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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4

II verzeichnet sind. Die Abrechnung ist mit „v. Lützow“ unterzeichnet. Es ist doch auffallend, daß Sie für Artikel liquidieren, welche nach Ihrer Behauptung v. Lützow verfaßt hat? – Angekl. Leckert: Diese Abrechnung bezieht sich nicht auf die Artikel in der „Welt am Montag“, sondern auf die nicht veröffentlichten zwei Manuskripte, die ich v. Lützow überlassen hatte. – Es wurde darauf v. Lützow vernommen. Er sagte auf Befragen des Vorsitzenden: Seit Mitte Oktober bin ich in der Presse aufs schmählichste verleumdet worden. Es wurde behauptet: ich sei wegen Indiskretion aus dem Wolffschen Telegraphenbureau entlassen worden. Ich wurde außerdem als russischer Spion denunziert mit der Behauptung: ich sei deshalb aus dem Offizierstande entfernt worden. Endlich wurde behauptet: ich stehe in Diensten der politischen Polizei. Das sind mindestens so große Verleumdungen, wie sie die Anklage aus den hier in Frage stehenden Artikeln herausliest. Ich habe Berichtigungen an die Zeitungen gesandt und gegen eine Zeitung Strafantrag gestellt. Ich bin, nachdem ich inaktiver Offizier geworden, bis 1893 in der Landwehr gewesen. Aus der Landwehr bin ich in die gänzliche Inaktivität übergetreten und zwar mit Pension und anderen Benefizien. Herr v. Marschall hat im Jahre 1892 der Militärbehörde angezeigt: ich sei bei einer Zeitung tätig, die deutschfeindlichen Tendenzen verfolge. Die deshalb etwa ein Jahr währende Untersuchung endete mit meiner Freisprechung. Der Kaiser hat den Spruch des militärischen Ehrengerichts anerkannt, trotzdem bin ich am Schlusse dieses Verfahrens in Inaktivität getreten. – Oberstaatsanwalt: Der Angeklagte wurde allerdings freigesprochen, zur Ergänzung ist aber hinzuzufügen, daß der Übertritt in die gänzliche Inaktivität doch kein freiwilliger war. Der Spruch des Ehrengerichts wurde von seiner Majestät wohl bestätigt, damit war aber gleichzeitig der Abschied des Angeklagten verbunden. – v. Lützow: Ich wurde 1877 Offizier. 1880

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/142&oldid=- (Version vom 30.10.2023)