo er mit Noth und Mangel gekämpft haben soll. Eine Quelle berichtet über ihn, daß er daselbst bis in die jüngste Zeit (1873) als „Privatgelehrter und Schriftsteller gelebt und Mitarbeiter der bedeutendsten Journale war“. Welche diese „bedeutendsten Journale“ waren, berichtet keiner seiner mehreren Biographen, die jedoch alle ein Bild S.’s entwerfen, das mit seiner thatsächlichen schriftstellerischen Stellung nicht in Einklang zu bringen ist. Dabei führen sämmtliche in den Quellen angeführten Biographen eine stattliche Anzahl von Werken, nicht Schriften, sondern „Werken“ auf, worunter denn doch umfangreiche Publicationen zu verstehen sind. Es kann hier in eine Nachforschung dieser Werke S.’s sich nicht eingelassen werden; der sonst verläßliche Literarhistoriker Kehrein zählt sie auf, dem Herausgeber dieses Lexikons sind sie, einige werthlose Gelegenheitsschriften ausgenommen, nicht zu Gesichte gekommen. Kehrein führt an: „Praktische Andachtsübungen“ (Gratz 1858); – „Illustrirter Universal-Almanach“ (ebd. 1859); – „Oesterreichs Priester-Almanach“ (ebd. 1860); – „Volkssagen aus Steiermark“ (ebd. 1860); – „Ansichten aus Mähren. Illustrirtes Geschichtswerk in 100 Heften“ (Wsetin 1861); [Wsetin ist eine Ortschaft in der sogenannten mährischen Walachei im Neutitscheiner Kreise Mähren]; – „Curorte Europa’s. Illustrirt in 40 Heften“ (Wsetin 1861); – „Nationaltrachten-Album aus Mähren (ebd. 1861); – „Topographische Tabelle Mährens“ (ebd. 1861); – „Volkssagen und Märchen aus Mährens Vorzeit“ (ebd. 1861) [die vorgenannten fünf Schriften, darunter zwei in 140 Heften, alle in dem einen Jahre 1861!]; – „Ungarisches Volksleben“ (Pesth 1863); – „Aus dunklen Hallen“ (Brünn 1866); – „Maximilian I., Kaiser von Mexiko. Ode“ (Olmütz 1868–1869), in 22 Auflagen. Diese Ode (60 sechszeilige Strophen) erlebte bis März 1870 die unerhörte Auflage von 42.000 Exemplaren. [So wörtlich Kehrein. Vergleiche auch unten die Quellen]; – „Jesu Christi Leben, Wirken und Tod. Eine Ode“ [302] (Wien 1869); – „Schöpfungslehre“ (Pesth 1869); – „1866. Epos“ (Wien 1870); – „Bavaria. Sagen aus Bayern“ (Wien 1870); – „Lissa. Epos“ (ebd. 1870). Alle diese Werke gibt Kehrein ausdrücklich an. Außerdem berichtet er, daß, wie bereits erwähnt worden, „Simani seit einer Reihe von Jahren Redacteur und Mitarbeiter der bedeutendsten Journale Oesterreichs sei, selbst außer den Grenzen seines Vaterlandes als humoristischer Vorleser in gutem Rufe stehe. Seine Feuilletons gelten als ebenso piquant, wie geistreich, seine Werke über die Schöpfung haben allenthalben Sensation erregt.“ Noch weiter geht sein Biograph Ernest Kohlmünzer, der das Verzeichniß von Simani’s Schriften noch durch folgende ergänzt: „Stahlfeder-Zeichnungen aus Alt-Karlsbad“ (1872); – „Karlsbader Specialitäten“; – „Dante Alighieri und Philalethes“ (1872); – *„Friedrich Halm“ (1873); – *„Stadt Buchau“ (1873); – *„Karlsbader Schöpfungs-Comödie“ (1873); – *„Simani’s Liederhalle“ (1874). Die mit einem * bezeichneten Schriften S.’s kennt Herausgeber dieses Lexikons aus eigener Anschauung. „Friedrich Halm“ ist ein unrechtmäßiger Auszug, ohne Quellenangabe, aus dem Artikel des biographischen Lexikons: Friedrich