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verunglückt wären. Antwort: „Hier ist nichts dergleichen bekannt und auch nicht passiert – ganz bestimmt nicht. Ich müßte das wissen. Der Herr Graf von Lippstedt hat „die Sache“ nur im letzten Herbst durch einen Berliner Detektiv untersuchen lassen, dieser ist aber sehr bald wieder abgereist. Der Detektiv hieß Holzmüller und war ein Berliner.“ – So, Kollege, nun wissen Sie auch, was es mit dem vorhin erwähnten Telephongespräch nach außerhalb für eine Bewandtnis hat, und nun brauche ich nur über die Besuche bei Doktor von Beltz, meinem Klubgenossen, und bei Detektiv Holzmüller kurz zu sprechen. – Beltz lobte – er ist zuverlässig und verschwiegen – Bollschwing über alle Maßen als vornehmen Charakter und tadellosen Ehrenmann. Auch Blenkner ist ihm persönlich bekannt. Über diesen hörte ich ein ähnliches Urteil nur mit der kleinen Einschränkung: sehr adelsstolz und verschlossen. – Dann zu Holzmüller. Der war eine Niete. Wußte nichts – gar nichts von Bedeutung, hatte acht Tage im Schlosse Szentowo, das ganz dicht am See liegt, gut gegessen und getrunken, vierhundert Mark Honorar eingesteckt und – nur ermittelt, daß der See steinigen Grund hat und durchschnittlich acht Meter tief ist. Während seiner Anwesenheit blieb das rätselhafte Leuchten aus. Die Seenixe streikte eben.“

Harst hatte inzwischen zwei belegte Brote verzehrt, klappte nun den Deckel seiner Drehorgel auf, in die ein Vorratskasten oben eingebaut war und sagte: „Karl Malke hat für das Ding 200 Mark bezahlt. Es ist noch ziemlich neu, spielt drei Walzer, ein Volkslied, einen Marsch und einen Choral. – Wir werden gemeinsam hier im Zuge musizieren. Sie begleiten die Walzer auf der Geige. Diese Art Orchester ist neu.“ – Er holte ein Kognakfläschchen heraus und reichte es Schraut-Schüler. „Nehmen Sie einen Schluck. Etwas Schnapsgeruch gehört zum Musikanten,“ meinte er. „Wohl bekomm’s! Trinken wir auf einen guten Erfolg! Wir haben ja die besten Aussichten dazu. Wäre Blenkner nicht als Ratsuchender bei mir erschienen, so würden wir jetzt noch so gut wie nichts wissen. Nun aber sind wir bereits gewarnt – vor diesem Freundespaar, das uns fraglos in Szentowo gern das Leben

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)