ADB:Alboin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Alboin“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 223–224, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Alboin&oldid=- (Version vom 18. März 2024, 15:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Albinus, Petrus
Band 1 (1875), S. 223–224 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Alboin in der Wikipedia
Alboin in Wikidata
GND-Nummer 135880882
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|223|224|Alboin|Felix Dahn|ADB:Alboin}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135880882}}    

Alboin, Langobardenkönig 566–573, Sohn des Audoin und der Rodelinda; seine Geschichte ist durch die von Paul, dem Sohne Warnefrieds, uns überlieferte langobardische Heldensage noch mehr verhüllt als geschmückt. Schon in den pannonischen Sitzen der Langobarden (seit 526) zeichnete er sich wiederholt unter der Regierung seines Vaters in den blutigen Kämpfen mit den Gepiden aus: als König vernichtete er im Bunde mit den Avaren im J. 567 in blutiger Schlacht den größten Theil des gepidischen Volksheeres und zwang den Rest zur Unterwerfung; er hatte den Gepidenkönig Kunimund mit eigener Hand erschlagen, sich aus dessen Schädel eine Trinkschale fertigen lassen und dessen Tochter Rosimunda zum Weibe genommen (da seine erste Gattin Chlodosvintha, die Tochter des Frankenkönigs Chlothachar, gestorben war). So die Sage. In dem Kampf gegen die Ostgothen (550) hatten die Langobarden den großen Feldherrn Narses durch auserlesene Hülfstruppen unterstützt; nach dem Sturze dieses Staatsmannes und seiner Abberufung aus Italien beschloß A. sein Volk in dies reizvolle und meisterlose Land zu führen; daß ihn Narses selbst aus Rache nach Italien geladen [224] habe, ist unglaubhafte Sage. Im April des Jahres 568 zog das Langobardenvolk, verstärkt durch 20000 stammverwandte Sachsen, nach Venetien, Pannonien den Avaren überlassend; A. übertrug das wichtige Grenzherzogthum Friaul mit der Hauptstadt Cividale seinem Neffen Gisulf, der hier auserlesene Geschlechter des Volkes ansiedelte. Der König eroberte nun Vicenza, Verona und die meisten Städte Venetiens, im J. 569 Mailand und alle Binnenstädte Liguriens – Pavia jedoch erst nach dreijähriger Belagerung (572) – sowie Tusciens, ausgenommen Rom, Ravenna und einige Küstenstädte. Obwol A. Arianer war und zahlreiche Heiden langobardischen und anderen Stammes in seinem Volksheere mitführte, schonte er doch vielfach die katholische Kirche, welche seine Nachfolger häufig bedrückten. Wie viel von den Einrichtungen des Reiches auf dessen Begründer zurückzuführen, ist nicht mehr zu ermitteln, jedenfalls aber die Eintheilung in Herzogthümer (ducatus). Uebrigens trat A. als Eroberer auf, enthielt sich der romanisirenden Neigungen der ostgothischen Könige und entzog ohne geregelte Landtheilung den Römern in den occupirten Gebieten den Grundbesitz zu Gunsten der langobardischen Geschlechter (farae). Er wurde der Sage nach auf Anstiften seiner Königin Rosimunde, welche er im Rausch gezwungen hatte, aus ihres Vaters Schädelsschale zu trinken, ermordet; sein Grab unter den Stufen seiner Palasttreppe zu Pavia war noch in den Tagen Karls des Großen unversehrt zu sehen gewesen und die Heldensage seines Volkes hatte ihn nicht vergessen.

Flegler, Das Königreich der Langobarden in Italien. Leipzig 1857. – Papst, Geschichte des langob. Herzogthums, Forschungen zur D. Gesch. II. 2. 1862.