„Hugdietrichs Brautfahrt“

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Titel: „Hugdietrichs Brautfahrt“
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 612
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[609] 

König Wasmund findet Wolfdietrich im Walde.
Aus dem Prachtwerk „Hugdietrichs Brautfahrt. Ein episches Gedicht von Wilhelm Hertz, ilustrirt von A. v. Werner.

[612] „Hugdietrichs Brautfahrt“ von Wilhelm Hertz (Stuttgart, Verlag von Gebrüder Kröner) ist unter den nachgerade fast allzu zahlreich gewordenen Prachtwerken eines derjenigen, welche in textlicher und illustrativer Beziehung gleich dauernden Werth behaupten. Wie meisterhaft Anton v. Werner das Buch illustrirt hat, das haben wir schon in der vorstehenden Schilderung des Künstlers und seiner Werke erwähnt und beweist wohl am besten die dem Werke entlehnte stimmungsvolle Illustration: „König Walmund findet Wolfdietrich im Walde“ (S. 609).

Wolfdietrich ist der Enkel König Walmunds, aber seine Geburt mußte dem Großvater verheimlicht werden; das Kind wurde verstoßen und im Walde von einer Wölfin genährt, bis es nach Wochen vom Jagdtroß des Königs aufgefunden und ins Schloß zurückgebracht wurde. Der Dichter selbst erzählt den Vorgang mit Humor folgendermaßen:

„Nach Wochen zog vom Königshaus
Walmund, der Herr, zu jagen aus;
Er streifte Thal und Schlucht entlang
Und kam nach manchem sauren Gang
Hin, wo im niedern Tannenschlag
Die Wölfin bei den Jungen lag.
Die Jäger sah’n das Kind und schrien,
Die Alte wandte sich zu fliehn;
Sie wich, doch eilt’s ihr nicht zu sehr:
Die Wölflein trabten nebenher.
Zum Lager ging der Herr sodann, –
Da saß der Knab’ und lacht ihn an.
Herr Walmund sprach: ‚Bei Gottes Bart!
Das ist ein Kind von guter Art!‘
Er hub es auf und nahm es mit
Und herzt es schier bei jedem Schritt.
Oft hält er unterweges an
Und zeigt’s den Jägern Mann für Mann:
‚Habt ihr, das sollt ihr mir gestehn,
Jemals solch schönes Kind gesehn?
Fürwahr, ich bin dem Rangen gut,
Als wär’s mein eigen Fleisch und Blut.“

Daß es in der That „sein eigen Fleisch und Blut“ ist, ahnt er nicht und auch Frau Liebgart, die Königin, weiß es noch nicht. Gerade sie wird aber bald eingeweiht, giebt der heimlich vermählten Tochter den Segen und sucht nun auch den König zu gewinnen, auf Umwegen. Sie fragt ihn eines Morgens beim Erwachen vorsichtig:

„Was thut man zu dem Ding mit Fug,
Das nicht durch Kraft und nicht durch List
Zu heben noch zu ändern ist?“
„Da sprach Herr Walmund lobesan:
‚Das muß man eben fahren lan.‘“

Aber trotz dieser weisen Einsicht braust ihm doch die Wahrheit, als er sie endlich von seiner Frau erfährt, „wie ein Schlag im Ohr“:

„Herr Gott, behüt uns allerwegen,
Das ist ein schöner Morgensegen!“

Er hat geschworen: niemals soll Hugdietrich von Byzanz ihm die Tochter ins ferne Land entführen dürfen; doch die Liebe triumphirt und der Byzanzer endet seine Brautfahrt glücklich. – So berichtet die bekannte, von Wilhelm Hertz seiner reizenden epischen Dichtung zu Grunde gelegte Sage.
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