RE:Ercavica

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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historische Stadt in Hispanien, im heutigen Kastilien - La Mancha
Band VI,1 (1907) S. 397398
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GND: 4236612-4
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Ercavica, Stadt im diesseitigen Hispanien; wird zuerst in dem Bericht über die Feldzüge des Ti. Gracchus vom J. 575 d. St. = 179 v. Chr. als nobilis et potens civitas unter den Gemeinden der Keltiberer genannt, die sich den Römern ergaben (Liv. XL 50, 1). Münzen mit der iberischen Aufschrift ercavica gehören nach ihren Typen in das mittlere Keltiberien, lateinische mit den Köpfen des Augustus, Tiberius und Gaius und den Namen von zwei Duovirncollegien haben die Aufschrift Ercavica und mun(icipium) Ercavica (Mon. ling. Iber. nr. 94. 94 a). Plinius nennt nach den Listen des Agrippa im Bezirk von Caesaraugusta Latinorum veterum Ergavicenses (III 24): das vetus Latium wird die Stadt zur Belohnung für ihre Ergebung erhalten haben. Ein Bürger aus Ercavica ex conventu Caesaraugustano erscheint als Flamen seiner Gemeinde in Tarraco (CIL II 4203). Ptolemaios setzt Ἒργαούικα zu den Keltiberern (II 6, 57) und zu den Vasconen (II 6, 60; Geogr. Rav. 4, 44 p. 312, 2 Erguti); doch beruht die Wiederholung wahrscheinlich nur auf Verwechslung. Seit dem vorigen Jahrhundert sind aus den erheblichen Überresten einer antiken Stadt, die westlich von Cuenca und südlich von Huete und Ucles in der Mancha – also fast zu südlich für den Bezirk von Caesaraugusta – hoch am Fluss Jiguala lag und im Volksmund ,der Hügel des Griechen’ heisst (Cabeza del Griego, wenn Griego nicht aus volksetymologischer Umdrehung von Ergaviga in Graviega entstanden ist), teils zufällig, teils durch wiederholt bis in die neueste Zeit angestellte Ausgrabungen die Reste von Mauern und Bauwerken und eine grosse Anzahl von Inschriften zu Tage gefördert worden (etwa 100), auf denen ausser Weihungen an einheimische und römische Götter und an Mitglieder des augusteischen Hauses die gewöhnlichen municipalen Magistrate sich finden, der Name der Stadt aber bis jetzt nicht gefunden worden ist (CIL II p. 419. 944). Dass darunter der Grabstein eines servus rei publicae Segobrigensium ist (Ephem. epigr. VIII 182) dient der auch früher schon ausgesprochenen Vermutung, dass hier Segobriga, das caput Celtiberiae im Bezirk von Neukarthago (Plin. III 25), zu suchen sei, nicht zu ausreichender Begründung; denn Segobriga (s. d.) entspricht nach der ununterbrochenen mittelalterlichen Tradition und dem wenig veränderten Namen dem heutigen Segorbe, das der Lage nach sehr wohl zum Bezirk von Karthago gehört haben [398] kann (CIL II p. 528). Auch eine familia Oculosis aus einem benachbarten Ort Usetum kommt auf einer Inschrift aus Cabeza del Griego vor (CIL II 5888) und ein Mann aus Belgida (Ephem. VIII 183). Auch die christlichen Inschriften von Cabeza del Griego, in denen verschiedene Bischöfe genannt werden (Inscr. Hisp. christ. nr. 164-170), geben keine sichere Entscheidung. Hiernach ist zwar die Identifizierung von Cabeza del Griego mit Segobriga so gut wie ausgeschlossen; aber auch für E. fehlt bis jetzt ein entscheidender Beweis. Es könnte also eine dritte Stadt dort gelegen haben, deren Name noch nicht ermittelt ist (vgl. Ephem. epigr. VIII 85). Immerhin spricht für E., dass ein anderer Platz dafür bisher nicht ermittelt werden konnte.