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ADB:Baade, Knud Andreassön

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Artikel „Baade, Knud Andreassön“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 150–151, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Baade,_Knud_Andreass%C3%B6n&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 08:41 Uhr UTC)
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Baade: Knud Andreassön B., Marinemaler, geboren am 28. März 1808 aus dem Pfarrhofe Skiold (im südlichen Norwegen) als der Sohn eines Advocaten; erhielt durch seinen mütterlichen Großvater die Neigung zur Bildnerei, welche erst zu Bergen, dann 1827–30 bei Prof. Eckersberg in Kopenhagen und Christiania, wo B. die Porträtmalerei übte, gefördert wurde. Zu Indrejogn (Bergen), wohin der Vater 1831 als Landrichter (Sorenskriver) versetzt wurde, lud die großartige Natur zu landschaftlichen Studien, die durch eine Reise nach Drontheim und dem hohen Norden, durch den Anblick der Mitternachtsonne neue Nahrung fanden. Eine zufällige Bekanntschaft mit Joh. Christian Dahl führte zu einer Uebersiedlung nach Dresden (1836–39), von wo ein bedenkliches Augenübel den jungen Maler ein Jahr lang wieder an die Heimath bannte. Hergestellt wagte er sich 1840 wieder nach Dresden und übersiedelte 1842 nach München, welches B., mehrere längere Studienreisen nach seiner Heimath abgerechnet, bis zu seinem am 24. November 1879 erfolgten Ableben zum ständigen Wohnsitze erwählte. Hatte er früher fast ausschließlich nur Mondnächte, meist mit stürmischer See, die sich an nackten Felsen bricht und Schiffe mit Wuth hin- und herschleudert, ziemlich eintönig in Dahl’s trüber Farbe gemalt, so übte zu München das Vorbild von Christian Morgenstern (1805–67) einen überwältigenden Eindruck auf B., welcher das bisherige Repertoire zwar beibehielt, aber durch eine wunderbar poetische Stimmung seine Schöpfungen zu überraschenden Kunstwerken gestaltete. Die ernst-großartigen Scenerien der nordischen Natur tauchte er in eine gewaltige Wechselwirkung von Licht und Helldunkel, wobei die hochdramatischen Wolkenzüge eine virtuose Rolle spielten. Eine gewisse Energie und frappirende Breite des Vortrags, genährt durch die Neuheit der Motive, wurde aber alsbald bei B. Manier und wirkte, auf allen Bildern gleichmäßig wiederkehrend, trotz aller Originalität, ermüdend auf den Beschauer. So wurde B. der Gegensatz zu Zwengauer’s friedlichen Abendstimmungen, Beide fanden zeitlebens ein dankbares Publikum. B. erschien 1845 zuerst im Münchener Kunstverein mit einem „Schiffsdeck“, „Seesturm“, „Mondschein“ und einer „Insel in Norwegen bei Mitternachtsonne“ und begründete damit siegreich seinen gefeierten Namen. Darauf folgte 1846 eine „Marine“, „Winterlandschaft“, „Gebirgsgegend aus Norwegen“ und „Nordische Landschaft“. 1847 der „Nigards Gletscher Justedal“; B. unterbrach aber plötzlich seine Ossianischen Nebelbilder durch herkömmliche Motive aus der Ramsau, vom Hintersee, aus dem Inn- und Zillerthal und eine „Tiroler-Hammerschmiede“. Dann hob [151] er die alten Schwingen zu altnordischen Zauberspielen, wobei unnöthigerweise auch die Gestalten der „Saga“ als Staffage Verwendung fanden; unvergleichlich blieben jedoch seine stillen Buchten in den Scheeren mit den durchziehenden Barken, die niederen Strandhütten an den sturmumtobten Felsenküsten, die mit ihren Rauchschlangen das wüthende Meer durchschleichenden Dampfer – alle mehr oder minder von zerpeitschten Wolkengeschieben überspannt oder durch die silberne Mondsichel mit flüssigem Silber überfluthet, in welchem eine gestrandete „Fortuna“ oder ein halbversunkenes Wrack die schwermüthige Empfindung mit epischer Kraft verklären. Ein stiller Forscher und selbst in heiterer Umgebung selten aufgeknöpfter Sinnirer, beschäftigte sich B. mit speculativen Problemen und versenkte sich freilich unter der Leitung des liebenswürdigen Professors Dr. Emil Harleß (1820–62) in das Studium der Anatomie mit demselben Eifer, wie er auch den astronomischen und mathematisch-physikalischen Forschungen des Geheimrath Prof. Dr. Ph. L. v. Seidel lauschte. In seiner unscheinbaren Figur mit dem zergrämten, weltabgeschiedenen Antlitz – sein Bildniß wurde 1879 durch M. Grönvold gemalt – lag eine unergründete Tiefe. B. war ein Denker und Schweiger wie Moltke, als Maler aber ein echter Dichter von reicher Phantasie und virtuoser Technik. „Poetisch angelegt fühlte er sich von der grandiosen Natur seines Vaterlandes mächtig angesprochen und gab sie in zahlreichen Bildern wieder, wobei er besondere Vorliebe für Mondscheinscenerien zeigte. Bald läßt er das Meer sich in berghohen Wogen erheben und mächtige Schiffe wie dürre Blätter hin und herschleudern, bald es brandend an die Klippen des Ufers schlagen. Phantastische Wolkengestalten jagen über den Himmel und das blasse Mondlicht zuckt unsicher auf den Wellen. Bald führt er den Beschauer auf die friedlich ruhende, vom vollen Lichte des Mondes weithin beleuchtete See, ausnahmsweise auch tief in die Fjorde hinein, daß wir uns der grünen Matten und der weißstämmigen Birken erfreuen. Immer ist es das Bedeutende, Einsame, Erhabene, durch das er uns anregt und in romantische Stimmung versetzt, ohne an das Sentimentale zu appelliren.“ (Nr. 330 der Augsburger Abendzeitung, 29. November 1879.)

Vgl. Regnet in den Propyläen, München 1869, S. 108 ff. und in dessen Münchener Künstlerbildern, Lpz. 1871, I, 11 ff. – Ph. Weilbach, Dansk Konstnerlexikon. Kjobenhavn 1878, S. 125. – Nagler-Meyer, Künstlerlexikon 1878, II, 499. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke, 1895, I, 43.