ADB:Bakker, Jan de

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Artikel „Bakker, Jan de“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 778–779, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bakker,_Jan_de&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:59 Uhr UTC)
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Bakker: Jan de B. Johannes Pistorius, auch nach seinem Geburtsort Johann von Woerden (in Holland) genannt, das erste Opfer der Reformation in den nördlichen Niederlanden, geb. um 1498, verbrannt 15. Sept. 1525. Schon während er zu Utrecht Theologie studirte, kam er in den Geruch der Hinneigung zur neuen Lehre, weshalb ihn sein Vater, mit einer Empfehlung an Erasmus, nach Löwen schickte. Dem väterlichen Willen nachgebend, empfing er darauf zu Utrecht die Priesterweihe, aber der Inhalt seiner Predigten zog ihm eine Verhaftung zu, aus der man ihn jedoch diesmal noch wieder entließ. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wittenberg setzte er, in die Heimath zurückgekehrt, nicht nur trotz des Verbotes und gegen das ihm auferlegte Gebot einer 3jährigen Reise nach Rom seine Predigten fort, sondern verheirathete sich auch. Seinen Lebensunterhalt erwarb er daneben mit Handarbeiten. Seine Predigten gegen den vom woerdenschen Geistlichen betriebenen Ablaßhandel zogen ihm endlich 1525 eine neue Verhaftung zu. So eben rüstete man sich im Haag zu einem großartigen Ketzergericht unter dem Vorsitz des Oberketzerrichters Jodocus Lovering, Statthalters von Mecheln; die Statthalterin Margarethe von Oesterreich war mit der ganzen Regierung zugegen. Von allen Seiten des [779] Landes schleppte man die Schlachtopfer zusammen. B. mit 10 gemeinen Verbrechern in einem von Unrath verpesteten Gefängniß verhaftet, dann während dreier Tage verhört, mußte, da er standhaft blieb, 4 Tage in einem unterirdischen dunklen Loch im Stock liegen, um während dieser Zeit die Ermahnungen zur Umkehr von Hoch und Nieder anzuhören. Auch seinen alten Vater ließ man zu ihm; dieser aber ermahnte ihn muthig auszuharren; er sei bereit, wie Abraham sein Kind dem Herrn zu opfern. Danach ward B. auf dem Scheiterhaufen erdrosselt und dann verbrannt. Seine Mitgefangenen, denen er täglich gepredigt hatte, begleiteten seinen Todesgang mit geistlichen Gesängen. Er selbst starb geduldig und freudig. Unter seine Mitgefangenen war Wilhelm Gnaphaeus. Dieser, dem Tode glücklich entgangen, schrieb einen Bericht über Bakker’s Leben, Verhör und Tod: „Joh. Pistorii Woerdensis ob evangelicae veritatis assertionem apud Hollandos primi omnium exusti martyrium“, Straßburg 1529, wieder herausgegeben von Revius, Leiden 1649; in holländischer Uebersetzung: „Historie van Jan de Bakker“. Leiden 1652 und 1657; in deutscher Uebersetzung bei Rabus, „Historien der Martyrer“, Buch 4. Cap. 25. Von besonderem Interesse sind darin die ausführlichen Nachrichten über den Gang des Verhörs.