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II.
Blut Teufel und Teufelsbündnisse.

„Blut ist ein ganz besonderer Saft“ spricht Mephisto zu Faust, als sich dieser in höchster Aufregung bereit erklärt hatte, einen Pakt mit ihm zu schließen und denselben durch seine Namensunterschrift in Erz oder Marmor, auf Pergament oder Papier zu bekräftigen. Ob nun der Teufel, der, wie er besonders bei der Versuchung Jesu zeigte, in der Bibel trefflich beschlagen war, auch mit der Bemerkung Mosis, daß das Blut die Seele enthalte, bekannt war, mag ein fahrender Scholast untersuchen; beide, Faust und Mephisto, wußten ganz genau, um was es sich hier handelte.

Da das Blut von jeher bei den meisten, wenn nicht bei allen Kultur- und Naturvölkern als ein besonderer, magische Kräfte enthaltender Saft betrachtet wurde und vielfach auch noch als solcher angesehen wird, so ist es leicht erklärlich, daß es im religiösen Kultus stets eine weitgehende Rolle spielte und mit dem Wohl und Wehe der Menschen im innigsten Zusammenhange stand. Durch Anwendung des Blutes entschleierte man die Zukunft, schützte Tiere und Menschen gegen alle erdenkliche Krankheiten, bewirkte unwiderstehliche Liebe zwischen Jüngling und Jungfrau, erhielt Auskunft über die Keuschheit der Braut, fand das Versteck gestohlener Sachen, entlarvte den Mörder – kurzum, man machte das scheinbar Unmögliche möglich.

Will der ungarische Zigeuner ein Tier gegen Diebe schützen, so läßt er aus dem Finger eines kleinen Kindes drei Tropfen Blut auf ein Stückchen Brot fließen, gibt es dem Tiere und spricht dabei: