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4. Kapitel.
Der Oberkellner und wir.

„Mein Liebling! Erst heute kann ich Dir schreiben. Ich war krank. Die Aufregungen hatten mir ein leichtes Fieber eingebracht. Heute früh las ich dann die Zeitung. Und da sah ich, daß ich schreiben darf, daß man Dich – nicht belästigt. Die Preßburger haben ihre Schuldigkeit getan. Es war also doch ein guter Gedanke von mir. – Mir geht es wieder jetzt ganz gut. Nur die Angst will nicht weichen, daß Du mir nicht völlig verziehen hast und daß Du Dich von mir lossagen könntest! – Liebling – tu’ mir das nicht an! Du warst meine Retterin! Bleibe es! Ich werde nie – nie wieder mich Deiner unwürdig zeigen. Die Zeiten, wo man mich als „verlorenen Sohn“ betrachtete, sind vorüber. Entziehe mir nicht Deine Liebe, Deine stützende Hand, diese Hand, die mich und den anderen noch im letzten Augenblick vom[1] Rande des Abgrundes wegriß –“ Dann folgten Bemerkungen über Doberan und die Wohnung des Briefschreibers bei einem alten Ehepaar. Der Schluß lautete: „Leb wohl! Wann es ein Wiedersehen zwischen uns geben wird, hängt von so vielem ab. Behalte mich lieb, mich, der Dir nochmals schwört:

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)