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ADB:Aistulf

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Artikel „Aistulf, König der Langobarden“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 721–725, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Aistulf&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 00:31 Uhr UTC)
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Aistulf, der vorletzte König der Langobarden (Juli a. 749 bis December 756), war der Sohn Pemmo’s, des Herzogs von Friaul, und der Ratperga, deren rührende Bescheidenheit die Sage verherrlicht hat: sie bat gar oft – aber vergeblich – ihren Gatten, sie durch eine Frau von minder bäuerischem Aussehen zu ersetzen. Aistulf’s Brüder waren Ratchis, der spätere König, und Ratchait. Pemmo, ein wackrer Held, hatte die alten Plagegeister jener Marken, die Slaven, greuelvolle Verwüstungen rächend, tapfer hinaus geschlagen, gerieth aber in Streit mit dem von König Liutprand (s. A. D. B. XIX, 9) begünstigten Patriarchen Calixtus von Aquileja, der eigenmächtig seinen Sitz von Carmona nach Friaul, dem Amtssitz Pemmo’s, verlegte und den vom Herzog hier eingesetzten Bischof Amator von Julia Carnica aus dessen Palatium vertrieb. Pemmo wollte das nicht dulden, verhaftete den Patriarchen, hieß ihn in die Meerveste Ponticum bringen und soll sein Leben bedroht haben. Der König aber entsetzte Pemmo des Herzogthums und verlieh dies dessen ältestem Sohn Ratchis, der, zwischen Vater und König vermittelnd, jenem freies Geleit zu dem Königsgericht zu Pavia erwirkte, das freilich Pemmo und alle dessen Anhänger verurtheilte. Der König begnadigte dann den Vater und die Söhne, nicht aber die übrigen Anhänger Pemmo’s, die er vielmehr sofort zu ergreifen befahl. „Da entbrannte A. in schmerzlichem Zorn und er würde mit dem schon gezückten Schwert den König getödtet haben, wäre ihm nicht Ratchis in den Arm gefallen“. Dieser sagenhaft gefärbte Zug soll die sanftere Sinnesart des Ratchis und den heißblütigen Ungestüm Aistulf’s zeichnen, ein Gegensatz, der allerdings streng geschichtlich ist: wieder einmal ist echte Sage treuer [722] Spiegel der Wahrheit. Denn als König Liutprand und bald darauf sein Neffe und Nachfolger Hildiprand gestorben (a. 744) und Ratchis König geworden war, neigte dieser, der Gatte einer eifrig frommen Römerin Tassia, so stark den Römern und der Kirche zu, daß die römerfeindliche, die nationale Partei im Langobardenreich ihn während einer Wallfahrt nach dem Sanct Sylvesterkloster auf dem Soracte absetzte und A. zum Gegenkönig erhob (Juli 749), wir wissen nicht, wiefern mit dessen Anstiftung oder Mitwirkung. Da Ratchis keinerlei Widerstand versuchte, sondern mit Gattin und Tochter nach Rom ging und alsbald in das Kloster des heiligen Benedict zu Monte Casino trat, das vor kurzem einen anderen mächtigen Herrscher, Karlmann, den Sohn Karl Martell’s, in seinen Frieden aufgenommen hatte, konnte A. ohne Kampf den Thron behaupten.

