ADB:Ayndorffer, Kaspar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Aindorffer, Kaspar“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 720–721, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ayndorffer,_Kaspar&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 18:56 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Aistulf
Band 45 (1900), S. 720–721 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kaspar Ayndorffer in der Wikipedia
Kaspar Ayndorffer in Wikidata
GND-Nummer 133251608
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|45|720|721|Aindorffer, Kaspar|Friedrich Lauchert|ADB:Ayndorffer, Kaspar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=133251608}}    

Aindorffer: Kaspar A. (Ayndorffer), Benedictinerabt zu Tegernsee, † am 17. Januar 1461, im Alter von 58 Jahren. A. stammte aus einem Münchener Patriciergeschlecht. Seine Bildung wird er wol im Kloster Tegernsee empfangen haben, unter dessen Mönchen er sich im J. 1426 befand. Bei Gelegenheit der in diesem Jahre vorgenommenen Visitation des Klosters wurde er nach der Resignation des Abtes Hildebrand Kastner im Alter von erst 24 Jahren als Abt eingesetzt, mit der Aufgabe, die verfallene Klosterdisciplin wieder herzustellen. „Caspar war der von der Vorsehung ausersehene Mann, der durch Einführung der sog. Melker Observanz in das Stift den wahren Ordensgeist und zugleich mit demselben die Liebe zu wissenschaftlicher Thätigkeit verpflanzte, die von da an wieder das kostbare Erbgut Tegernsees bis zu dessen Aufhebung geblieben sind“ (Lindner). Durch seine Wirksamkeit in dem Kloster erwarb sich A. den Nachruhm eines zweiten Stifters und Reformators desselben. Von großer Tragweite war es, daß, während früher nur Adelige im Kloster Tegernsee Aufnahme fanden, von nun an auch Nichtadelige daselbst aufgenommen wurden, unter denen Johannes Keck im J. 1442 der erste war. Tegernsee wurde unter Abt A. eine Pflanzstätte tüchtiger Ordensmänner, von denen mehrere als Aebte in andere Klöster berufen wurden. Im J. 1455 wurde das neu gegründete Stift Andechs von Tegernsee aus colonisirt. Die Thätigkeit Aindorffer’s für die Klosterreform brachte ihn auch in Verbindung mit dem berühmten Cardinal Nicolaus von Cusa. Die wissenschaftliche Thätigkeit im Kloster förderte A. durch Vermehrung der Bibliothek. Mehrere von seinen Mönchen thaten sich als Gelehrte und [721] Schriftsteller hervor, unter diesen besonders der schon genannte Joh. Keck und Ulrich Stöckl (seit 1488 Abt von Wessobrunn), welche dem Concil von Basel beiwohnten. Auch die Namen von zwei geschickten Miniaturenmalern unter den damaligen Tegernseer Mönchen sind bekannt. Auch einige Kunstwerke aus der Zeit dieses Abtes sind noch vorhanden: die zwei aus rothem Marmor gehauenen Relieffiguren der beiden Stifter des Klosters, der Rest des Grabdenkmals, das er ihnen im J. 1445 errichten ließ; dieselben sind jetzt über dem Eingang der Pfarrkirche zu Tegernsee angebracht; ferner fünf im gothischen Stil geschnitzte Chorstühle, jetzt im Nationalmuseum zu München, und eine kostbare aus Weißkupfer gefertigte und vergoldete Monstranz, die sich noch in Tegernsee befindet. – Gedruckt sind von A. nur einige Briefe: eine „Epistola de restituenda universim in ordine S. Benedicti monastica disciplina“ an den Abt Johannes von Melk, vom 13. Mai 1460 (bei Pez, Bibliotheca ascetica, T. VIII, p. 587 s.); fünf bisher unedirte Briefe bei Lindner, II, 280–282. Ueber noch vorhandene Manuscripte von demselben vgl. Lindner, I, 49.

Alphons Hueber, Chronicon Monasterii Tegernseensis, bei Bern. Pez, Thesaurus anecdotorum novissimus, T. III, Pars 3 (Augustae Vind. 1721), p. 537–545. – Wiguleus Hund, Metropolis Salisburgensis, T. III (Ratisponae 1719), p. 272. – C. Meichelbeck, Historia Frisingensis, T. II (Augustae Vind. 1729), p. 204–206; 252 s. – A. Wessinger, Kaspar Aindorffer, Abt in Tegernsee 1426–1461; Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, 42. Band (1885), S. 196–260. (Handelt auch ausführlich über die Einnahmequellen des Klosters in damaliger Zeit, S. 228 bis 247, und über Recht und Verwaltung, S. 247–257.) – P. Lindner, Familia S. Quirini in Tegernsee. Die Aebte und Mönche der Benediktiner-Abtei Tegernsee, I. Theil (München 1897), S. 45–49 (auch im Oberbayer. Archiv, 50. Bd., S. 62–66); II. Theil (München 1898), S. 280–282.