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5. Kapitel.
Das Erbbegräbnis derer von Lippstedt.

Mörner machte ein sehr wenig geistreiches Gesicht zu alldem. Ihm schwirrte förmlich der Kopf. Ganz mechanisch nahm er von Harst das brennende Streichholz für die Zigarette entgegen. Er wollte dann gerade den Mund zu einer Bemerkung auftun, als draußen im Gang schwere Schritte erklangen. Es war der Aufseher, der nun Harsts Zelle öffnete und meldete: „Herr Amtsrichter, Herr von Blenkner wünscht Sie in einer sehr dringenden –“ – „Führen Sie ihn nur hierher,“ unterbrach Harst ihn. „Wir warten schon auf den Herrn.“

Der Aufseher verschwand verdutzt. – „Sehen Sie, da ist er schon,“ meinte Harst zu Mörner. „Das Vorspiel des Dramas ist zu Ende. Der zweite Akt beginnt, denn der erste spielte sich in dieser Nacht zwischen mir und Blenkners Wirtschafterin ab. Sie werden sofort alles hören.“

Blenkner trat ein. Sein Blick ruhte prüfend auf dem rotbärtigen Leiermann. – „Ah – also hier sehe ich Sie wieder, Herr Harst,“ sagte er überstürzt. Dann reichte er Mörner die Hand. – Harst war aufgestanden und bot Blenkner den Platz auf der Bettkante an. „Bitte – setzen Sie sich. Wir werden so manches zu besprechen haben. Ich stehe gern. – Zigarette gefällig, Herr von Blenkner? – Es ist eine Marke,

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Walther Kabel: Zwei Taschentücher. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Taschent%C3%BCcher.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)