Nach der ganzen Lage der Dinge in Italien (s. die Stellung der Parteien in dem Artikel „Liutprand“) mußte ein kraftvoller kriegerischer Fürst wie A. sonder Zweifel war, gegen die Byzantiner, den Papst und dessen Schützer, die Frankenkönige, auftreten, was dann sofort geschah. Auf einem Reichstag zu Pavia (März a. 750) ließ A. alle Schenkungen des Ratchis und der Tassia, die nach Aistulf’s Erhebung ausgestellt worden, zumal die reichen an Kloster Soracte, für ungültig erklären, sofern der neue König sie nicht ausdrücklich anerkenne. Im nächsten Jahre erneuerte er die langobardischen Angriffe auf die Byzantiner und zwar mit bestem Erfolg: es gelang schon a. 750 den größten Theil des Exarchats zu erobern, den Exarchen Eutychius zu vertreiben und das so lang angestrebte Ravenna selbst zu gewinnen: A. war entschlossen, die wichtige Seeveste zu behalten, denn nicht auf Ausraubung, auf Einverleibung aller noch byzantinischen oder päpstlich-römischen Gebiete ging sein staatsmännischer Plan: den zweiten Jahrestag seiner Herrschaft (Juli 751) beging er feierlich in dem alten Kaiserpalast zu Ravenna: er forderte Anerkennung seiner Gerichtshoheit und Finanzhoheit in allen besetzten Städten: der Erzbischof von Ravenna wohnte dem Reichstag vom 1. März a. 750 an, er war langobardischer Landesbischof geworden: ein Großes war erreicht! Und auch eine andere wichtige und schwere Aufgabe der Langobardenkönige, die Bändigung der trotzigen Grenzherzoge (siehe die Artikel Agilulf und Liutprand) nahm A. kräftig in Angriff: in Benevent beließ er zwar Liutprand’s Neffen Gisulf und nach dessen Tod dessen Sohn Liutprand und die Wittwe Skauniperga, übte aber selbst die oberste Gerichtsbarkeit im Lande und zwang dessen Aufgebot, ihm Heeresfolge gegen Rom zu leisten (a. 756): desgleichen das von Spoleto, dessen Herzog Lupus, des Ratchis eifrigen Anhänger, er, wie es scheint, abgesetzt und – sehr weise! – nicht durch einen Nachfolger ersetzt hat: die Einziehung dieser gefährlichen Herzogthümer zu unmittelbarer Verwaltung durch die Krone wäre der richtige, freilich wohl schwer gangbare (s. den Artikel Agilulf) Weg für das Königthum gewesen. Nach der Eroberung Ravennas und des Exarchats wandte A. seine Waffen gegen den ducatus Romanus, den schon lange wirksamer als sein dux kluge und muthige Päpste vertheidigten (s. die Artikel Agilulf, Liutprand, Desiderius). Zwar gelang es Papst Stephan II. (a. 732–757), dem Nachfolger des gewandten Griechen Zacharias, A. zum Abschluß eines Friedens für 40 Jahre zu gewinnen (Juni a. 752), allein schon nach 4 Monaten (October a. 752) brach der ihn wieder; vergeblich suchte Stephan durch eine Gesandtschaft, die weder Geschenke noch Bitten sparte, ihn abzuhalten: schon im März a. 753 stand A. wieder im ducatus, im September und October nahm er Nepi und einige Vesten in der Nähe Roms, so Ceccano bei Frosinone, „eine Besitzung Sanct Peter’s“, d. h. der Peterskirche, nur 30 römische Meilen (30 000 Schritt) von der Stadt, heischte unter schweren Drohungen Kopfgeld von allen Römern, wies eine neue [723] Gesandtschaft des Papstes und eine Botschaft des Kaisers Constantin Kopronymos, welche des Papstes Bruder, der Diacon Paulus (später a. 757–767 Papst Paul I.), nach Ravenna begleitete, ab und fuhr fort, den römischen Ducat zu bedrängen.

