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Märchen-Almanach auf das Jahr 1826

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Wilhelm Hauff
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Titel: Märchen-Almanach auf das Jahr 1826
Untertitel: Die Karawane
aus: W. Hauffs Werke. Bd. II, S. 59–174
Herausgeber: Max Mendheim
Auflage:
Entstehungsdatum: 1825
Erscheinungsdatum: 1891–1909
Verlag: Bibliographisches Institut
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Erscheinungsort: Leipzig und Wien
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Text auch als E-Book (EPUB, MobiPocket) erhältlich
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[59]

Märchen-Almanach
auf
das Jahr 1826.

Die Karawane.

[60] [61]

Einleitung des Herausgebers.

Schon in frühester Jugend hatte Hauff manche schöne Probe seines Erzählerdranges und -Talentes gegeben, wenn er seinen Schwestern und ihren Freundinnen oder dann den Kindern befreundeter Familien soeben Gelesenes oder Gehörtes in selbständiger Fassung und Ausschmückung vortrug. Dieses früh gebildete und geübte Spiel seiner Phantasie und seiner Darstellungsgabe ist ihm später trefflich zu statten gekommen, vielleicht aber nirgends reiner und unmittelbarer zu Tage getreten als in seinen Märchen. Wie einst die Geschwister, so waren jetzt seine Zöglinge die Zuhörer in den Erzählungsstunden, an denen wohl auch zuweilen die Gattin seines Gönners, die Baronin von Hügel, teilnahm und ihn ermunterte, die anmutigen, heiteren Geschichtchen niederzuschreiben.

So entstand der erste „Märchenalmanach für das Jahr 1826“, der Anfang November 1825 in Stuttgart erschien und mit seiner lieblichen Einleitung aus dem Reiche „der Königin Phantasie“ sich rasch die Liebe der Kinder wie der Erwachsenen eroberte und von der Kritik mit Beifall begrüßt wurde.

„Bei der Sündflut elender Kinderschriften, von deren Titeln die Meßkataloge wimmeln“, schreibt z. B. am 28. Dezember 1825 das „Litterarische Konversationsblatt“ in Nr. 297, „ist es sehr erfreulich, einmal auf ein Talent zu treffen, das dem Berufe, die Kleinen harmlos und doch nicht geistlos zu unterhalten, wirklich gewachsen ist. Ein solches bekundet der Verfasser vorliegender Schrift, dessen Namen wir zum ersten Male lesen[1], der aber in diesem ersten Versuche eine bewegliche, wenn auch nicht gerade tiefe Phantasie, sehr viel Gewandtheit in der Darstellung, leichten Humor und eine ausgezeichnete Gabe anmutiger und [62] natürlicher Behandlung der Sprache entwickelt, so daß sich nicht zweifeln läßt, er werde auch für die Alten etwas Rechtes leisten. … Es ist alles beobachtet, was Kinderaufmerksamkeit spannen und befriedigen kann. Ebenso lobenswert finden wir es, daß nicht zu viel und auf schwächliche Weise an das Gefühl der Kinder appelliert wird. … Was den Stil betrifft, so ist der Verfasser bei Goethe und Tieck in die Schule gegangen.“

Dieser erste Märchenalmanach wurde auch nach Hauffs Tode wieder von neuem in den Kreis der Besprechungen seiner Werke gezogen. „Die Freunde des Verstorbenen“, wie der Nekrolog im „Berliner Konversationsblatt“ Nr. 247 vom 14. Dezember 1827 unterzeichnet ist, sagen: „Dieses Werk überraschte durch einen fließenden Stil, der bei dem Jüngling als unmittelbare Naturgabe erschien, und durch eine Bestimmtheit und Objektivität mannigfaltiger Gestalten, die in einem jugendlichen Geiste nicht weniger selten ist. Der Beifall, der diesem anspruchslosen Produkte in kleinerem Kreise wurde, machte ihm Mut, seinen Humor, der schon seit früher Jugend sprühte, in einer andern Sphäre lodern zu lassen.“

Ermutigt durch die Anerkennung der Kritik ließ Hauff im nächsten Jahre einen zweiten Almanach folgen, diesmal nicht nur Kinder seiner Muse enthaltend, dessen Inhaltsverzeichnis folgende, in die allgemeine Rahmenerzählung verflochtene Märchen aufführt: 1) Der Scheik von Alessandria und seine Sklaven (als Rahmenerzählung). – 2) Der Zwerg Nase. – 3) Abner, der Jude, der nichts gesehen hat. – 4) Der arme Stephan, von A. Schöll[2]. – 5) Der gebackene Kopf, von J. Morier[3]. – 6) Der Affe als Mensch. – 7) Das Fest der Unterirdischen und Schneeweißchen und Rosenrot, von W. Grimm. – 8) Die Geschichte Almansors.

Den Erfolg des dritten Jahrganges, „Märchenalmanach für das Jahr 1828“, hat der Dichter nicht mehr erlebt. Der Inhalt zeigt außer einer Übertragung aus dem Englischen, der „Höhle von Steenfoll“ aus den „Tales of a Voyager“, nur eigene Werke Hauffs oder doch eigenartige Erzählungen württembergischer Sagen. Das Inhaltsverzeichnis lautet: 1) Das Wirtshaus im Spessart (als Rahmenerzählung). – 2) Die Sage vom Hirschgulden. – 3) Das kalte Herz, 1. Abteilung. – 4) Saids Schicksale. – 5) Die Höhle von Steenfoll. – 6) Das kalte Herz, 2. Abteilung.


  1. Die vorher veröffentlichten Schriften Hauffs waren nicht unter seinem Namen, sondern die „Memoiren des Satan“ anonym und „Der Mann im Monde“ unter dem Pseudonym „H. Clauren“ erschienen.
  2. Gustav Adolf Schöll (1805–82), Archäolog und Kunstschriftsteller.
  3. James Morier (1780–1849), engl. Romanschriftsteller, besonders durch seine persischen Romane, wie „Hadschi Baba“, „Zohrab“, „Aijescha“ u. s. w., bekannt.

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