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Harst lächelte unmerklich, ging ins Schlafzimmer und kam fertig zum Ausgehen zurück.

„Ich habe Arbeit für Sie,“ meinte er und füllte beide Fächer seiner Zigarrentasche. „Sie könnten mal sofort im Fremdenheim Menkwitz kurze Freundschaft mit einem der weiblichen dienenden Geister unter Zuhilfenahme eines Zehnmarkscheins schließen und feststellen, wann Blenkner heute ausgegangen ist. Er interessiert mich nämlich mehr als Sie ahnen, lieber Schüler. Er glaubte, er hätte es hier mit – Dummen zu tun. Wir wollen ihm das Gegenteil beweisen. Wer mich in zwei Punkten faustdick belügt, führt irgend was im Schilde und ist alles andere nur kein Ratsuchender. – Ich sage: in zwei Punkten. Nummer eins ist das „sofort, ohne Zögern“. Nummer zwei aber die Geschichte von den gestohlenen wertvollen Familienpapieren. – Ist Ihnen hierbei nichts aufgefallen? – Nein?! – Aber ich bitte Sie! Wenn Ihnen etwas Wichtiges gestohlen wird, werden Sie dann vierzehn Tage untätig bleiben, bis Ihnen zufällig der Name eines bisher ganz unbekannten Liebhaberdetektivs aufstößt?! Gibt es nicht hier in Berlin Privatdetektive von Weltruf? Wird da ein vernünftiger Mensch ausgerechnet auf Harald Harst und den Zeitungsbericht über die Millionenwette warten? – Guten Morgen, auf Wiedersehen.“

Harst ließ den sehr nachdenklich gewordenen ehemaligen Komiker allein und verließ das Haus, ging dann nach rechts die Blücherstraße, diesen noch wenig bebauten Straßenzug des Vorortes Schmargendorf, hinunter und betrat bald durch die Tür des Bauzaunes ein halbfertiges Gebäude, sprach hier mit einigen Ziegelträgern und schenkte jedem zwei Zigarren. Dann benutzte er das nächste freie Auto zur Fahrt nach dem Zeitungspalast des verbreitetsten Blattes der Reichshauptstadt.




Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)