Näher als je zuvor schien das langobardische Königthum der Lösung seiner schweren Aufgaben gegenüber Byzanz, dem Papst und den unbotmäßigen Grenzherzogen gekommen, da trat ihm entgegen jene enge Verbindung des Papstthums mit der karolingischen Frankenmacht, jenes Bündniß von höchster weltgeschichtlicher Bedeutung, dem der so viel schwächere Langobardenstaat erliegen mußte. Schon gegen König Liutprand (s. d. Artikel) hatte ein Papst Gregor III. (a. 731–741) die Franken zu Hülfe gerufen (a. 739), indem er sich erbot, vom Kaiser, ohne Zweifel seinem rechtmäßigen Landesherrn, abzufallen und Karl Martell, den er zum „römischen Consul“ ernannte, sich zu unterstellen. Karl hatte damals abgelehnt, Liutprand, seinen Waffengenossen gegen die Araber (Urgeschichte III, 815), zu bekämpfen. Allein jetzt reiste Papst Stephan II. selbst zu dem eben zum König erhobenen Pippin (s. A. D. B. XXVI, 155) und erwirkte dessen Versprechen gewaffneter Hülfe gegen A., diesen „Ausbund aller teuflischen Verruchtheit“: die Briefe des heiligen Vaters häufen alle Schmähworte der lateinischen Sprache auf diesen Langobardenkönig, der sich erlaubte, statt päpstlicher, königlich langobardische Politik zu treiben. Die zahlreichen Briefe des Papstes an Pippin und „die Franken“ nennen ihn „von der Arglist des Altfeinds (des Teufels) besessen, höchst gräulich, boshaft, einen Wütherich, gottlos, Teufelsgeist mit teuflischen Plänen, heftig wüthend, pestilentialisch, pestverbreitend, teuflisch trügend, gotteslästerlich“. Stephan ging dabei trotz aller Leidenschaft gar schlau vor. Er bestellte sich heimlich durch einen Pilger bei Pippin eine öffentliche durch eine Gesandtschaft zu überbringende Einladung in das Frankenreich! Noch nie hatte ein Papst Rom und Italien verlassen, außer um sich, gezwungen oder freiwillig, zu seinem Souverän nach Byzanz oder sonst in einen Ort des Kaiserreichs zu begeben: jetzt aber wollte der römische Bischof über die Alpen zu dem Frankenkönig, um sich von dessen Waffen durch das besiegte Langobardenreich zurückführen und mit diesem oder auch dem Kaiser zu entreißenden Gebiete beschenken zu lassen. Der Schachzug war ein Meisterstück arglistiger Staatskunst. Jetzt konnte A. dem vom Frankenkönig eingeladenen Papst, – der ja an dieser Einladung ganz unschuldig! – die Durchreise nicht verwehren, ohne Pippin schwer zu beleidigen, der seinem geladnen Gast die Wege nöthigenfalls mit dem Schwert frei brechen mußte: die Einladung konnte also Krieg bedeuten, – sehr nach dem Wunsche des heiligen Vaters.

Pippin mochte geneigt sein, dem Papst die erbetene Hülfe zu gewähren: war er ihm doch zu Dank verpflichtet für die kirchliche Weihung seiner ohne Zweifel rechtswidrigen Thronbesteigung und wußte er doch auch für die Zukunft den Werth engen Bündnisses mit dem Haupt der Kirche zu schätzen. Allein die fränkischen Großen waren durchaus ungewillt, die Kraft des Reiches in Italien zu verwenden, die anderwärts, in Aquitanien, in Baiern viel dringendere Aufgaben hatte; ferner hatten ja die Langobarden seit langer Zeit den Franken nichts zu Leide gethan, vielmehr vor vierzehn Jahren (s. den Artikel Liutprand) höchst wirksame und werthvolle Waffenhülfe wider die Araber geleistet: die Großen drohten Pippin offen mit ihrem „Abfall“, d. h. wohl vor allem mit Ungehorsam, wenn er sie gegen A. aufbiete. Von solcher Stimmung des fränkischen Adels (wol durch zwei Gesandtschaften) verständigt, suchte der Papst diesen durch ein Schreiben zu gewinnen, das alle Künste theologischer Diplomatie mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit anwendet: mit vollem Erfolg. Nicht nur [724] der König, auch eine große Versammlung – ein Reichstag? – der Franken richtete nun die gewünschte Einladung an Stephan: Bischof Chrodegang von Metz und Herzog Autchar wurden nach Rom entsendet, ihn feierlich in das Frankenreich zu geleiten. Nun war A. in üble Lage gerathen: hieß er den Papst zu Pippin reisen, so wußte er das Ergebniß der Reise und der päpstlichen Hülferufe voraus: Aufforderung Pippin’s unter Kriegsdrohung, „Sanct Peter“ das Entrissene herauszugeben; sperrte er dem geladenen Gast Pippin’s die Wege, so bedeutete das sofort den Krieg mit der, wie A. vermuthlich erkannte oder doch bald erfahren sollte, unvergleichlich überlegenen Frankenmacht. Noch unheimlicher ward Aistulf’s Lage, als der Papst ihm seinen Besuch in Pavia auf der Durchreise ankündigte: er