Münch-Bellinghausen; „Stadt Buchau“ ist ein Schriftchen von 16 Octavseiten, wovon sechs Seiten eine geschichtlich-topographische Darstellung Buchaus, andere sechs Seiten den Schematismus der Stadt enthalten; die „Karlsbader Schöpfungs-Comödie“ ist ein Duodezbüchlein von 16 Seiten mit fünf kleinen Gedichten – und „Simani’s Liederhalle“ enthält fünf Gedichte Simani’s, eines von ihn selbst, die anderen vier von H. Wondra, Dr. Herm. Zopff und August König in Musik gesetzt. Im Jahre 1873 redigirte S. den „Karlsbader Anzeiger“ und begann die Herausgabe eines Sammelwerkes „Oesterreichs Lyriker der Gegenwart in Wort und Bild. Illustrirtes literar-historisches Sammelwerk“ (Prag 1873, F. Bartel, 8°.), auf drei Bände angelegt, wovon die ersten zwei Hefte mir vorliegen. Diese enthalten die kurzen Lebensskizzen der Gräfin Wilhelmine Almásy-Wickenburg, des J. Nep. Ritter von Alpenburg, Moriz Amsler, Patriz Anzoletti, Ant. Alex. Graf Auersperg, der Baronin Maria Augustin (sp. Marie von Thurnberg) und Eduard’s von Bauernfeld, mit den vortrefflichen, aus der xylographischen Anstalt F. Bartel’s hervorgegangenen, meist auch sehr ähnlichen Bildnissen der Genannten, und einer Blumenlese ihrer Gedichte. Wo Jörg Simani sein Doctor-Diplom erworben, ist nicht bekannt. Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß im Gegensatze zu dem kühlen Verhalten der norddeutschen Kritik gegen die Dichter Oesterreichs ein norddeutsches Blatt, wie der uns sonst unbekannte Herr Ernst Kohlmünzer berichtet, sich Jörg Simani gegenüber anläßlich seiner „Stahlfederzeichnungen aus Alt-Karlsbad“ zu dem unglaublichsten versteigt, indem sie dem Autor derselben „den Ehrentitel eines österreichischen Boz Dickens“ vindicirt. Boz Dickens lebt nicht mehr, um dieses arglistigen Angriffs wegen auf seine Autorehre eine Ehrenbeleidigungsklage anstrengen zu können.

Kehrein (Jos.), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürich u. s. w. 1871, Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 148. – Alpenrosen (Gmundner Unterhaltungsblatt, 4°.) XV. Jahrgang (1872). Nr. 37, S. 147: „Dr. Jörg Simani“. – Beilage zur Biene (Neutitschein, 4°.) 1. September 1872, Nr. 25: „Eine literarische Bekanntschaft in Karlsbad“. – Der Bote [303] vom Fichtelgebirge 30. März 1873: „Dr. Jörg Simani“. Von Ernst Kohlmünzer. – Neue Zeit (Olmütz) 1868, Nr. 141, in der „Local-Zeitung“. – Magazin für die Literatur des Auslandes. Von J. Lehmann (Leipzig, 4°.) 1869, Nr. 38.
Porträte. 1) Holzschnitt von T. Bartel an der Spitze der Kohlmünzer’schen Biographie im „Boten vom Fichtelgebirge“ 30. März 1873. – 2) Auf Titel und Umschlag seiner „Lieder-Halle“.
Zur Charakteristik der Dichtungen Simani’s. Die Ode „Kaiser Maximilian I. von Mexiko“ enthält 57 Strophen. Eine davon lautet wörtlich: „Man schleppt den Edlen vor ein Kriegsgericht | Zusammengesetzt aus tollen Räuberbanden | Dem der Juarez als Präses vorgestanden | Und frech, verwegen jetzt das Urtheil spricht: | „Maximilian erleidet am Schaffot | Den wohlverdienten Staatsverräthertod“. Davon wurden 42000 Exemplare in 22 Auflagen verbreitet. Und man nennt eine Zeit, die solche Dichtungen in solcher Menge verkauft, noch eine materielle!