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schuld. – Sie sehen, Herr Harst, – von den Schloßbewohnern gibt’s so allerlei zu berichten. – Hoffen Sie nun, die Sache mit dem Leuchten aufklären zu können? – Ich helfe Ihnen gern in allem, schon aus Ärger über die Gräfin Tilla, die immer so überlegen lächelt, wenn das Seeleuchten mal erwähnt wird, und die dabei doch ebenfalls so und so oft nachts ihren Mann im Boot begleitet hat. Noch vor acht Tagen habe ich die beiden bemerkt. Ich habe manche Nacht geopfert und am Ufer auf der Lauer gelegen, da ich selbst versuchen wollte, hinter diese seltsame Geschichte zu kommen. Ich bin ja nicht ganz ungebildet, Herr Harst, habe eine Landwirtschaftsschule besucht und mich dann allein aus Büchern über vieles unterrichtet.“

Schraut verabschiedete sich gleich darauf. – Wirklich – ein Jammer, daß Harst eingesperrt war, – besser, daß er sich hatte einsperren lassen, denn es wäre ihm ja ein leichtes gewesen, dem Grafen gegenüber die Maske zu lüften. Nun – er mußte wohl seine Gründe gehabt haben, daß er’s nicht tat. – Am Nachmittag half Schraut beim Unkrautjäten im Garten, und erst nach elf Uhr abends, als die letzten Gäste die Dorfkneipe verlassen hatten, stieg er zum Fenster seines Stübchens hinaus und schlich nach dem See hinab.




Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)