hatte von seinem Souverän, dem Kaiser in Byzanz, den Befehl erhalten, von dem König persönlich die Zurückgabe Ravennas und der übrigen Eroberungen byzantinischer Städte zu verlangen: und noch wagt der Papst nicht, einen „Befehl“ aus Byzanz unbefolgt zu lassen. Nach den Erfahrungen früherer Begegnungen der Päpste mit Langobardenkönigen hatten jene ebensoviel Ursache, solche zu suchen, wie diese, sie zu meiden: meist hatten die an Geist oder doch durch ihre Würde überlegenen greisen Priester hiebei all ihre Ziele erreicht; es wirkt fast humoristisch wie der gewaltige König Liutprand sich vor einem zweiten Besuch des wehrlosen Papstes Zacharias fürchtet: er ahnt, daß dieser wieder alles durchsetzen würde. Auch A. suchte jetzt angeblich dem Gefahr drohenden besuch die Spitze abzubrechen: er sandte dem unter allerlei Wunderzeichen heranreisenden Papste Gesandte entgegen, die ihn beschworen, doch ja nicht mit dem König von Herausgabe seiner Eroberungen zu sprechen! Stephan erwiderte, nichts werde ihn abhalten, sie zurückzufordern, schickte übrigens dem „Gotteslästerlichen“, „höchst Nichtswürdigen“, wie er ihn auch jetzt in Briefen an Pippin nennt, Ehrengeschenke voraus. Von Gefährdung an Leib und Leben, welche die kirchlichen Quellen zu fürchten vorgeben, war keine Rede: die Päpste wußten, daß bei diesen Begegnungen die Langobardenkönige, die ihnen demüthig den Steigbügel hielten und stundenweit neben ihrem Maulthier zu Fuß einhergingen, ihnen nicht ein Haar krümmen würden. So lehnte auch jetzt A. zwar wie die Forderungen des Kaisers die „weinenden“ Bitten des Papstes ab, ließ aber diesen ungehindert durch sein Land in das Frankenland ziehen, freilich „mit den Zähnen knirschend wie ein Löwe“, als Stephan auf wiederholtes Befragen bei dieser Absicht beharrte; der König wußte oder ahnte doch, was aus dieser Reise seinem Reich erwachsen werde. Bald sollte sich’s zeigen. Nachdem Pippin (s. den Artikel) dem Papst wiederholt versprochen, ihm alle Gebiete zu schenken, die er den Langobarden in dem als unvermeidlich angesehenen Krieg entreißen werde, forderte Pippin von A. durch eine Gesandtschaft (wol unter Kriegsdrohung), er möge die Klagen des Papstes abstellen und nach der vorausgesehenen Ablehnung ward (Ostern a. 754) auf dem Reichstag zu Kiersy der Krieg beschlossen. A. suchte noch den Ausbruch zu verhindern, indem er Pippin’s eignen Bruder, der seit a. 747 im Kloster Monte Casino als Mönch lebte (s. o. S. 722), als Landesherr beauftragte, den König umzustimmen: Karlmann scheiterte und ward nun in einem Kloster des Frankenreichs festgehalten, solche Verwendung fortab zu verhüten; ebenso scheiterte ein letzter Versuch des Papstes, A. zur Nachgiebigkeit zu bewegen, wobei Pippin sich sogar erbot, an A. 12 000 solidi zu zahlen. Schon während dieser Verhandlungen zog das Frankenheer über Vienne, Grenoble und Maurienne in die fränkischen und langobardischen „clusae“, d. h. die Bergpässe des Mont Cenis: ein Gefecht seiner Vorhut entschied den Feldzug; diese vertrieb in begeistertem Anlauf – der Papst unterließ nicht, den Sieg der Minderzahl einem Wunder Sanct Peter’s zuzuschreiben – die Langobarden aus ihren Stellungen auf dem [725] Südabhang des Gebirges. A. und der größte Theil seines Heeres warf sich in die feste Hauptstadt Pavia, ward aber schon nach wenigen Tagen der Einschließung – wohl aus Nahrungsmangel – gezwungen, um Frieden zu bitten. Die langobardische Strategie in allen drei Feldzügen gegen die Franken, a. 754, a. 756 und a. 774, ist äußerst schwach und gedankenarm; sie erklärt vollauf das rasche Erliegen des doch kriegstüchtigen Volkes in allen drei Fällen: allerdings war die Uebermacht des Frankenreiches eine gewaltige; man denke, die Heere von Frankreich, Deutschland und Deutschösterreich sollten abgewehrt werden von etwa ⅔ der Kräfte Italiens: allein längere Vertheidigung des so berg- und burgen-reichen Landes wären doch sehr leicht möglich gewesen; nachdem die Franken ins Land herabstiegen, hätte man den Krieg, fern von ihren Verbindungen, dadurch in die Länge ziehen können und sollen, daß man Ravenna und die zahlreichen andern Vesten der Halbinsel besetzte und so den Feind zu langwierigen Belagerungen zwang: statt dessen wirft sich die ganze einmal geschlagene Streitmacht in die engen Mauern Einer Stadt, um hier wie in einer Mausfalle sich fangen zu lassen. Kein Entsatzheer erscheint, die Belagerten zu befreien.

