Stunden der Andacht/Nach dem Priestersegen

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Nach dem Priestersegen.

„Sie sollen meinen Namen aussprechen
über die Kinder Israel und ich werde sie
segnen.“
 (Lewit. 6, 27.)

Allgütiger! Laß den Segen, den wir zu dieser Stunde empfangen, den Segen, den einst deine geheiligten Priester über dein Volk ausgesprochen haben, an uns in Erfüllung gehen; in seiner ganzen Fülle und Bedeutung, in allen seinen Theilen möge er sich an uns bewähren.

Segne uns, Herr! – denn du allein bist die Quelle alles Segens und alles Heils. Segne uns mit des Lebens reichen Gütern und Gaben, segne uns mit einer festen, dauernden Gesundheit, mit einem langen Leben, mit der Kraft zu üben das Gute [29] und zu vollführen das Gottgefällige. Segne uns in Allem, was wir beginnen, segne uns in unsern Kindern und Kindeskindern, daß sie uns heranwachsen und wohlgerathen zu unserer Freude und Ehre.

Und behüte uns – behüte uns in dem, was du uns gegeben und bescheert. Behüte uns, Allgütiger, vor jedem Unfall und Ungemach; behüte uns vor dem Verluste treuer Freunde und geliebter Angehörigen, behüte uns vor Nahrungssorgen und Kümmernissen, vor Abhängigkeit von den Gaben und den Wohlthaten von Fleisch und Blut. Behüte uns, Allgütiger, in Allem, was wir lieben und ehren.

Laß uns leuchten, Herr, dein Angesicht – dein Angesicht in seiner göttlichen Milde und Freundlichkeit, erleuchte uns der Erde Nacht und Nebel, zünde in der Seele uns an das Licht der Wahrheit, um dich zu erkennen mein Gott und zu erfassen in deiner ewig waltenden Güte und Herrlichkeit.

Und sei uns gnädig – deine Gnade allein ist unsre Hoffnung und unser Heil! Sei uns ein gnadenreicher, milder und barmherziger Richter bei unsern Verirrungen und Vergehungen und nimm in deiner Huld und Liebe uns auf an dein Herz, wenn wir als reuige Kinder zu dir wiederkehren. Laß über uns walten deine Gnade und dein Erbarmen, wo und wann wir deiner bedürfen und zu dir rufen.

Wende, Herr, dein Angesicht uns zu – es ruhe auf uns dein Blick, er ermuntere uns zu allem Guten und Gerechten und halte uns zurück von den Thaten der Finsterniß. Dein Angesicht, das sich uns zuwende, sei unser Trost und unsre Zuversicht im Leiden; wenn Alles sich von uns wendet, wenn Vater und Mutter, wenn Freunde und Gönner uns verlassen, so verlasse du uns nicht und neige dein Angesicht uns zu.

Gib uns Frieden, Herr – Frieden mit der Welt und Frieden mit uns selber, den Frieden eines ruhigen Gewissens und der erfüllten Pflicht! es fliehe uns der Haß, der Neid, die Mißgunst und der Mißverstand, alles, was Streit und Zerwürfniß herauf beschwört. Gib uns Frieden, Herr, den wahrhaften reinen überschwänglichen Gottesfrieden, auf daß wir einst in Frieden von hinnen gehen, befriedigt von dem Rückblick auf unser vollbrachtes Leben, Frieden finden in deiner Nähe mein Gott. „Himmelfreudigkeit in deinem Antlitze und siegende Seligkeit in deiner Rechten.“ Amen.