BLKÖ:Urbański, Aurel Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 133. (Quelle)
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Urbański, Aurel Ritter von (polnischer lyrischer und dramatischer Dichter, geb. zu Lemberg 1844). Der Sohn des Vorigen, erhielt er im väterlichen Hause eine sorgfältige Erziehung. Bis zum vierzehnten Lebensjahre als Privatist nach dem Gymnasialschulplane unterrichtet, verlegte er sich überdies mit großem Eifer auf Musik, Zeichnen, Malen und moderne Sprachen und trat nach abgelegter Aufnahmsprüfung in das [134] Obergymnasium ein. Mit Auszeichnung bestand er das Maturitätsexamen und bezog die Lemberger Hochschule, an welcher er die strengen Prüfungen aus der Philosophie und Mathematik behufs Erlangung der philosophischen Doctorwürde machte und als Dissertationsschrift eine Abhandlung psychologischen Inhalts unter dem Titel: „Dusza ludzka zwierzęca“, d. i. Die Menschen- und Thierseele, in der „Biblioteka Ossolińskich“, Bd. IX, 1866, S. 295, veröffentlichte. Im nächsten Jahre ließ er sich an der Universitätsbibliothek zur Ordnung und Katalogisirung des Münzcabinetes und zugleich auch an der Oberrealschule als supplirender Lehrer für die polnische und deutsche Sprache verwenden. Schon nach zwei Semestern erhielt er eine Anstellung beim galizischen Landesausschusse. Bereits während seiner Studien hatte er große Vorliebe für dramatische Dichtung gezeigt und zwei Dramen geschrieben: „Ziemowit. Książe mazówiecki“, d. i. Ziemovit, ein mazovischer Fürst, Schauspiel in fünf Acten (in Versen) und „Serce i duma“, d. i. Herz und Ahnenstolz, in vier Acten (in Prosa), welche beide auf der Lemberger Bühne beifällig aufgenommen wurden. Dies entschied seine literarische Richtung. Er schrieb für die Bühne, interessirte sich fürs Theater und heiratete eine Schauspielerin, welche jedoch schon nach anderthalbjähriger Ehe starb. Seine Dramen, Lustspiele, Melodramen und sonstigen Schaustücke wurden alle auf dem Lemberger Theater und auf vielen Provinzialbühnen aufgeführt, und die besseren gelangten überdies zum Abdruck in der „Biblioteka teatralna lwowska“ (Lemberg 1868–1872). Seine Werke sind: I. Dramen: „Aktorka“, w 5 aktach, d. i. Schauspielerin, in 5 Aufzügen (Lemberg 1872); – „Pod kolumna Zygmunta“, d. i. Am Fusse der Sigismundssäule in Warschau, Schauspiel in 5 Aufzügen (beide in Versen); – II. Lustspiele: „Podlotek“, w 4 aktach wierszem, d. i. Backfisch, in 4 Aufzügen [in Versen] (Lemberg 1868); – „Wojna z kuzynkiem“, w 3 aktach wierszem, d. i. Fehde mit dem Cousin, in 3 Aufzügen [in Versen] (Lemberg 1868); – „Tak się niegodziło“, w 1 akcie, d. i. Es hat sich nicht geziemt, in 1 Acte (Lemberg 1869); – III. Melodramen: „Pochód z pochodniami“, w 1 akcie, d. i. Der Fackelzug (Lemberg 1869); – „Po wystawie paryzkiej“, w 1 akcie, d. i. Nach der Pariser Ausstellung, in 1 Aufzuge (Lemberg 1869); – „Chcesz się żenić przyjacielu“, w 1 akcie, d. i. Willst, Freund, heiraten..., in Versen (Monodram) [aufgeführt auch auf der Warschauer Bühne]; – „Boli główka“, wierszem w 1 akcie, d. i. Kopfweh (gedruckt in der „Kindertheaterbibliothek“, Lemberg 1870); – „Huragan“, w 3 aktach, und „Tromtadraci“, w 3 aktach, d. i. Scheinliteraten, in 3 Aufzügen [die beiden letzteren nur je einmal aufgeführt und als Localtendenzstücke ungedruckt geblieben]; – „Steeple-Chase“ in 1 Acte, und „Złoty chrzaszczyk“, d. i. Der goldene Käfer, in 1 Acte, beide mit Musik von Hoeßli; – IV. Nachgeahmte Spectakelstücke: „Bem w Siedmiogrodzie“, w 5 aktach, d. i. Bem in Siebenbürgen [über zwanzigmal aufgeführt]; – „Powstanie w Herzegowinie“, d. i. Der Aufstand in der Hercegovina, ebenfalls in 5 Acten und mehrere Male nach einander aufgeführt; – V. Uebersetzungen: von Lindner’s „Bluthochzeit“: „Krwawe wesele“, ferner Wilbrandt’s „Aria i Messalina“ und Shakespeare’s [135] „Lustige Weiber von Windsor“: „Kumoszki wesołe“, für die Lemberger Bühne, und einer Menge der Lieder und Gesänge zu Opern und Operetten, meistens von Offenbach, ebenfalls für dieselbe. Auch hat Aurel Urbański viele größere und kleinere Gedichte in polnischer Sprache und Uebersetzungen, meistens aus Heine, in periodischen Schriften, als: „Kłosy“, d. i. Aehren (Warschau), „Dziennik mód“, d. i. Modentagblatt (Krakau); „Strzecha“ (Lemberg); „Ruch literacki“ (ebd.) „Nowiny“, d. i. Neuigkeiten (ebd.); „Dziennik literacki“, d. i. Literaturtagblatt (ebd.) veröffentlicht. Selbständig erschienen: „Egmont poemat sceniczny Grillparzera do Oratoryum Beethovena (Uebersetzt in gereimten Versen, 8°., Lemberg 1866) – „Niewola Babilońska“, d. i. Die babylonische Gefangenschaft, poemat do Oratoryum Guniewicza (Originaldichtung in gereimten Versen, 8°., Lemberg 1867); – „Szare ptasze“, Poezye w jednym tomie, 8°., d. i. Das graue Vögelein, Poesien (Lemberg 1871); – „Poezye“, Wydanie drugie pomnożone, d. i. Gedichte, 2. verm. Aufl. (Lemberg 1878, 1 Vol., 8°.). Endlich hat Urbański an der Uebersetzung des großen Werkes: Schlossera historya powszechna“, d. i. Schlosser’s „Weltgeschichte für das deutsche Volk“, in einigen Bänden sich betheiligt, viele Correspondenzen über das Theater zu der Warschauer periodischen Schrift „Kłosy“ geschrieben, mehrere Humoresken in der Zeitschrift „Nowiny“ veröffentlicht und im Feuilleton des Lemberger politischen Blattes „Dziennik Polski“ seine Uebersetzung von Harro-Harring’s „Memoiren über Polen“ unter der Aufschrift: Harro-Harring i jego pamiętniki o Polsce“ (Lemberg 1877) herausgegeben.

Encyklopedyja powszechna, d. i. Allgemeine polnische Real-Encyklopädie (Warschau 1868, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XXVI, S. 60. – Encyklopedya Orgelbranda (mniejsza), d. i. Orgelbrand’s kleinere Encyklopädie (Warschau 1876) Bd. XI, S. 493. – De Gubernatis (Angelo) Dizionario biografico degli scrittori contemporanei ornato di oltre 300 ritratti (Firenze 1879, Le Monnier, gr. 8°.) p. 1016.