A. mußte urkundlich und „unter furchtbarem Eide“ versprechen, Ravenna und Alles was Pippin dem Papste zu schenken gelobt hatte, herauszugeben. Pippin zog nach Hause, ohne den kurzen Weg von Pavia nach Rom zurück zu legen, wo der Papst als Triumphator empfangen ward. Aber gar bald ergehen aus Rom immer lautere Hülferufe in das Frankenreich: A. weigerte sich, seine Versprechungen zu erfüllen. Die Schroffheit, Raschheit, Nacktheit dieses Vertragsbruchs mag auf die offenbar ungestüme wilde Leidenschaftlichkeit des Mannes zurückzuführen sein, – immerhin erklärt sich, daß ein Langobardenkönig, der doch nicht fränkischer oder päpstlicher Unterthan geworden war, den nun geschaffnen Zustand zu ertragen nicht vermochte; mit allen Schmähungen überhäuft der Papst abermals den gottlosen, teuflischen, höchst nichtswürdigen König, der alsbald (1. Januar 756) mit starken Scharen vor den Thoren Roms erscheint und unter heftigen Drohungen Einlaß verlangt: allein abermals (siehe Agilulf) fehlt ihm eine Flotte, den Tiber zu sperren, die Zufuhr abzuschneiden. In immer dringenderen, mit meisterhafter Seelenkunde geschriebenen Briefen rief der Papst – auf dem offenen Seeweg! – die Hülfe Pippins an, der dann auch (Ende Mai) wieder heranzog. Da mußte die Belagerung Roms aufgegeben werden. A. eilte nach Pavia zurück und schickte sein Heer abermals an die Südausgänge der „Clusen“. Und nun wiederholt sich das frühere thörichte Verfahren. Die Franken halten von Westen her die Langobarden in ihrer Stellung fest, erlesene kleine Scharen überklettern unvermerkt die schmalen Jägerstiege und greifen überraschend vom Süden her an: es kommt gar nicht zum Gefecht: bestürzt fliehen die Langobarden aus ihren werthlos gewordenen Schanzen und zwar, ohne die Polinie oder die des Tessin zu halten, abermals nach Pavia. Alsbald wird diese Stadt eingeschlossen und A. unter Geiselerstattung und sehr harten Bedingungen (Jahresschatzung, Auslieferung des dritten Theils des Königsschatzes) zum Frieden gezwungen. Nicht lange danach (December a. 756) fand er einen plötzlichen Tod, auf der Jagd vom Pferd an einen Baum geschleudert: die Kirche fand darin ein Strafgericht Gottes und der Papst frohlockte: „so ward jener Tyrann, der Anhänger des Teufels, der Sauger des Blutes der Christen, der Zerstörer der Kirchen, vom Streiche Gottes getroffen und hinab gestoßen in den Schlund der Hölle“.

Quellen und Litteratur: Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker III, 1883–85, S. 866–907.