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gratuliere von Herzen. Sie haben Ihre Sache vorzüglich gemacht!“

Harst wendet sich an Kammler. „Sind Sie nun bekehrt, Herr Kommerzienrat? Oder – nehmen Sie in diesem Falle nur einen zufälligen Erfolg eines der von Ihnen so schlecht beurteilten Privatdetektive an?“

Kammler wiegt den Kopf hin und her. „Ehrlich gestanden, lieber Harst, mich würde nur eine Reihe von Erfolgen überzeugen,“ meint er ausweichend.

Harst erhebt sich. „Meine Herren,“ beginnt er mit jener kühlen Selbstverständlichkeit, die jeder an ihm kennt und zu der jetzt noch eine müde Gleichgültigkeit hinzugetreten ist. „Sie wissen, welch unersetzlichen Verlust ich erlitten habe. Ich werde nie darüber hinwegkommen. Ich war nahe daran, lebensüberdrüssig und trübsinnig zu werden. Da riß mich diese Detektivarbeitet wieder hoch. Sie machte mich mein leeres Dasein vergessen. Jetzt, wo sie erledigt ist, fühle ich bereits wieder jene unsagbare Interessenlosigkeit gegenüber all und jedem, die mich vielleicht zum – Selbstmord treiben könnte. Mein Beruf als Jurist kann mir hier nicht die nötige Ablenkung bieten. Er ist zu sehr eingeengt, zu wenig abwechslungsreich. Ich werde ihn aufgeben. Aber – ich will mir gleichzeitig einen anderen Pflichtenkreis schaffen. Dabei können Sie mir helfen. Kommerzienrat Kammler deutete eine Wette mir gegenüber an. Diesen Gedanken nehme ich jetzt wieder auf. Ich will mich verpflichten, eine größere Anzahl von Verbrechen oder sonstigen Vorgängen, die bisher der Kunst der Polizeiorgane gespottet haben, aufzuklären, – sagen wir zwölf! Ich wette eine Million Mark, daß ich diese zwölf Fälle, die mir nacheinander von meinen Wettgegnern genannt werden und die an Zeit und Ort nicht gebunden sein sollen, erledigen werde. Die Wetteinsätze aber sollen dann an irgend eine wohltätige Anstalt fallen. – Wie gesagt, ich will ein Ziel haben, mir einen neuen Lebenszweck schaffen. Ich will das Verbrechen bekämpfen, Wehrlose schützen, Gestrauchelte aufzurichten suchen. All das kann nur der – Liebhaberdetektiv, der frei von Dienstvorschriften und papiernen Pflichten seine Begabung ausnutzen darf.“

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)